Am vergangenen Sonntag sind die Kreisligen bei den Erwachsenen zu Ende gegangen. Überraschend war hier insbesondere für SK Kelheim III in der Kreisliga I Süd noch fast alles möglich. Bei SKK IV und V hingegen stand Spielpraxis und -spaß im Vordergrund, denn viel nach vorne ging in der Kreisliga II Süd nicht mehr.
SK Kelheim III
Vor einigen Wochen sah es mal nicht rosig aus: nachdem man wiederholt Spieler an die oberen Mannschaften hatte abtreten müssen und auch eigene Ausfälle beklagen musste, machte sich Team-Kapitän Anton Kliegl Sorgen um den Klassenerhalt. Dann jedoch konnten ein paar wichtige Punkte erkämpft und der Klassenerhalt gesichert werden. Die Kreisliga I Süd war jedoch derart dicht beisammen, dass Anton sogar noch eine Möglichkeit entdeckte, die unter ganz speziellen Umständen den Titel und damit den Aufstieg in die Bezirksliga Süd ermöglicht hätte. Dazu hätte die komplette hintere Tabellenhälfte gegen die vordere – so gestaltete sich das Set-up der letzten Runde tatsächlich – gewinnen und SKK 3 natürlich seinerseits beide Mannschaftspunkte holen müssen. Aufgrund des sehr guten Brettpunktverhältnisses wäre Kelheim dann vorne gewesen. Ein zugegebenermaßen äußerst unwahrscheinliches Szenario, aber diese Chance einer Möglichkeit steckte in den Köpfen an diesem Tag und sorgte für zusätzliche Motivation.
Der Gegner in dieser letzten Runde der Saison 2022/23 war ausgerechnet der Tabellenführer, jener RT Regensburg III, den das Team aus der Tiefe des Raums überrumpeln wollte. An der Aufstellung sollte es nicht scheitern. Mit Eva Engl, Alexander Pickl, Christine Grafl, Anton Kliegl, Valentina Neumeier und Thomas Karl konnte Anton aus dem Vollen schöpfen. Auch wenn das nicht die Bestbesetzung laut Liste ist, hat sie sich im Laufe der Saison doch als eine Art „Stammelf“ herauskristallisiert.
Pünktlich um 9 Uhr ging es los, ausnahmsweise nicht neben der RT-Halle, sondern im Mehrgenerationenhaus in der Regensburger Innenstadt. Wer „Parkplatzsuchen“ als Hobby in Freunde-Bücher schreibt, hat hier seine wahre Freude! Ich war als „Feuerwehrmann“ mitgefahren, falls bei SKK 3 oder ein paar Meter weiter bei SKK 5 gegen Bavaria jemand ausgefallen wäre. Ein leeres Brett konnten wir nun wirklich nicht auch noch gebrauchen. Zum Glück war das nicht nötig, die „richtigen“ Schachspieler waren alle da und so konnte ich Fotos machen und die Zeit nutzen, derweil den Artikel über das Liga-Finale bei der Jugend zu tippen.
Ich hatte es mir gerade bequem gemacht im Gang und die ersten Zeilen in den Schoßcomputer gehackt, da kam Eva grinsend aus dem Spielsaal: „Deine Tochter hat gerade mal 13 Züge gebraucht!“ Ich: „wofür?“ Sie: „na, zu gewinnen, Leni ist fertig!“ 😮 Das war überraschend, denn sie waren erst am Ende der Eröffnung, hatten Materialgleichstand und das für den Gegner drohende Unheil war (zumindest für mich) nicht auf Anhieb zu erkennen. Jener hatte die Misere, in die er sich manövriert hatte, jedoch bereits realisiert und sich offenbar so darüber geärgert, dass er direkt aufgab. Bei der anschließenden Analyse stützte die Maschine seinen Eindruck, die trotz Materialgleichheit bereits +8,0 für Leni ausspuckte. Ein frühes, wenn auch etwas unorthodoxes 1-0.
Christine stand die meiste Zeit über ausgeglichen und hatte noch den Großteil des Materials auf dem Brett, da erhielt sie ein Remis-Angebot. Nachdem Leni bereits gewonnen hatte und auch Eva zu dem Zeitpunkt eine Quali vorne lag, bestand nicht die Notwendigkeit, die beiderseits gelegten Fallen alle zuschnappen zu lassen; wer weiß, wie das ausgeht. Mit 1,5-0,5 war ja nach wie vor alles in Ordnung.
In der Zwischenzeit sah sich Alex aber einer äußerst unangenehmen Drohung ausgesetzt. Dem Gegner war es gelungen, seinen Springer vor dem Königsflügel zu platzieren und die Dame für einen Einschlag auf f7 in Stellung zu bringen. Da der König auch noch in der Mitte stand – von allen Seiten eingepfercht und bewegungsunfähig – war hier höchste Alarmstufe angesagt. Zwar konnte Alex das direkte Matt abwehren, aber die Stellung überlebte leider nicht mehr lange.
Auch bei Anton lief es nicht nach Plan. Durch einen ungünstigen Springerzug und den darauf folgenden Abtausch öffnete sich die d-Linie, was der Gegner ausnutzen konnte, um einen Doppelangriff auf die beiden Läufer zu initiieren. Da zugleich die Dame noch auf d8 stand, waren die Läufer gefesselt. Anton war in der Phase sehr fokussiert und hoffte sich da noch irgendwie herauswinden zu können. Doch irgendwann musste er die Leichtfigur geben und zu allem Überfluss war im Anschluss die Stellung komplett im Eimer. Da merkte man ihm den Ärger deutlich an. Innerhalb kürzester Zeit war aus einer 1,5-0,5-Führung ein 1,5-2,5 Rückstand geworden. Da war es halb zwölf in etwa.
