In der Diskussion war das Thema schon eine ganze Weile, nun hat der Weltverband FIDE tatsächlich Ernst gemacht. Wie der DSB bereits in der vergangenen Woche berichtete, wurden zum 1. März 2024 die Elo-Zahlen aller Schachspieler unter 2000 Elo künstlich angehoben. „Elo-Differenzen werden mit dem Komprimierungsfaktor 0,6 Richtung 2000 zusammengeschoben, aus der Differenz 100 wird 60, aus 200 wird 120, aus 10 wird 6 usw. Hinzu kommt u. a. ein künstliches Lifting für Anfänger: 2 Remisen gegen fiktive 1800.“
Grund für diese Vorgehensweise ist die sogenannte Elo-Deflation, die offenbar seit vielen Jahren zu beobachten ist. Die Elo-Zahlen kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern speisen sich aus den vorhandenen Elo-Zahlen der Gegner. Gewinnt ein Erwachsener gegen einen anderen Erwachsenen, steigt dessen Elo-Zahl um denselben Wert, um den jene des Geschlagenen sinkt. Geschieht das in einer Blase auf nationaler Ebene beispielsweise, deckelt das die Möglichkeit, höhere Werte zu erreichen, zumal in vielen Ländern die Elo-Auswertung eher Ausnahme als Regel ist. Dazu gibt es auch ausführliche Untersuchungen:
„Rating favorites are constantly struggling to reach their Elo expectations, and an overly pessimistic formula for players‘ initial ratings has ultimately pulled tremendous quantities of rating points away from established rated players. I have described this effect as „rating deflation“.
Das bekamen auch die Jugendspieler aus Deutschland regelmäßig zu spüren, wenn sie auf Europa- oder Weltmeisterschaften gegen Qualifizierte anderer Nationen antraten, die angeblich nur z.B. 1200 Elo Spielstärke hatten. Da gab’s dann regelmäßig ein heftiges Minus, wenn sie gegen einen solchen Spieler, der real deutlich stärker war, als es seine Zahl suggerierte, mal ein Remis oder gar eine Niederlage verzeichneten.
Zum Monatswechsel hat der Weltverband das Vorhaben umgesetzt. In den DWZ-Listen des DSB ist der neue Elo-Wert noch nicht zu sehen, da diese nicht täglich mit den FIDE-Profilen synchronisiert werden.
Bei schach.in, die sich die Zahlen live von der FIDE holen, sind die neuen Werte hingegen schon zu sehen, die insbesondere bei unterbewerteten Jugendspielern nun deutlich näher an der DWZ liegen als zuvor. Siehe zum Beispiel Moritz (1623 auf 1774) oder Peter (1694 auf 1816). Am größten ist der Unterschied Vorher-Nachher aufgrund der Formel logischerweise, je weiter der alte Elo-Wert von 2000 entfernt war. Beispiel Leonhard: 1152 auf 1491 und damit tatsächlich nahe an seiner tatsächlichen aktuellen Spielstärke laut DWZ.
Im Zuge dessen nimmt auch die Diskussion wieder an Fahrt auf, ob es nicht sinnvoll wäre, die nationale Wertungszahl komplett abzuschaffen, wie es in einigen anderen Ländern bereits der Fall ist.