In Bayreuth sind heute die Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Bayerischen Schachjugend zu Ende gegangen. Wie vorab berichtet, hatte es über Tage hinweg etliche Events gegeben, wie Kinderturnier, Simultan in der Fußgängerzone, Vorträge und viele Freizeitaktivitäten. Als Hauptattraktion hatte die BSJ jedoch zum großen U12-Länderkampf gebeten und insgesamt 12 Teams verschiedener Verbände waren der Einladung gefolgt: Sachsen und Württemberg mit je einer Jungs- und einer Mädchen-Mannschaft, dazu Hessen, Sachsen-Anhalt, Erkenschwick NRW, das Team Deutschland des DSB – und die vier bayerischen Mannschaften Bayern 1, 2, Mix und Mädchen. Vom SK Kelheim waren Moritz und Noah bei Bayern 2 und Leni bei den Mädels in die Auswahlen berufen worden und Conny war als Trainer der Mannschaften 2 und Mix im Dienst.
Entsprechend der Festlichkeiten war der Wettkampfcharakter durchweg freundschaftlich. „Ein ganzes Turnier ohne einen einzigen Streitfall hatte ich noch nie!“, so der Hauptschiedsrichter Hans Brugger. Die Mädels und Jungs aus der gesamten Republik schlossen auch abseits des Bretts Freundschaften, spielten gemeinsam Fußball, Tischtennis oder jagten Schnitzel.
Aber natürlich waren da auch die Ambitionen, möglichst gut abzuschneiden. An der Spitze entwickelte sich früh ein spannender Kampf um den Turniersieg zwischen Bayern 1 und Hessen. Die beiden Mannschaften lagen bis zum Schluss punktgleich auf Augenhöhe und erst die 7. und letzte Runde verschaffte Bayern 1 etwas Luft und den verdienten Gesamtsieg. Auf Platz 3 landete Erkenschwick NRW.
Ein Feuerwerk vom Feinsten brannte die Mädchen-Mannschaft ab, die mit Laura Sophie Bauer (SC Sulzbach-Rosenberg), Julia Schwarzfischer (SF Roding), Laura Huber (FC Ergolding) und Valentina Neumeier (SK Kelheim) an den Start ging. Hier gab es gegenüber der ursprünglichen Ausschreibung noch eine Planänderung: Eigentlich hätten Jungs und Mädchen getrennte Turniere spielen sollen, wie letztes Jahr auf dem „Sachsen-Kampf“ in Klingenthal. Da jedoch nur drei Mädchen-Mannschaften antraten, wurde gemeinsam gespielt, aber getrennt gewertet.
Trainerin Margarita Khrapko (Mitte, 2200 DWZ) hatte die Mädels offenbar gut eingestellt, denn nach Runde 5 von 7 lag das Team völlig überraschend auf Rang 3 der Gesamtwertung – also Mädchen und Jungs zusammen!
In Runde 6 wartete allerdings Bayern 1 als Gegner, wo erwartungsgemäß nicht viel auszurichten war. Dennoch war vor der letzten Runde Gesamtrang 3 noch immer möglich – der Sieg in der Mädchen-Wertung war ihnen schon vorher nicht mehr zu nehmen gewesen. Gegen das Team Deutschland lag ein Unentschieden durchaus in der Luft, unter dem Strich wurde es allerdings eine knappe 1,5-2,5-Niederlage und so rutschten die Mädels in der Gesamtwertung noch bis auf Rang 9 ab, was zeigt, wie eng es zuging.
Gesamtwertung (Endergebnis nach 7 von 7 Runden)
Rang | Mannschaft | TWZ | SRV | Mannschaftspunkte | Brettpunkte |
1 | Bayern I | 1625 | 610 | 13 – 1 | 20.5 |
2 | Hessen | 1434 | 511 | 11 – 3 | 16.5 |
3 | Erkenschwick NRW | 1466 | 412 | 9 – 5 | 17.0 |
4 | Deutschland | 1470 | 322 | 8 – 6 | 15.0 |
5 | Sachsen | 1521 | 403 | 8 – 6 | 14.5 |
5 | Bayern Mix | 1275 | 403 | 8 – 6 | 14.5 |
7 | Sachsen – Anhalt | 1367 | 313 | 7 – 7 | 15 |
8 | Württemberg | 1525 | 304 | 6 – 8 | 14.5 |
9 | Bayern Mädels | 1362 | 304 | 6 – 8 | 14.0 |
10 | Bayern II | 1601 | 214 | 5 – 7 | 13 |
11 | Sachsen Mädels | 1206 | 025 | 2 – 12 | 7 |
12 | Württemberg Mädels | 1147 | 016 | 1 – 13 | 6.5 |
Mädchen-Wertung (Endergebnis nach 7 von 7 Runden)
Rang | Mannschaft | TWZ | SRV | Mannschaftspunkte | Brettpunkte |
1 | Bayern Mädels | 1362 | 304 | 6 – 8 | 14.0 |
2 | Sachsen Mädels | 1206 | 025 | 2 – 12 | 7 |
3 | Württemberg Mädels | 1147 | 016 | 1 – 13 | 6.5 |
Detaillierte Rundenergebnisse gibt’s bei der BSJ.
Etwas weniger glücklich war die zweite bayerische Mannschaft unterwegs. Hier waren neben Moritz Ramming auch David Büchel (SF München), Viktor Ratushny (SW Nürnberg Süd), Lorenz Fischer (SF Tegernheim) und Noah Kamleiter (TSV Bindlach-Aktionär) am Start. Auch sie zeigten spannende und abwechslungsreiche Partien und waren mit 13 Brettpunkten dran am Feld, aber die Brettpunkte waren so unglücklich verteilt, sodass am Ende nur Rang 10 heraussprang.
Nicht alles lief durchgehend glatt. Vor Ort hat man das vielleicht gar nicht so mitbekommen, aber die Online-Übertragungen waren in den ersten beiden Runden frustrierend. Falsche Namen, falsche Farben, falsche Partie-Ende-Meldungen, Verzögerungen – am Sonntag haben wir 4 Stunden lang gespannt Lenis Partie verfolgt, nur um am Ende zu erfahren, dass das gar nicht Lenis Partie war, sondern falsch eingespeist wurde. Deswegen stehen nun auch bei einigen Spielern falsche Ergebnisse und Partieverläufe in der öffentlich einsehbaren Chessbase-Datenbank, die hoffentlich noch korrigiert werden.
Ab Sonntagnachmittag etwa hatten die Veranstalter die technische Seite aber weitestgehend im Griff und man bekam nicht nur vor Ort spannende Partien geboten, sondern auch per Twitch-TV – angenehm und kurzweilig kommentiert von wechselnden Gästen – sowie per Chessbase, Chess24 und Lichess zum Mitfiebern. Am Ende war’s schade, dass es so schnell vorbei war und dass es nicht jedes Jahr einen solchen Jubiläumskampf geben kann.
Weitere Impressionen der Kelheimer
Weitere Fotos gibt’s in der Galerie der Bayerischen Schachjugend.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Bayerische U12-Schachteams feiern Doppelsieg (MZ, 07.09.2022)