Zwischen Weihnachten und Silvester tobte nicht nur das 10. Wittelsbacher Weihnachtsopen im Dormero, es kämpften auch zwei Kelheimer Jugendteams in Magdeburg um nationale Ehren. Dazu hatten wir einen ausführlichen Liveticker mit vielen Fotos. Wer den an Spannung kaum zu überbietenden Turnierverlauf noch einmal in voller Tiefe miterleben möchte:
Knapp 800 Jugendspieler traten auf der Deutschen Meisterschaft (DVM) in Magdeburg an und kämpften um den Titel für ihre Mannschaft. Es ist der Abschluss der Saison 2022/23 für die Vereine und ihre Jugend-Mannschaften. Während eine DVM normalerweise dezentral über die ganze Republik verteilt ausgetragen wird, wurde sie diesmal zentral an einem Ort abgehalten, um das 50-jährige Jubiläum der Deutschen Schachjugend nachzufeiern, das pandemiebedingt ins Wasser gefallen war.
Auch der SK Kelheim konnte sich mit zwei Teams die Teilnahme sichern: in der Altersklasse U12 übernahm Trainer Constantin Blodig die Vor- und Nachbereitung zwischen den Runden, in der U20w Jugendleiter Cornelius Mühlich. Andreas Dauerer, Irene Sitnik und Nicole Neumeier waren als Begleitpersonen mitgereist und schickten fleißig Fotos nach Hause. Vielen Dank nochmal dafür!
Das U12-Quartett mit Moritz Ramming, Arthur Sitnik, Konstantin Neumeier und Leonhard Dauerer war in dieser Konstellation bereits bei der DVM 2021 in Düsseldorf am Start, damals noch in der U10. Seinerzeit mischten sie schon im Vorderfeld mit und kamen am Ende auf Rang 10 von 40 ins Ziel.
Auch diesmal erwischte unsere Truppe einen überragenden Turnierstart: Sie fertigten zuerst SG Trier mit 4:0 ab, gewannen gegen SV Empor Berlin, den Dritten der Setzliste, mit 3:1 und legten gegen Tabellenführer SF 59 Kornwestheim mit 3,5:0,5 noch einmal nach. Kurz vor Halbzeit des Sieben-Runden-Turniers führte der SK Kelheim die Deutsche Meisterschaft an. Diesen Tabellenstand werden die Kids bestimmt noch lange in Erinnerung behalten:
Dann jedoch kamen einige Dinge unglücklich zusammen: Es schlichen sich Leichtsinnsfehler ein, vielleicht auch ein wenig der Nervosität geschuldet, plötzlich ganz vorne um einen Deutschen Meistertitel mitzuspielen. Wie sagte Tanja zu Hause auf dem WWO so schön: „Stell Dir mal den Druck vor, den die jetzt haben!“ Vor allem aber war Moritz schon ab dem zweiten Tag nicht fit und ab der vierten Runde praktisch außer Gefecht. Kreidebleich und bedröppelt saßen Arthur, Konny und Leonhard vor der Begegnung mit Dresden neben ihrem verwaistem Brett 1, als es hieß, Moritz kann vielleicht nicht spielen.
Mit Verspätung und entsprechender Zeitstrafe schaffte er es zwar anzutreten, von voller Einsatzfähigkeit konnte aber keine Rede sein; alles in Kombination nicht ideal, um in dem starken Feld auf Bundesebene zu bestehen. Gegen SV Dresden-Striesen, SC Borussia Lichtenberg und VSG 1880 Offenbach holten sie nur ein einzelnes Unentschieden. Erst in der letzten Runde gegen den Düsseldorfer SV packten sie – nicht nur anwesend, sondern wieder voll da – nochmal den Hammer aus und gewannen gegen den Setzlistenzweiten mit 3,5:0,5.
In der Endabrechnung erkämpfte der SK Kelheim in der Altersklasse U12 auf der Deutschen Meisterschaft Rang 4. Ein unglaublicher Erfolg für das junge Team! Doch trotz dieses unerwartet starken Ergebnisses haderten Spieler wie Trainer im ersten Moment mit der Situation. Der SKK hatte die drei topgesetzten Mannschaften des Turniers – ja selbst den späteren Deutschen Meister – klar bezwungen. Der kleine Durchhänger zu Turniermitte kostete eine noch bessere Platzierung. Nach der Siegerehrung tröstete der Pokal für die bundesweit viertbeste Mannschaft aber irgendwann doch über die verpasste Chance hinweg.
