Die Kreisliga-Mannschaften 3 bis 5 waren vor einigen Wochen fulminant in die neue Saison 2023/24 gestartet: Alle drei konnte die Auftaktrunde zu Hause gewinnen. Nun mussten sie erstmals auswärts antreten und man durfte gespannt sein, wie das ausgeht.
SK Kelheim III (Kreisliga I Süd)
In der bärenstarken (knapp 1600er Schnitt!) Aufstellung Moritz Ramming, Valentina Neumeier, Eva Engl, Mannschaftsführer Anton Kliegl, Thomas Karl und Alexander Pickl musste das Team beim SF Tegernheim II ran.
Praktisch von Beginn an lief es sehr gut für den SKK. Nach zwei Stunden war Anton als erster fertig. Es war ihm gelungen, den nach seiner Einschätzung im Sizilianer so wichtigen Bauern auf der c-Linie zu gewinnen. Damit konnte er die gegnerische Stellung auf dem Königsflügel mit seinen Schwerfiguren infiltrieren. Dem Gegner wurde seine aussichtslose Lage bald klar und er gab auf.
Auch bei Moritz war es ein Bauer, der den Unterschied machte. Schon nach wenigen Zügen war die gegnerische Stellung praktisch kaputt und der amtierende Bayerische U12-Meister konnte sich darauf verlegen, die Figuren mit Angriffen vor sich herzutreiben, sodass irgendwann mal eine davon fiel. Mit inzwischen ordentlich Materialvorteil wollte sich die Gegnerin das Endspiel nicht mehr zeigen lassen. Es stand bereits 2-0.
Gegen Mittag war Alex der nächste, der seine Partie siegreich zu Ende bringen konnte. Zunächst stand es hier lange ausgeglichen, ehe die Gegnerin – anscheinend im Bemühen ein Matt mit Dame und Springer vorzubereiten – eine Leichtfigur verlor. Ab da versuchte Alex einfach alles abzutauschen, was am Brett stand. Kurz bevor sämtliche gegnerischen Leicht- und Schwerfiguren zwangsweise weg waren, stieg die Gegnerin aus. 3-0.
Ein paar Minuten später „einigte“ sich Eva mit ihrem Gegner auf Remis. Eva war lange mit einem Bauern Vorsprung unterwegs. Um den 20. Zug herum ging jedoch eine Leichtfigur für einen Bauern verloren und sie lag plötzlich eine Bauerneinheit hinten. Nach 29 Zügen haben sich die beiden Seiten durch Zugwiederholung stillschweigend auf Remis verständigt. Der Gegner zeigte sich im Anschluss zufrieden, gegen eine derart DWZ-starke Spielerin remisiert zu haben. Eva nahm an, denn damit stand es 3,5-0,5 und der Mannschaftssieg war gesichert. In einer anderen Situation hätte sie bestimmt weitergespielt und geschaut, was noch geht.
„Wie üblich“ könnte man fast sagen spielten jetzt nur noch Thommy und Leni. Anders als letztes Jahr das ein oder andere Mal hing diesmal aber nicht das Wohl und Wehe der Mannschaft von ihrem Ergebnis ab, denn der Sieg war ja bereits in trockenen Tüchern. Trotzdem wollten die beiden nicht so einfach Dienstschluss per Remis machen, da sie deutliche Stellungsvorteile hatten.
Thommy hatte im Endspiel eine Quali mehr, aber – er braucht das wahrscheinlich für seine Motivation 😉 – kaum noch Zeit auf der Uhr. Nachdem er den 40. mit ein paar Sekunden Restzeit gemeistert hatte, konnte er die Situation in Ruhe analysieren und zog die richtigen Schlüsse: Der Gegner hatte bis dahin mit seinem Springer jegliche Versuche, Raumgewinn zu erzielen, vereitelt. Daher opferte Thommy seinen Turm für die Leichtfigur und brachte einen Bauern durch. Da war es halb Eins.
Bei Leni dauerte es noch eine weitere Stunde. Auch sie musste eine nicht ganz so enge Zeitnotphase überstehen und stand schon klar besser, auch wenn es auf den ersten Blick nur ein Bauer war. Allerdings musste sie auf der Hut sein und konnte nicht einfach blind nach vorne stürmen, da der Gegner jederzeit Möglichkeiten hatte, mit seinem Läufer von hinten her abzuräumen, sobald sie ihre Deckungsaufgaben vernachlässigte. Daher war es ein Spießrutenlauf zwischen Angriff und Verteidigung, der am Ende 56 Züge und viereinhalb Stunden in Anspruch nahm. Dann hatte auch Leni ihren Punkt und SKK 3 einen sagenhaften 5,5-0,5 Sieg in der Tasche.
Nach dem Auftaktsieg vor einigen Wochen konnte SKK 3 seine Tabellenführung damit ausbauen. Allerdings hängt TSV Dietfurt/Altm. weiterhin punktgleich (aber mit weniger Brettpunkten) im Windschatten.
SK Kelheim IV (Kreisliga II Süd)
Die vierte Mannschaft war an diesem Sonntag bei DJK Regensburg Nord II zu Gast, allerdings diesmal nicht in der üblichen Spielstätte Pfarrei Heiliger Geist, sondern im Vereinsheim am Otterbachweg. Mit der Aufstellung Michael Gold, Boris Bondarenko, Mannschaftsführer Robin Lindner und Konstantin Neumeier war SKK IV von der Papierform her leicht favorisiert.
