Im letzten Jahr hatte der SK Kelheim das Thema Mädchenschach zum ersten Mal aktiv verfolgt. Nicht, dass wir keine Mädchen im Verein hätten – im Gegenteil! Ein Teil davon hatte bis dahin halt in den Jungsmannschaften mitgemischt, ein anderer spielt zwar grundsätzlich gerne Schach, aber lieber nicht wettkampfmäßig. Daher war 2023 ein Novum, gleich mit drei Teams auf die Bayerische Mädchen-Mannschaftsmeisterschaft auszurücken und mal zu schauen, was geht. Damals hatten die Mädchen einen tollen Tag zusammen!
Am vergangenen Samstag fand nun in Michelsneukirchen in der Nähe von Roding die 2024er-Ausgabe der BMMM statt. Veranstalter war die Bayerische Schachjugend in Kooperation mit der Schachjugend Oberpfalz (EDV) und dem SF Roding (Organisation). Dabei durfte der SK Kelheim nicht fehlen und schickte zwei Teams hin. Trainerin Christine Grafl und Jugendleiter Robin Lindner betreuten die Kids vor Ort.
U12w
Während im vergangenen Jahr bei der Premiere die einzige Zielsetzung war, Erfahrung zu sammeln und bayerische Turnierluft zu schnuppern, war das U12w-Quartett dieses Mal im guten Mittelfeld gesetzt. Das Team bestand aus Sara Weiß, Sofiia Strielnikova und Lucia Riera Galmés an den Bretter 2, 3 und 4. Verstärkt wurde die Truppe dankenswerterweise von der bayerischen U10w-Einzelmeisterin des Jahres 2023, Georgia-Maria Lola vom MSA Zugzwang (München). Bei den Mädchen sind Gastspielerinnen erlaubt, daher dürfen sich die Vereine extern Unterstützung holen und fast alle nahmen diese Möglichkeit wahr.
Die U12w spielte sieben Runden Schweizer System 20+5. In Runde 1 waren gleich mal die an Eins gesetzten SF München an der Reihe. Da war bedauerlicherweise nicht viel zu machen angesichts eines um 300 (!) Punkte niedrigeren DWZ-Schnitts. Lucia an Brett 4 holte den Ehrenpunkt. Es folgte direkt der auf Zwei gesetzte SC Garching I. Da war der Spielstärkeunterschied nicht ganz so groß – „nur“ ca. 200 Punkte – aber auch hier musste sich die Kelheimer U12w-Mannschaft mit einem Punkt bescheiden. Georgia an Brett 1 holte den Sieg.
In Runde 3 kam SC Garching III an die Reihe. Da waren unsere Mädels mal Favorit. So ließen sie sich auch nicht zweimal bitten und tüteten ein lupenreines 4-0 ein. Dasselbe Idealergebnis schafften sie in der Runde darauf gegen den TV Tegernsee gleich noch einmal und weil sie gerade so gut in Schwung waren, erkämpften sie auch gegen den ATSV Oberkotzau einen 3-1-Sieg. Georgia, Sofiia und Lucia waren dabei die Punktelieferanten.
Nach Runde 5 von 7 lagen sie trotz der beiden Auftaktniederlagen auf dem vierten Platz; die Spitze oder zumindest einen Qualifikationsplatz zur Deutschen Meisterschaft (DVM) zum Greifen nahe. Leider konnten sie das Momentum nicht bis ganz zum Schluss aufrechterhalten. Sowohl gegen den SC Vaterstetten-Grasbrunn, als auch gegen den späteren Bayerischen Meister SC Schwarz-Weiß Nürnberg Süd verpassten sie den Sieg mit jeweils 1,5-2,5 denkbar knapp.
In beiden Fällen waren es Georgia und Lucia, die je 1,5 Punkte erkämpften. Überhaupt muss man die beiden an dieser Stelle herausheben: Sowohl Georgia als auch Lucia holten 5,5 Punkte aus sieben Runden; unserer Gastspielerin aus München gelang dieses Kunststück sogar am Spitzenbrett einer Bayerischen Meisterschaft. Das ist aller Ehren wert! Sara am knackigen Brett 2 kam auf 2,0 Punkte, Sofiia an Brett 3 eroberte 3,0 Zähler.
Aber ungeachtet der individuellen Glanzleistungen, durch die beiden knappen Niederlagen in der Schlussphase fiel unsere U12w-Truppe noch auf Rang 6 zurück. Ein Qualifikationsplatz zur DVM wäre wahrscheinlich ohnehin nicht drin gewesen, dafür waren die Vereine, die seit vielen Jahre Mädchenmannschaften zu den Meisterschaften schicken, einfach zu stark besetzt. Aber das Treppchen schien durchaus in Reichweite.
So oder so hatten die Mädels einen tollen Tag zusammen, viel Spaß, viel gelernt und konnten die Atmosphäre einer Bayerischen Meisterschaft aufsaugen. Auch die beiden 4-0-Siege sind der Hammer. Daraus lässt sich vielleicht zusätzliche Motivation für kommende Wettbewerbe schöpfen.
