Vor einigen Wochen machte die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft nach siebenjähriger Abstinenz endlich wieder in Bayern Station. Das ließ sich der SK Kelheim natürlich nicht entgehen und reiste mit einer 10-köpfigen Delegation ins nahe gelegene Ingolstadt. Und tatsächlich: Robin, Laura und Simon nutzten die Gunst der Stunde und lösten die Tickets für das DSAM-Finale im Sommer in Bad Wildungen.

Aber: ausgerechnet Leni als amtierende Deutsche Amateurmeisterin in Gruppe D verpasste den Qualifikationsplatz als zweitbeste Dame denkbar knapp. In ihrer neuen Gruppe C (Wertungszahlen 1900-1751) weht allerdings auch ein 150 DWZ stärkerer Gegenwind als in der Vorsaison. Daher reifte bald darauf der Gedanke, die Mission Titelverteidigung noch einmal anzugehen und einen weiteren Qualifikationsversuch zu unternehmen. So fuhr der Tross mit Laura Sophie Bauer, Valentina Neumeier, Robin Lindner, Roland Neumeier und Carmen Bauer ins wunderschöne Dresden.






Das Turnier fand in den gleichen Räumlichkeiten wie die Schacholympiade 2008 statt, dem Kongresszentrum, das direkt an das Maritim Hotel Dresden angeschlossen ist.


Mit 560 Teilnehmern war das Qualifikationsturnier ausgebucht, schon Wochen vorher hatten die Organisatoren einen Anmeldestopp verhängt. Insofern hatten wir Glück, dass wir gerade noch hineinrutschten.


Robin, der bereits für das Finale qualifiziert war und somit frei aufspielen konnte, machte zunächst genau da weiter, wo er in Ingolstadt aufgehört hatte. Mit zwei souveränen Siegen startete er ins Turnier und setzte sich erneut in der Spitzengruppe fest. Doch in den Runden 3 und 5 gingen zwei Partien unglücklich verloren, eine ärgerlicherweise gerade dann, als er ein Remisangebot kämpferisch abgelehnt hatte. So reichte es diesmal „nur“ zu 3,0 Punkten aus fünf Runden, was für eine Platzierung im vorderen Viertel der 82 Teilnehmer starken Gruppe F gut war.


Laura hatte sich bereits in Ingolstadt ihr Finalticket gesichert, obwohl sie krankheitsbedingt vorzeitig abreisen musste. Das war in diesem Fall hilfreich, denn in Dresden waren ungewöhnlich viele starke Spielerinnen in der Gruppe, inklusive WIM und WCM. Da war die Hürde, sich ausgerechnet hier durchzusetzen, natürlich hoch. Und Laura kam nicht gut ins Turnier, musste gleich zu Beginn zwei Punkte abgeben. Zur Halbzeit hatte sie sich gefangen und ließ zwei Remis und einen Sieg folgen. Mit 2,0 Punkten aus fünf Runden war sie aber natürlich nicht zufrieden.
Obwohl bereits qualifiziert, wird sie auch in Travemünde wieder an den Start gehen. Die DSAM als solche hat es Laura – selbst ja zweifache Deutsche Amateurmeisterin der Jahre 2022 und 2023 (Gruppe E und D) – offensichtlich angetan.

Carmen – als Begleitperson für Laura sowieso meistens dabei – hatte sich in Ingolstadt überreden lassen, in Gruppe G zum ersten Mal selbst anzugreifen und war offensichtlich auf den Geschmack gekommen. Seitdem hat sie Schachbücher gewälzt, Taktikaufgaben durchgearbeitet und YouTube-Tutorials aufgesogen. Und so lief es diesmal in Dresden deutlich besser. Zwar musste sie sich auch hier mit einem Punkt begnügen, aber wieder ging sie nicht leer aus und die Partien selbst waren auf einem ganz anderen Niveau als beim ersten Versuch. Noch immer behielten die erfahreneren Gegner meist die Oberhand, aber sich als Anfänger einem solchen Feld bei einer DSAM zu stellen, ist schon aller Ehren wert – und in Travemünde geht’s dann sicherlich nochmal besser! 😎


Leni erwischte in der Gruppe C einen schlechten Start ins Turnier. Das fiel aber zunächst nicht ins Gewicht, da alle (!) anderen Damen auch gepatzt hatten. So ging es in Runde 2 quasi wieder bei null los. Jetzt kam Leni in Fahrt und übernahm mit zwei Siegen und einem Remis die Führung in der Damenwertung. Bei einem knackte sie dabei einen Kontrahenten mit über 1900 Elo und jedes Mal reichten die Matches an die vier Stunden heran. Mit einem halben Punkt Vorsprung ging sie in die letzte Runde. Dummerweise reichte ein Remis trotzdem nicht aus, da die direkte Verfolgerin buchholzgleich im Windschatten lag. So musste Leni trotz Tabellenführung auf Sieg spielen. Bis zum Schluss hatte sie jedoch eine Remisstellung auf dem Brett und musste sich im Endspiel auf ein Bauernwettrennen einlassen, bei dem sie sich leider vergriff und einen Zug zu spät auf der Grundlinie ankam. Das war dann auch das Aus für die Qualifikation und die Enttäuschung war riesengroß.