Als erster brachte Robin seine Partie mit Remis zu Ende. Die beiden Kontrahenten hatten sich mit Materialgleichheit regelrecht ineinander verkeilt. Trotz gleichfarbiger Läufer war hier nichts mehr zu machen, da die Könige blockiert waren und nirgendwo mehr durchbrechen konnten.
Nach zweieinhalb Stunden etwa brachte Konny seine Partie siegreich zu Ende. Das war jedoch knackig, denn zwischendurch war der Gegner bereits mit Dame und Turm direkt vor seinem König in Stellung gegangen. Konny behielt jedoch die Nerven, verteidigte sauber und war zur Stelle, als sich die Gelegenheit bot. Damit stand es 1,5-0,5.
Kurze Zeit später machte Michi an Brett 1 den Deckel drauf. Das jedoch gleicht einem kleinen Wunder, denn Michi war den Großteil der Partie über mit einer Leichtfigur zu wenig im Spiel. Allerdings gelang es ihm, diese zurückzugewinnen und die Partie zu drehen. Davon war der Gegner offenbar so genervt, dass er aufgab. Der Mannschaftssieg war nun schon sicher.
Boris war phasenweise mit einem Mehrbauern am Start und es sah eigentlich ganz gut aus. Der Vorteil war jedoch nie so groß, dass er sich entspannt hätte zurücklehnen können und so gelang es seinem Gegner irgendwann, einen Bauern durchzubringen – und Boris gab auf, wohl wissend, dass der Mannschaftskampf auch so mit 2,5-1,5 gewonnen war.
SK Kelheim V (Kreisliga II Süd)
In den Jahren nach Corona waren die Kreisliga-II-Mannschaften – insbesondere die Fünfte – oft auf verlorenem Posten, teilweise mit 400, 500 DWZ weniger am Start und praktisch ausschließlich für Kinder und Jugendliche zum Üben bei den Erwachsenen da. In dieser Saison hat sich die Aktivität nach der Pandemie wieder so weit erholt, dass auch die Fünfte mit konkurrenzfähigen Spielstärken in den freundschaftlichen Wettstreit treten kann, ohne den Grundgedanken, die Jugend an die Erwachsenenteams heranzuführen, aufzugeben. Leonhard Neumeier, Jannick Frei, Maxim Weinberger und Bernhard Poll lautete die Aufstellung an diesem Tag. Für Jannick war es der erste Einsatz in der Liga. Da Mannschaftsführerin Sigrid beruflich eingespannt war, übernahm Leo an Brett 1 den Job interimsmäßig.
Bernhard war lange mit einer Leichtfigur mehr unterwegs, musste im Mittelspiel aber Federn lassen und hatte fortan einen Bauern weniger. Allerdings hielt er die Stellung gut zusammen und als die beiden in ein Endspiel mit Turm und ungleichfarbigen Läufern gingen, wurde ihnen scheints klar, dass diese Partie keiner mehr (ohne weiteres) gewinnt und machten Remis.
Bei Leo war die Partie im Grunde schon nach wenigen Zügen verloren. Sein Gegner, den wir im Vorfeld eher am Spitzenbrett der Tegernheimer zweiten statt der vierten Mannschaft erwartet hatten, spielte eine Art „Skandinavisch im Nachzug“ und erwischte Leo derart auf dem falschen Fuß, dass ein ganzer Turm dabei draufging. „Ich dachte, ich könnte die Dame fangen“, meinte Leo im Anschluss, aber das war ein Trugschluss. Zwar versuchte er in der Folge noch, allerlei Gemeinheiten anzuzetteln, aber der 1700er ließ sich davon natürlich nicht beirren. Damit lag Kelheim V erst einmal 0,5-1,5 in Rückstand.
Jannick kam bei seinem ersten Ligaeinsatz zunächst gut in die Partie. Allerdings gelang es dem Gegner im Mittelspiel seinen Läufer zu fangen und es sah nicht mehr so rosig aus. Jannick steckte aber nicht auf und konnte seine Stellung so weit verbessern, dass er trotz Materialnachteil im Endspiel die besseren Karten hatte. Er brachte einen Bauern durch und gewann die Partie noch völlig cool, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Maxim spielte beim Zwischenstand von 1,5-1,5 als letzter noch und auf den ersten Blick schien er gute Karten zu haben, das Ding zu gewinnen, denn er hatte eine Quali mehr. Allerdings waren die verbliebenen Bauern beider Parteien alle auf der gleichen Seite und Maxim musste ständig auf der Hut sein, vom gegnerischen Springer nicht aufgegabelt zu werden. Die Maschine spielt das natürlich zum Sieg, aber am Brett überwog vermutlich die Sorge, die Partie gar noch zu verlieren, denn der Gegner hatte die bessere Bauernstruktur. Irgendwann einigten sich die beiden doch auf Remis, was zum 2-2-Unentschieden von SKK 5 führte.
In der Liga steht die Mannschaft, wie oben zu sehen, ganz stark auf dem dritten Platz. Wer hätte das erwartet, nach den letzten Saisons?! 😀
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Kreisligateams vom SK Kelheim bleiben in der Erfolgsspur – Bayernligajugend verliert knapp (MZ, 29.11.2023)