Eva an Brett 1 und Thommy an Brett 6 spielten zu der Zeit noch. Bei Eva hatte sich der Vorteil aus der Anfangsphase wieder ziemlich in Luft aufgelöst. Die beiden gegnerischen Läufer machten ihr (Zitat Anton) „das Schachleben zur Hölle“. Sie hatte sicher kein angenehmes Spiel und musste ständig auf der Hut sein. Wahrscheinlich stand sie objektiv betrachtet in der Phase sogar schon schlechter. Also versuchte sie die Flucht nach vorne, erzeugte Druck mit den zwei Türmen, der in Wahrheit aber gar keiner war, weil sie nirgendwo wirklich durchkommen konnte. Der Gegner ließ sich davon aber offenbar so beeindrucken (oder er hat irgendwas gesehen, was wir nicht gesehen haben) und gab auf, was Eva erst einmal ziemlich verdutzt zurückließ. Aber egal. Nun stand es wieder 2,5-2,5. Inzwischen war es halb eins und immer noch war die komplette Mannschaft anwesend und fieberte mit.
Nun hing es an Thommy, der sich mit seinem Kontrahenten regelrecht ineinander verkeilt hatte. Für RT III ging es um die Meisterschaft, daher war jener auch nicht gewillt, Remis-Angeboten zuzustimmen und es ging immer weiter. Von außen betrachtet schien auf beiden Seiten die Sorge zu überwiegen, durch ein die Stellung aufbrechendes Opfer der Gegenseite das Durchlaufen eines Bauern zu ermöglichen. Auch die Bauernstruktur von hinten her mit dem König abzuräumen wäre eine Option gewesen, aber dann hätte dieser seinen Deckungsaufgaben nicht mehr nachkommen können.
Ob die Stellung nun gewonnen war, wie der Chat anhand der Fotos überzeugt war, oder Remis, wie es die Spieler – zwischenzeitlich beide in Zeitnot, ehe Zug 40 sie rettete – offenbar empfanden, sie signalisierten immer wieder achselzuckend, dass sie keine Idee haben, wie das risikofrei zu gewinnen ist und letztendlich machten sie doch irgendwann Remis. Inzwischen war es kurz vor 14 Uhr (!) und nach fast fünf Stunden waren sie vermutlich auch einfach am Ende.
Für beide Seiten hatte das Remis Folgen: RT III kostete es tatsächlich die Meisterschaft, denn durch die Punkteteilung konnte Eulenspiegel noch vorbei schlüpfen. SKK 3 auf der anderen Seite kann einerseits natürlich zufrieden sein mit Platz 5, schließlich war man vor nicht allzu langer Zeit noch abstiegsgefährdet und für den Aufstieg hätte es am Ende so oder so nicht gereicht. Andererseits wäre es mit einem Sieg halt Platz 2 gewesen, weshalb Mannschaftsführer Anton das 3-3 schon mit gemischten Gefühlen aufnahm. Allerdings darf man als Team natürlich nicht reflexartig der Versuchung erliegen, es dem einen Spieler anzuheften, der zufällig als letzter noch spielte. Bei dieser Begegnung hätte es vermutlich einige Gelegenheiten gegeben, irgendwo noch einen halben Punkt herzuzaubern, also alles gut, Thommy! Super gekämpft und falls die Partie durch Übermut doch noch gekippt wäre, hätte am Ende nur Rang 7 gestanden. Das zeigt aber, wie eng es in diesem Jahr in dieser Kreisliga I Süd zuging, wenn das Resultat von nur einer Begegnung am letzten Spieltag zwischen Platz 2 oder 7 entscheidet. Wahnsinn!
SK Kelheim IV / V
Robin spielte mit seiner vierten Mannschaft als einziger zu Hause im Dormero Hotel gegen den Tabellenführer der Kreisliga II Süd, den TV Riedenburg II. Robin Lindner, Konstantin Neumeier, Bernhard Poll und Stefan Peschel saßen an den Brettern und das legitime Ziel muss gewesen sein, die Teamkollegen der fünften Mannschaft in Tabelle noch zu überholen. Einfach sollte das nicht werden, denn Riedenburg II war an allen Brettern stärker aufgestellt als Kelheim IV.
Nach gut einer Stunde fiel Konny als Erstes um, nachdem es seinem Gegner gelungen war, einen Bauern durchzubringen. Gegen halb zwölf hieß es, Bernhard habe einen Turm weniger, was eine halbe Stunde später zum Partieverlust führte. Zu der Zeit war auch bei Stefan der Ofen aus, der Teamkampf demnach bereits verloren. Nur Robin an Brett 1 kämpfte noch. Um kurz vor Eins meldete er sich erleichtert im Chat, er habe seine Partie gewinnen können, was zum 1-3-Endstand führte.
Damit konnte SKK IV den einen entscheidenden Brettpunkt holen, um die interne Hackordnung wieder herzustellen und an SKK V vorbeizuziehen. Grundsätzlich sollte man das aber nicht überbewerten: Die Kreisliga-II-Mannschaften sind ja vorwiegend dazu gedacht, Einsteigern, Wiedereinsteigern, Gelegenheitsspielern und der Jugend Spielpraxis zu ermöglichen. Da sind Punkte und Tabellen nicht so wichtig.
Von der Fünften, die abseits von Teamkollegen und Beobachtern in Prüfening gespielt hat, gibt es kaum Informationen. In der Aufstellung Maxim Weinberger, Leonhard Neumeier, Sebastian Rothe und Sigrid Huber ging das Team an den Start, konnte aber leider keinen Mannschaftspunkt gegen SC Bavaria VII ergattern.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: SK Kelheim II rückt dem Klassenerhalt in der Oberpfalzliga näher (MZ, 20.03.2023)