Am vergangenen Samstag herrschte im Gasthaus „In der Heide“ in Saal ausgelassene Stimmung. Reinhard Blodig hatte zu seinem 70. Geburtstag eingeladen und als ob die große Blodig-Familie eine Gaststätte nicht bereits selber voll bekommen könnte, hatte Reinhard auch Freunde und Wegbegleiter aus seiner langen Laufbahn im und um das Thema Schach eingeladen. So war kurzerhand auch der komplette Schachklub Kelheim geladen, für den Reinhard in den Jahren 1967 bis 1994 auf verschiedenen Positionen aktiv war und zahlreiche SKK-Mitglieder sind dieser Einladung gefolgt.
Dabei hatte Reinhard explizit darum gebeten, auf Geburtstagsgeschenke zu verzichten und stattdessen eine Spendenbox für die Jugend aufgestellt. Die Bedingungen hätten besser nicht sein können – Kaiser-Wetter war angesagt, nicht zu kalt und nicht zu warm – um im Biergarten von Thomas und Wilma Reither „In der Heide“ in familiärer und entspannter Stimmung gemeinsam zu feiern. Die Lokation ist ja auch das Vereinslokal der Spielgemeinschaft TV Riedenburg (Schach) und des SV Saal.
Reinhard wurde 1952 in Thannhausen bei Altmannstein geboren und wuchs dort und in Harlanden bei Riedenburg auf. Er schloss das Gymnasium sowie das BWL-Studium in Regensburg erfolgreich ab. Der berufliche Werdegang enthielt etliche Stationen wie München, Abensberg, Kelheim und Ingolstadt sowie das Erzgebirge und letztlich die eigene Firma „Abydos“ in Tschechien nahe der deutschen Grenze.
Das Schachspielen lernte Reinhard von seinem Vater und spielte es praktisch zeit seines Lebens. Er wurde zweimal Oberpfalzmeister und schaffte es bei Fortuna Regensburg bis in die Bundesliga. Ein Highlight: der Sieg gegen Großmeister Jörg Hickl.
Neben dem eigenen Schachspiel hat sich Reinhard aber auch schon immer ehrenamtlich für den Nachwuchs engagiert. Exakte Aufzeichnungen existieren zwar nicht, aber im Laufe des Tages kam man darauf, dass es wohl knapp 1000 Schüler gewesen sein müssen, die bisher von ihm trainiert wurden. Neben den eigenen fünf Kindern, die ebenfalls in irgendeiner Form im Schachumfeld engagiert sind – Sohn Martin etwa ist Bezirksjugendleiter der Oberpfalz, Constantin Kader-Trainer der Bayerischen Schachjugend – ist aktuell die Jugend des TV Riedenburg in seiner Obhut. Doch auch eher ungewöhnliche Projekte waren darunter, wie eine Reise nach Uganda im Jahr 2018, als er in der Hauptstadt Kampala vor interessierten Zuhörern Vorträge hielt und Schach-Unterricht gab; im Rahmen der vom ehemaligen Fußballspieler Robert Katende gegründeten SOM Chess Academy, die sich für ugandische Slumkinder engagiert.
Beruflich wie privat ist Reinhard viel herumgekommen und das spiegelt sich auch bei den Gästen wider, an Gesichtern, die man von anderen Schachvereinen aus dem Bezirk Oberpfalz kennt, gelegentlich hallt der ein oder andere Brocken Tschechisch durch die Luft und die Spannweite zwischen Jung und Alt könnte größer kaum sein.
Der Tag startete kurz nach der Begrüßung am Vormittag mit einem Weißwurstfrühstück und auch über den restlichen Tag waren die zahlreichen Gäste gut versorgt. Braten und Rippchen zum Mittagessen, Kaffee und Kuchen am Nachmittag und Grillen am Abend standen auf der Speisekarte.
Doch natürlich wäre es keine Geburtstagsfeier von Reinhard Blodig, wenn es nicht in irgendeiner Form auch um Schach ginge und so war es wenig überraschend, dass ein Programmpunkt auf der Tagesordnung das war, was die Blodigs mit am besten können: Schachturniere ausrichten!
Bei den zwei Rapid-Turnieren, aufgeteilt nach Spielstärke in Gruppe A und B, mit 8 Minuten Spielzeit plus 3 Sekunden Inkrement nahmen jeweils 23 Spieler teil.
Zudem war im großen Saal ein TuSi mit nicht weniger als 50 Brettern aufgebaut, wo weitere 20 Teilnehmer ihre Multitasking-Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten.
Nach etwa drei Stunden vor und ca. zwei Stunden nach dem Mittagessen waren die Turniere, die Lena, Martin und Floh orchestrierten, ohne Zwischenfälle bewältigt und Reinhard konnte die vielen Preise – gravierte Gläser, Medaillen, Urkunden und Sachpreise – an die strahlenden Sieger überreichen.
Nach Kaffee und Kuchen zur Stärkung stand das Schachquiz an, das Hans-Dieter Steibl organisiert hatte. Hier konnten die Teilnehmer ihre Detailkenntnisse zu allen Facetten des Themas Schach in die Waagschale werfen.
Parallel dazu verleitete der direkt neben dem Gasthaus gelegene Fußball-Platz zum Bolzen, wo sich insbesondere die Kids und Junggebliebenen austobten. Natürlich ging es wie immer beim Fußball um alles und so darf durchaus als Erfolg gewertet werden, dass gröbere Blessuren ausblieben.
Am späten Nachmittag baten Stefan und Sandra Blodig die Gäste in den großen Saal und präsentierten unterhaltsame Spiele mit und um Reinhard. Bezugnehmend auf gemeinsame Urlaubsreisen mit fünf Kindern plus Oma in einem Fahrzeug, mussten die Teilnehmer inklusive Reinhard beim ersten Spiel zeigen, dass sie ein am Boden liegendes Handtuch wenden können, während sie darauf stehen ohne den Boden drumherum zu berühren.
Kurios auch das Spiel mit einem langen Stab, der von etwa 15 Teilnehmern gleichzeitig mit einem Finger balanciert werden musste und lediglich am Boden hätte abgelegt werden müssen. Das jedoch – dies ist die Natur dieses Spiels – gestaltete sich unerwartet schwierig, da jedes Berühren des leichten Stabs von unten diesen letztlich wieder weiter nach oben beförderte, sodass maximale Führungskraft seitens Reinhard notwendig war, um ihn letztendlich doch noch abgelegt zu bekommen.
Natürlich durften auch Quiz- und Schätzfragen nicht fehlen, etwa wie viele Kinder Reinhard in seinem Leben bereits trainiert haben könnte (ca. 960) oder wie viele Monate Fahrverbot ihn auf seinen zahllosen Reisen als Unternehmer und Schachfunktionär ereilt haben. So hatte jeder seinen Spaß daran und auch Reinhard nahm es mit Humor, dass er das ein oder andere Mal durch den Kakao gezogen wurde.
Nach dem Abendessen (Grillen) stand noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: Hinkelstein-Weitwurf. Die Erwachsenen mussten ihn Obelix-like über den Rücken nach vorne werfen, die Kids durften unterschiedliche Techniken zum Einsatz bringen.
Am Abend klang die Feier in kleinerer Runde langsam aus. Reinhard, alles Gute noch einmal zu Deinem Ehrentag und vielen Dank, dass wir diesen besonderen Tag mit Dir feiern durften!