An diesem Wochenende hatten beide Kelheimer Top-Mannschaften eine weitere Runde auswärts zu bewältigen. Die Erste fuhr mit dem Bus der Stadt Kelheim zu Tarrasch nach Nürnberg, die Zweite pilgerte nach Amberg. Beide hatten es mit einem direkten Nachbarn in der Tabelle zu tun; ein „Vier-Punkte-Spiel“ also, wenn man das Szenario mit diesem geflügelten Wort umschreiben möchte.
SK Kelheim I (Landesliga Nord)
Für SK Kelheim I waren Stephan Gießmann, Florian Gold, Benedikt Huber, Maximilian Eibl, Johannes Müller, Dr. Johannes Najjar, Jakob Waldmüller und Martin Blodig in Nürnberg am Start. Max und Jakob waren extra aus München gekommen, um das Team zu unterstützen.
Der Tag fing schon nicht gut an, als es bei Martin quasi noch in der Eröffnung aus dem Ruder lief. So konnte sein Gegner eine Figur mit Schach schlagen und Martin hatte nur noch die Wahl ungedeckt zurückzuschlagen oder zu weichen. Beides hätte mindestens eine Leichtfigur gekostet. Darüber ärgerte er sich offenbar so, dass er das Handtuch warf. Giesi kam gut aus der Eröffnung und hatte einen vielversprechenden Angriff am Laufen, war mit Turm und Springer schon im Vorgarten des gegnerischen Königs und zudem einen Bauern vorne. Da gelang es seinem Kontrahenten eine Stellungswiederholung, die nicht so leicht gefahrlos abzuwenden war, zwar nicht zu erzwingen, aber herbeizuführen. Daher wurde die Partie am Spitzenbrett Remis, was Giesi laut Mannschaftsführer Floh ziemlich wurmte.
Floh hatte die ganze Partie über keine angenehme Stellung. Im Mittelspiel gelang es seinem jungen Widersacher gar, Dame und Turm gefährlich nahe an der heimischen Königsstellung einzupflanzen, sodass er aufpassen musste, nicht direkt matt zu gehen. Angesichts der massiven Drohung zog sich Floh aber ordentlich aus der Affäre und der Angriff verflachte. Just als er zum Gegenschlag ausholen wollte in einem Endspiel mit zwei Türmen gegen eine Dame, ging es in Zeitnot schief, was dem Gegenüber ein Comeback ermöglichte und mindestens einen der Türme gekostet hätte. An der Stelle gab Floh auf. Benedikt kam nach eigener Einschätzung ganz gut aus der Eröffnung und hatte die gesamte Partie über eine ausgeglichene Stellung. Im Endspiel jedoch gelang es dem Gegner, den Kelheimer König freizulegen und mit Dame und Turm hinter die Deckung zu gelangen. Die Partie war im Grunde verloren; bis dem Gegner die Zeit ausging, was Benedikt unverhofft den vollen Punkt bescherte.
Hase hatte eine ziemlich ereignisarme Partie. Beide Seiten spielten fehlerfrei und tauschten gleichwertig ab, bis ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett stand und sie sich auf Remis einigten. Dasselbe gilt im Grunde für Joshi, nur mit vertauschten Farben – und dass es bei Joshi ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern geworden wäre, bei Hase hingegen ein Doppelturmendspiel. Jakob war auf den ersten Blick lange ganz gut unterwegs, bis es dem Gegner gelang, seine positionellen Vorteile auszunutzen und beide Springer ins Visier zu nehmen, was es Jakob unmöglich machte, alle Probleme gleichzeitig zu lösen. Als nach einer Leichtfigur auch noch eine Quali verloren ging, gab er auf.
Einzig Max spielte nun noch und eigentlich wäre es aus Mannschaftssicht bereits egal gewesen, denn Kelheim lag schon 2,5-4,5 hinten, die Begegnung war also schon verloren. Aber der Ehrgeiz war geweckt, wenigstens die Partie noch irgendwie nicht zu verlieren. Objektiv schien das ausgeschlossen. Die beiden Kontrahenten befanden sich in einem Springerendspiel und Max hatte zwei Bauern zu wenig. Zu allem Überfluss war der Gegner auch noch kurz davor, einen davon durchzubringen. Die Maschine in ihrer unendlichen Weisheit rechnete schon „matt in…“ aus, aber es sitzen Menschen an den Brettern, die die richtigen Züge erst einmal finden müssen. „Er hat über zwei Stunden lang aus einer hoffnungslosen Lage remis gehalten, indem er immer wieder irgendwie von nichts Fragen gestellt hat und irgendwann hat die dann der Gegner nicht mehr richtig beantwortet“, meinte Benedikt, der die Nervenschlacht vor Ort live verfolgte, bei der sich beide nur noch mit dem Inkrement in der Partie hielten. Und tatsächlich gelang Max ein sensationelles Remis, als dem Gegner das Material ausging und (neben den beiden Königen) nur noch ein Springer übrig blieb.