Glückwunsch an den SC Schwarz-Weiß Nürnberg Süd zum bayerischen Meistertitel und an den SC Garching zur DVM-Qualifikation.
U20w
Eine völlig andere Geschichte war die Altersklasse U20w. Nachdem diese AK auf der DVM sowieso offen ausgetragen wird, muss man sich dafür nicht über die Landesmeisterschaft qualifizieren. Das war vielleicht der Grund, weshalb der SK Kelheim in diesem Jahr als einziger Verein mit einer U20w-Mannschaft bei der BMMM auftauchte. Valentina Neumeier, Citra Bangsa-Giesen, Eva Fuchs und Julia Paluch lautete die Besetzung (Citra ist in der U16w nicht mehr startberechtigt, daher U20w). Da sich alle anderen bayerischen Vereine ein U20w-Team für die Landesmeisterschaft sparten und geneigte wohl gleich die DVM anpeilen, war der Bayerische Meistertitel für die Altersklasse U20w schon in Kelheim, kurioserweise noch bevor die erste Partie gespielt wurde.
Kampfloser Meistertitel hin oder her, das ganze U20w-Projekt lief in diesem Jahr nicht ideal. Laura, ausgerechnet das spielstärkste Mädchen im Verein, stand für die BMMM nicht zur Verfügung, weil sie die Kelheimer Flagge auf dem Forchheim Open hochhielt. Als Mitglied des Nationalkaders ist sie angehalten, bei Terminüberschneidungen im Zweifel Elo-Turniere zu spielen, was die BMMM nicht ist. Und zu allem Unglück wurde die auserkorene Gastspielerin aus Regensburg nicht rechtzeitig bis Turnierstart wieder gesund. Daher musste unser U20w-Team auch noch auf externe Unterstützung verzichten und war (abgesehen von Citra) mit Leni und Eva (U14) und Julia (U12) obendrein arg jung besetzt für einen U16w/U20w-Wettkampf.
Damit der SKK nicht sieben Runden gegen sich selber spielen musste, 😉 wurde die U20w mit der AK U16w zusammengelegt und bestritt gemeinsam ein Rundenturnier, ebenfalls im Modus 20+5. Doch es fing nicht gut an: In Runde 1 gegen das Schlusslicht der Setzliste, den SC Wolfratshausen, kamen sie über ein 1,5-2,5 nicht hinaus. Citra schlug voll zu, Leni musste sich im Endspiel mit Remis zufriedengeben.
Vorerst wurde es auch nicht viel besser, wie Robin im SKK-Chat anmerkte: „Bis jetzt noch ziemlich der Wurm drin bei der U20w“. Gegen den späteren Meister ATSV Oberkotzau mussten sie sich mit einem 1-3 zufriedengeben (Punkt von Leni), gegen den TSV Kareth-Lappersdorf gar mit einem 0,5-3,5 (Remis von Leni) und gegen FC Bayern München II ebenfalls mit 1-3 (Sieg von Leni).
Erst in der zweiten Hälfte lief es etwas besser. Gegen die Gastgeber SF Roding schafften sie ein 2-2-Unentschieden (Siege durch Leni und Eva). Ein Highlight war die Begegnung ausgerechnet mit dem für top Mädchenschach bekannten SC Garching, wo sie einen knappen 2,5-1,5-Sieg über die Ziellinie brachten. Abermals punkteten Leni und Eva voll – Eva gegen eine Kontrahentin mit 800 (!) DWZ mehr – Citra steuerte das entscheidende Remis zum Mannschaftssieg bei. In der letzten Runde gegen FC Bayern I gab es nochmal eine heftige 0,5-3,5-Packung (Remis durch Leni).
In der Endabrechnung wurde es daher nur ein 7. Platz in dieser kombinierten U16w/U20w-Gruppe. Sicherlich nicht das Ergebnis, das man sich erträumt hatte, angesichts des großen nominellen Spielstärkeunterschieds zur Konkurrenz auf den hinteren Brettern aber auch nicht völlig unerwartet. Hier muss einfach gelten: toll, auf einer Bayerischen Meisterschaft dabei gewesen zu sein! Das ist ja durchaus nicht alltäglich. Und der Pokal für den U20w-Titel ist hoffentlich auch ein kleiner Trost. Top Leistung von Leni, die mit 5,5 Punkten aus sieben Runden ohne Niederlage geblieben ist – und das ausgerechnet am Spitzenbrett!
Danke an Familie Fuchs, die einen Großteil der Truppe mit dem Kleinbus nach Roding gefahren hat, und an Georgia und den MSA Zugzwang, der den Gasteinsatz ermöglicht hat. Glückwunsch an den ATSV Oberkotzau zum wiederholten Meistertitel in der U16w und an den FC Bayern München zum DVM-Qualifikationsplatz.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Die weibliche U20 des SK Kelheim ist bayerischer Meister – U12-Quartett schlägt sich tapfer (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 26.09.2024)