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Floh und Leni mischen die Bayerische auf

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In der letzten Augustwoche fand in Rosenheim die 95. Bayerische Meisterschaft des Verbands statt. Wie üblich hatten sich die Meister und Vizemeister der Bezirke dafür qualifiziert, die besten des Vorjahres und auch ein paar vielversprechende Freiplatzempfänger waren unter den Startern. Mit Florian Gold (BEM) und Valentina Neumeier (BFEM) waren auch zwei Kelheimer dabei.

Auf der Webseite des BSB gab es ja eine ausführliche Berichterstattung mit vielen Fotos, Übertragung via Lichess und Ergebnisse minutenaktuell via Chess-Results. Daher an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung durch die SKK-Brille.

Floh war via Freiplatz ins Turnier gekommen und einer der wenigen Teilnehmer unter 2000 Elo. Der Großteil der Spitzenspieler, die man aus der bayerischen Oberliga und Landesliga kennt, lag im Bereich 2300-2000 Elo. Das hinderte Floh aber nicht daran, frech in der vorderen Hälfte des Feldes mitzumischen. In einer Runde spielte er sogar auf Brett 3. Deswegen wurde auch der Großteil seiner Partien live via Lichess übertragen.

Leider konnte er das Momentum nicht bis ganz zum Ende aufrechterhalten. Durch zwei Niederlagen in den Schlussrunden fiel er noch auf Rang 18 zurück. Dennoch spielte er im Turnierschnitt weit über seinem Rating und legte eine Eloperformance von 2135 hin. Das wird ein ordentliches Plus für die eigene Wertungszahl geben, mit etwas Glück über die 2000. Allein deswegen hat sich der Trip nach Rosenheim schon gelohnt.

Auch Leni spielte über ihrem Rating und kämpfte bis zum Schluss sogar um den Titel. Nach Runde 3 und 7 gar punktgleich mit der Führenden lag sie auf Rang zwei. Sie schaffte ein starkes Remis gegen eine FIDE-Meisterin und völlig unerwartet auch einen Sieg gegen die Bundesligaspielerin von Setzlistenplatz 1.

Zwei Faktoren verhinderten den ganz großen Coup: zum einen gab sie in Runde 8 eine vielversprechende Partie in Führung liegend noch aus der Hand. Und zum anderen wurde Leni für die Schlussrunde gegen die Teilnehmerin mit den wenigsten Punkten gelost. Da sich die Buchholzwertung aus der Addition der Gegnerpunkte errechnet, war damit schon vor Rundenbeginn klar, dass es bis ganz nach vorne nicht mehr reichen konnte.

Und so kam es auch. Zwar gewann Leni die letzte Runde, da aber drei Spielerinnen punktgleich auf dem zweiten Platz landeten, wurde sie ohne eigenes Zutun auf Rang 4 durchgereicht. Das war schade und dämpfte die Freude über den teils sensationellen Turnierverlauf ein wenig. Dennoch wird auch Leni ein deutliches Plus in Sachen Wertungszahl machen. Alles Weitere ist beim BSB zu finden.

Was gibt es abseits von den Ergebnissen zu berichten?

Simon war als Turnierleiter und Schiedsrichter vor Ort. Entsprechend professionell und reibungslos war der Ablauf.

Der Gasthof Höhensteiger in Rosenheim ist ein Hauptgewinn für die Schachspieler. Während dort Hochzeit, Beerdigung, Geburtstagsfeier, Kegelabend, Skat-Turnier und die tägliche Laufkundschaft umsorgt wurde, lief die BEM/BFEM von all dem unbehelligt nebenher. Alles wird möglich gemacht und getan, damit sich die Schachspieler dort wohlfühlen.

Als ehemaliger Präsident des BSB und nunmehriger Ehrenpräsident ist Peter Eberl so gar nicht der „Landesfürst im Elfenbeinturm“, wie man sich ein Verbandsoberhaupt klischeehaft oft vorstellt. Stattdessen kümmerte er sich, als bei einem Teilnehmer die Zimmerreservierung schiefgegangen war, saß bei jeder Mahlzeit mit den Teilnehmern zusammen, analysierte mit den Nachwuchsspielern und war sich auch sonst nicht zu schade, zwischen den Runden aufzuräumen, die Partieformulare neu aufzumunitionieren oder Kisten mit Utensilien zu schleppen. Sehr erfrischend.

Alles in allem war es eine äußerst gelungene Veranstaltung in Rosenheim!

Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Mitten in Bayerns Schachelite: Kelheimer Spieler sorgen für Überraschungen (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 04.09.2024)