Schon verrückt! Wenn vor dem Turnier jemand prophezeit hätte, unsere U12 wird Vierter auf der Deutschen, wären wohl alle Hände nach oben geschnellt: „nehmen wir!“ Dass nun ein wenig Enttäuschung mitschwingt, „nur“ Vierter geworden zu sein, zeigt doch, wie unglaublich gut die Jungs tatsächlich im Rennen waren. Aber mit ein paar Tagen Abstand werden Spieler wie Trainer sicherlich zufrieden zurückblicken können. Conny schrieb schon am Abend des Nachhausekommens: „Wir haben die drei Setzlistenersten klar geschlagen, damit macht uns in Deutschland in der U12 kein Verein etwas vor [..] Seid stolz auf euren starken 4. Platz! Wir waren ein super Team und haben gut gespielt. Ich werde unsere Tage in Magdeburg noch lange in guter Erinnerung behalten und heute mit einem Lächeln einschlafen.“
Wie man anhand dieser Statistik sieht, war es eine geschlossen gute Teamleistung an allen Brettern. Ganz toll natürlich Leonhard mit 5,5 Punkten an Brett 4; der Wahnsinn auf einer DVM!
Deutscher Meister in der U12 wurde der SF 59 Kornwestheim, der im gesamten Turnier nur eine Niederlage bezog – gegen Kelheim – vor SV Dresden-Striesen und SV Empor Berlin. Der SK Kelheim war bestplatzierte Mannschaft aus Bayern in der U12.
Im Vorfeld der DVM hatte sich der Verein in der Altersklasse U20w eigentlich die besseren Chancen ausgerechnet, vorne mitzumischen, als in der U12. Das U12-Team war vor Festlegung der endgültigen Brettreihenfolge nur auf Startplatz 12 gesetzt, das U20w-Quartett hingegen auf Startplatz 7 – und mit Laura Sophie Bauer, Valentina Neumeier, Katharina Gubler (Gaststarterin vom TSV Kareth-Lappersdorf; vielen Dank für die Freigabe!) und Citra Bangsa-Giesen bärenstark aufgestellt.
Die beiden Spitzenbretter bei einer U20-Meisterschaft mit U14-Spielerinnen zu besetzen war aber gewagt, und tatsächlich hatten Laura und Leni zu kämpfen gegen die gestandenen U20-Damen. Trotzdem schafften sie jeweils zwei Siege und zwei Remis. Citra steuerte vier Brettpunkte bei, Katharina sogar 5,5 – das brachte ihr eine Auszeichnung für die beste Brett-3-Spielerin des Turniers ein.
Der SKK gewann gegen SF Birkenfeld, SV Königsjäger Süd-West (Berlin) und SC Annaberg-Buchholz und erreichte Unentschieden gegen SC Porta Westfalica, Elmshorner SC und SC Borussia Lichtenberg. Nur gegen SG Solingen, den späteren Vizemeister, war kein Kraut gewachsen. Treppchenplatz 3 lag dennoch in Reichweite. In der letzten Runde gelang aber nur ein Unentschieden und so wurde es der fünfte Platz für die SKK-Mädchen.
Auch Jugendleiter Corni sah am Abend das Positive: „Wir haben unsere Ziele in Magdeburg erreicht! Wir hatten eine sehr schöne Zeit, auf die wir gerne zurückblicken werden und sind eine der fünf besten Mannschaften in ganz Deutschland! Darauf könnt ihr sehr stolz sein!“, schrieb er seinem Team als Schlusswort. Natürlich räumte auch er ein, dass es schon bitter ist, so knapp an einem Treppchenplatz vorbeizuschrammen, aber: „Es waren viele schöne Partien dabei und auch einige, aus denen man sehr viel lernen kann und die einige Schwächen aufzeigten. An Teamgeist, Kampfgeist und Siegeswillen macht euch aber schon jetzt niemand etwas vor!“
Deutscher Meister in der U20w wurde SK Nordhorn-Blanke vor SG Solingen und VSG 1880 Offenbach. Auch in dieser Altersklasse war der SK Kelheim bestplatzierter bayerischer Verein.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: U12 vom SK Kelheim glänzt mit Platz vier auf nationaler Ebene, die U20w überzeugt mit Platz fünf (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 31.12.2023)
Viel Zeit zum Entspannen bleibt den Nachwuchsspielern nicht, denn nach der Saison ist vor der Saison. Schon am 2. Januar starten die Oberpfälzer Jugend-Einzelmeisterschaften (OJEM) 2024 auf Burg Trausnitz bei Schwandorf. Wer als Einzelspieler im Laufe des Jahres auf Landes- oder gar Bundesebene mitmischen möchte, muss hier gut abschneiden, denn nur die beiden Erstplatzierten des Bezirks schaffen es auf die BJEM. Gut für den SK Kelheim: Moritz und Leni sind aufgrund ihrer Platzierungen im letzten Jahr bereits vorqualifiziert, Laura als Teil des National-Kaders sogar schon für die DEM. Insgesamt gehen 18 Kelheimer bei der OJEM U14-U18 an den Start.