Für das Mannschaftsergebnis hatte das leider keine Relevanz mehr. Abermals musste Kelheim I mit 3-5 eine knappe Niederlage einstecken.
Auf die Tabelle hat der neuerliche Punktverlust selbstredend negative Auswirkungen, vor allem, da mit Würzburg ein weiterer Tabellennachbar voll punktete. Auf Rang 9 abgerutscht muss die Truppe im letzten Saisondrittel fleißig punkten, um sich noch aus der Abstiegszone zu befreien. Aber noch hat es Team I in der eigenen Hand.
SK Kelheim II (Oberpfalzliga)
Die zweite Mannschaft lag vor diesem Spieltag auf einem auch nicht unbedingt komfortablen 8. Platz in der Oberpfalzliga. Gegen den direkten Tabellennachbarn SF Haselmühl/Amberg war also ein Sieg Pfli… äh… äußerst wünschenswert. 😉 Und so fuhr die tapfere Truppe in der Aufstellung Cornelius Mühlich, Sebastian Piehler, Peter Hahn, Mannschaftsführer Johannes Obermeier, Holger Seidenschwarz, Wolfgang Latzel, Valentina Neumeier und Eva Engl nach Amberg.
Corni war nach zwei, drei Stunden laut Gedächtnisprotokoll noch skeptisch, ob das an diesem Tag was wird. Außer bei Holger und Leni gefielen ihm die Stellungen nicht. Das hielt Eva aber nicht davon ab, als erste einen vollen Punkt einzutüten. Das kam überraschend, denn die Partie sah laut Beobachter Corni nicht gut aus. Doch ihrem Gegner kam irgendwann ein Turm abhanden und er gab auf. Leni war als nächste fertig. Sie war schon mit ordentlich Schwung aus der Eröffnung gekommen und hatte einen starken Angriff laufen, während der Gegner blockiert war. Deswegen gab jener eine Leichtfigur, um Gegenspiel zu bekommen. Das war aber wohl etwas optimistisch und als er noch eine zweite verlor, gab er auf. In der Zwischenzeit hatte auch Wolfgang Remis gemacht, sodass SKK II schon 2,5-0,5 in Führung lag.
Als Nächstes legte Corni mit einem Sieg nach. Er hatte zwei Leichtfiguren für einen Turm gegeben und versuchte, den Gegner, der sich ordentlich eingebunkert hatte, zu beschäftigen und die Stellung kompliziert zu halten. Das gelang ihm, denn jener verbrauchte über Gebühr an Zeit und da Corni ihm weiter knifflige Rätsel zu lösen gab, lief ihm jene irgendwann ab und der Punkt war im Sack. Da auch Piehler remisieren konnte, fiel Johannes Punktverlust in dem Moment gar nicht groß ins Gewicht, denn es stand nun 4-2 für Kelheim und zumindest die Niederlage war schon mal abgewendet.
Aber zwei spielten ja noch. Bei Peter sah es jedoch nicht gut aus. Er hatte einen Springer zu wenig, dafür aber den ein oder anderen Bauern mehr und damit kämpfte er wie ein Löwe gegen die drohende Niederlage. Nach langem Hin und Her gelang es ihm tatsächlich, diese Stellung noch Remis zu halten. Da auch Holger seinen komfortablen Mehrbauern im Turmendspiel souverän durchdrücken konnte, gewann SK Kelheim II unter dem Strich überraschend deutlich mit 5,5-2,5.
Hinsichtlich Tabellensituation war der Sieg natürlich Gold wert, gegen einen direkten Tabellennachbarn insbesondere. So machte Kelheim II einen Satz nach vorne auf Rang 6 der Oberpfalzliga. Ein ausgeglichenes Punkteverhältnis ist zwar noch nicht ganz erreicht, aber das Abstiegsgespenst konnte vorerst mal vertrieben werden. So spielt es sich doch gleich wesentlich entspannter im letzten Saisondrittel.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Landesligist SK Kelheim I kassiert eine knappe Auswärtsniederlage – Team zwei feiert wichtigen Sieg (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 26.02.2024)