Der Schachklub Kelheim ist über seine Vereinsgrenzen hinaus für so einiges bekannt: für tolle Trainingslager, die gerne auch von externen Teilnehmern in Anspruch genommen werden, für seine schlagkräftige Jugend oder als verlässlicher Ausrichter unzähliger Turniere.
Eine Sache hat man mit dem SKK bisher aber nicht unbedingt in Verbindung gebracht: Mädchen-Mannschaften! Dabei darf man sich berechtigterweise fragen, warum eigentlich nicht, denn laut den aktuellen Zahlen hat der SKK 29 weibliche Spieler in seinen Reihen und mindestens 25 davon sind U20. In Einzelmeisterschaften waren regelmäßig Kelheimerinnen zahl– und erfolgreich am Start, nur mit einer Mannschaft hat es bisher irgendwie nicht sollen sein.
Das hat sich im Jahr 2023 gewaltig geändert. Nicht eine, nicht zwei, nein gleich drei Mannschaften hat der SK Kelheim zur Bayerischen Mädchen-Meisterschaft nach Oberkotzau geschickt; zwei U12w-Teams und eine U20w. Trainerin Christine Grafl ist als Betreuerin mitgefahren und war vor Ort begeistert von der Gruppendynamik und dem Mannschaftsgefühl, das sich bereits innerhalb kürzester Zeit einstellte. Die Pausen zwischen den Runden haben die Mädchen mit Rollenspielen und allerlei anderen gemeinsamen Aktivitäten überbrückt. Die hatten richtig Spaß! 😀
Wie in der Altersklasse U10, die zeitgleich in Regensburg stattfand, waren 2023 auch bei den Mädchen mit 19 Teams fast doppelt so viele am Start wie noch im Jahr zuvor. Eine erfreuliche Entwicklung. Da diesmal neun U12w-Mannschaften dabei waren, sieben U16w- und drei U20w-Teams, musste nicht in einem großen Pool gegeneinander gespielt werden. Stattdessen hatte die U12w ein eigenes Turnier, und die U16w- und U20w-Damen das ihre.
Wie üblich diente die Bayerische Mannschaftsmeisterschaft auch bei den Mädchen als Qualifikation zur Deutschen Vereinsmeisterschaft. Allerdings stand das beim ersten Auftritt nicht unbedingt ganz oben im Lastenheft. Dafür war der Abstand zu den bayerischen Spitzenteams, die über Jahre starke Mädchen-Mannschaften aufgebaut haben, mit bis zu 500 Punkten DWZ-Schnitt-Unterschied einfach zu groß. Überhaupt mal Mädchen-Mannschaften an den Start zu bekommen, sie bayerische Turnierluft schnuppern zu lassen und zu einem Team zu formen, das war an diesem Tag das Kredo.
U12w SKK 1 spielte mit Elisabeth Gubler als Gaststarterin vom TSV-Kareth-Lappersdorf an Brett 1 (auf dem Foto zweite von links), Sara Weiß an Brett 2 (2. v. re.), Eva Fuchs an 3 (li.) und Sofiia Strielnikova an 4 (re.).
Die U12w SKK 2 bestand (von links nach rechts) aus Magdalena Adamek (Brett 1), Julia Paluch (3), Maria Gering (2) und Johanna Kliegl (4). Für sie war es ausnahmslos das erste Mal, dass sie überregional spielten, für einige gar das erste Turnier überhaupt. Entsprechend waren alle noch ohne Wertungszahl unterwegs und das einzige Ziel war, Erfahrung zu sammeln.
Ein Sonderfall war die U20w: Hier ist das Kelheimer Team bereits für die DVM 2023 in Magdeburg gemeldet, da es ein offenes Turnier ist und man sich daher nicht qualifizieren muss. Trotzdem wollte man die Bayerische Mädchen-Meisterschaft mitnehmen und konnte das sogar „inhouse“ lösen: Citra Bangsa-Giesen (Brett 1), Laura Sophie Bauer (3), Veronika Dauerer (4) und Valentina Neumeier (2) bildeten den Kelheim-Vierer. Besonders hervorzuheben ist hier Veronika, die bisher nur Schulschach gespielt hat, und sich motivieren ließ das SK-Team zu komplettieren. Da gehört Schneid dazu, sich beim Vereinsdebüt als Vierzehnjährige gleich an eine U20w-Bayerische zu wagen 😮 und auch für Leni und Laura, die eigentlich noch U14w spielen, sind die großen U20-Damen natürlich schon eine ordentliche Herausforderung.
Da die BMMM im Schnellschach-Modus ausgetragen wird, legten die Mädchen die Brettreihenfolge in Eigenregie entsprechend ihrer Rapid-Skills fest, nicht stumpf nach „Langschach-DWZ absteigend“.