Bliebe noch ich in Gruppe G. Wie hieß es bei der Siegerehrung? „Platz 6 geht an Roland Neumeier vom SK Kelheim, der mit 4 Punkten aus 5 Runden ein Hammerturnier gespielt hat und sich nur dem Turniersieger geschlagen geben musste.“ Ja von wegen, wenn die wüssten! Nach den Bilderbuchpartien auf dem WWO vor ein paar Wochen, wo ich Genauigkeiten von über 94 Prozent zusammenbrachte, war in Dresden wieder „der alte Roland“ am Werk. In drei Partien stand ich nach dem Mittelspiel so schlecht, dass ich überlegte, vorzeitig aufzugeben. Zum Glück habe ich das nicht getan, denn meine Gegner haben mir im Endspiel das eine oder andere Geschenk gemacht, die es mir erlaubten wieder zurückzukommen und die Partien noch zu drehen.

So haben wir nun die kuriose Situation, dass sich der falsche Neumeier für das DSAM-Finale qualifiziert hat – der Chauffeur statt der Gladiatorin. 😉 Einen weiteren Qualifikationsversuch wird es aber nicht geben. Magdeburg ist ausgebucht und überschneidet sich zudem mit Liga und der U16 MM (DVM-Qualifikation). Und im Hinblick auf Travemünde – nicht gerade um die Ecke – meinte Leni mit einem Tag Abstand: „Ich hatte jetzt zwei Chancen, vielleicht soll es dieses Jahr einfach nicht sein.“ Sie will sich jetzt voll auf die Bayerische und Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft konzentrieren, die demnächst anstehen.
Somit geht der SK Kelheim beim DSAM-Finale Mitte Juli in Bad Wildungen (Hessen) mit folgenden Mitgliedern an den Start: Laura Sophie Bauer in Gruppe B, Simon Koberstein in Gruppe D, Robin Lindner in Gruppe F und Roland Neumeier in Gruppe G. Damit sind wir zu viert und können auch versuchen, in der Vereinswertung (Punkte der vier besten Spieler eines Vereins) etwas zu reißen.

Apropos: In der Vereinswertung blieben wir dieses Mal hinter den Ergebnissen aus Stuttgart 2024 (3.) und Ingolstadt 2025 (4.) zurück.
Dazu gibt es mittlerweile auch einen Bericht beim DSB: DSAM: Der zeitlose Klassiker wächst und wächst – Warmspielen für den Schachgipfel in Dresden
Rapid-Turnier in Neumarkt
Am Samstag desselben Wochenendes fand in Neumarkt das alljährliche Jugend-Schnellschachturnier statt, an das auch die Bayerische U25-Schnellschach-Einzelmeisterschaft gekoppelt war. Bei letzterer war in diesem Jahr zwar kein Kelheimer am Start, aber in den Altersklassen U8, U10 und U12 hatten wir mit Anton Najjar, David Eckrot und Johannes Dombert drei Eisen im Feuer.
Das beste Ende hatte dabei Anton in der U8 für sich. Er holte 4,5 Punkte aus sieben Runden und musste sich nur den späteren Erst- und Zweitplatzierten geschlagen geben. Damit kämpfte er sich aufs Podest und räumte einen Pokal samt Urkunde ab.

In der U10 meldete sich David noch kurzentschlossen an, um sich in das Schnellschach-Abenteuer zu stürzen. Er hatte in dem starken Teilnehmerfeld (bis 1575 DWZ) zunächst zu kämpfen und gab drei Runden am Stück ab. In der zweiten Turnierhälfte erkämpfte er aber noch 3,0 Punkte und schaffte es damit auf Rang 23 von 31 Teilnehmern in dieser Altersklasse. Vorbildlich vom Veranstalter: auch dafür gab es noch Sachpreise für die Kids, nicht nur für die ersten drei.

In der Altersklasse U12 mischte Johannes vorne mit. Zunächst legte er los wie die Feuerwehr und schnappte sich zum Auftakt drei Siege am Stück. In Runde 4 und 6 musste er sich jedoch zwei bayerischen Spitzenspielerinnen geschlagen geben. Eine – und so schließt sich der Kreis zur DSAM – hatte kürzlich in Ingolstadt die Gruppe E mit 5,0 Punkten aus fünf Runden auseinandergenommen. Die weiteren Partien gewann Johannes, was ihm in der Endabrechnung Platz 6 einbrachte. Auch dafür gab’s einen interessanten Sachpreis.

So hat sich der Abstecher nach Neumarkt doch gelohnt und alle Kelheimer inklusive Joshi und Andreas, die als Betreuer/Fahrer dabei waren, konnten sich zufrieden wieder auf den Nachhauseweg machen.
Dazu gab es auch einen Bericht vom Veranstalter SK Neumarkt: Rapid Neumarkt und Bayerische U25-SchnellschachEM 2025