In Runde 1 des Fünf-Runden-Turniers galoppierten U12w 1 und die U20w mit einem 4-0 gleich mal furios los. U12w 2, die dem Reglement entsprechend der erste Gegner der U12w 1 war, musste sich folglich mit 0-4 geschlagen geben und hatte daher in Runde 2 spielfrei.
In der weiteren Folge wurden die nominell stärkeren Mannschaften in der Regel ihrer Favoritenrolle gerecht, trotzdem konnte die U12w 1 mit 6-4 Mannschaftspunkten ein positives Punkteverhältnis erspielen. Die Mädels der ersten U12w-Mannschaft hatten kein Spielfrei und mussten sich – im Gegensatz zu dem ein oder anderen direkten Kontrahenten in der Tabelle – alle Punkte selber erkämpfen.
Elisabeth holte an Brett 1 drei Siege und räumte sogar eine Gegnerin mit über 400 DWZ mehr aus dem Weg. Sara hatte an Brett 2 mit der Spielstärke ihrer Kontrahentinnen zu kämpfen, schaffte aber trotzdem zwei Siege. Bei Eva an Brett 3 wechselten sich Sieg und Niederlage in regelmäßiger Folge ab, sodass sie am Ende drei wertvolle Punkte auf dem Konto hatte. Die Überraschung des Tages war jedoch Sofiia an Brett 4, die erst seit Juni dabei ist und sich nur einer Gegnerin mit über 1100 DWZ beugen musste – ansonsten gewann sie alles! 😮
In der U12w 2 mussten die noch sehr unerfahrenen Spielerinnen natürlich Lehrgeld zahlen. So reichte es an Brett 1 bis 3 leider nur durch Spielfrei zu je einem Punkt. Aber das ist nur die halbe Geschichte, denn Magdalena an Brett 1 hat sich richtig gut geschlagen, konnte gegen die Spitzenspielerinnen der bayerischen Mannschaften nur den Sack nicht zu machen. Maria an Brett 2 ist noch so jung, dass sie drei (!) weitere Jahre U12w spielen darf. Auch hier schlummert laut Jugendleiterin Lena viel Potenzial, das sie früher oder später wird abrufen können, wenn sie dran bleibt.
Dasselbe gilt für Julia an Brett 3, die gerade eben erst zum Verein gekommen ist und noch überhaupt kein Turnier gespielt hatte. Laut Beobachterin Christine vor Ort war es bei allen Dreien keineswegs so, dass sie permanent auf verlorenem Posten standen. Sie haben in der Regel gut mitgespielt. Um den Deckel auch mal draufmachen zu können, fehlt halt noch Erfahrung und Spielpraxis, aber das kommt schon noch. Johanna an Brett 4 hingegen gewann gegen zwei Kontrahentinnen und sammelte mit Spielfrei insgesamt drei Punkte. Klasse!
In der U20w, die ein gemeinsames Turnier mit der U16w spielten, musste sich das Kelheimer Team am Ende nur dem Turniersieger geschlagen geben, die in voller Besetzung inklusive starker Gastspielerin an Brett 1 angetreten waren. Dazu kam ein Unentschieden. So wurde es am Ende Rang 3, was sich durchaus sehen lassen kann. Dabei holten unsere Mädels sogar anderthalb Brettpunkte mehr, als der Vizemeister. Allerdings war leider Buchholz die Zweitwertung, nicht Brettpunkte.
Die Einzelleistungen waren allesamt einwandfrei: Citra holte 2,5 Punkte am schwierigsten Brett 1, Leni marschierte mit 5 aus 5 an Brett 2 verlustpunktfrei durch, Laura schaffte vier Punkte an Brett 3 und selbst Veronika, die noch nie an einem Vereinsturnier teilgenommen hatte, presste ihren Gegnerinnen zwei Punkte ab. Stark!
Das U20w-Team werden wir im Dezember in Magdeburg wiedersehen, dann in voller Besetzung inklusive Gastspielerin aus der SJO-Familie (Überraschung 😉 ). Wir sind schon sehr gespannt!
An dieser Stelle nochmal Danke an Christine für die tollen Fotos und an Familie Fuchs, die mit dem zweiten Bus die lange Strecke in Angriff genommen haben. Herzlichen Dank auch an Elisabeth, die als Gastspielerin eine wertvolle Verstärkung war und den TSV Kareth-Lappersdorf, der ohne zu zögern die Freigabe erteilte. An diesen Tag werden sich die Mädels sicher noch lange erinnern.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Mädchen vom SK Kelheim feiern bei den bayerischen Titelkämpfen Teampremiere (MZ, 29.09.2023)