Nach der Deutschen Schulschachmeisterschaft der WK HR am vergangenen Wochenende stand nun die Wettkampfklasse IV (U13) auf dem Programm, die in diesem Jahr in Rotenburg (Wümme) bei Bremen ausgetragen wurde. Das Donau-Gymnasium Kelheim hatte sich als Niederbayerischer Meister und Bayerischer Vizemeister für dieses Turnier qualifiziert und tatsächlich schickte die Schulleitung das Team in den hohen Norden. Dabei hielten sie die Teilnehmer komplett frei, sodass für die Schüler respektive deren Eltern keine Kosten entstanden. Respekt – und großer Dank an Frau Ettlinger für das Engagement!
Die ursprüngliche Mannschaft, mit der das Gymnasium im Februar in Dingolfing angetreten war und 28-0 Brettpunkte holte, bestand aus Valentina Neumeier, Konstantin Neumeier und Leonhard Dauerer vom SK Kelheim, sowie Jakob Pesahl vom SK Abensberg. Da Jakob bei der Bayerischen Meisterschaft im März jedoch krankheitsbedingt ausfiel und SKKler Steven Stöhr in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kurzfristig einsprang, entschieden die Verantwortlichen, alle fünf nach Rotenburg zu schicken, schließlich waren sie ja gemeinsam daran beteiligt, dass das Gymnasium die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft geschafft hat – ein Kunststück übrigens, das dem DGK zuletzt vor 16 Jahren gelang.
Am Freitag Früh machte sich die Truppe zusammen mit SKK-Jugendleiter Cornelius Mühlich und Frau Finger als verantwortliche Lehrkraft des DGK per Bahn auf den Weg. Das Abenteuer begann bereits in Nürnberg, als der Anschluss-ICE aufgrund einer Zug-Verspätung verpasst wurde und sie statt über Kassel via Berlin gen Norden fuhren. Etwa um 18:30 Uhr – 10 Stunden nach der Abreise inklusive 40 Minuten Fußmarsch – trafen sie in der Jugendherberge Rotenburg ein.
Am Samstagmorgen startete das Turnier, das im Schnellschachmodus mit 30+0 ohne Notation ausgetragen wurde. Wie üblich beim Schweizer System spielte zunächst die vordere Tabellenhälfte gegen die hintere. Dabei mussten die Kelheimer gegen Falkenberg antreten, wo relativ schnell ein 3-1-Sieg zu Buche stand. Obwohl als Ersatzspieler gemeldet, durfte Steven in dieser Runde auf Brett 4 ran und lieferte blitzsauber einen Brettpunkt ab.
In der zweiten Runde wartete das an drei gesetzte Dresden. Da wehte sofort ein anderer Wind. Konny verlor, doch bald darauf schoss Jakob den Ausgleich. Leni hatte derweil in komplizierter Stellung zwar einen Bauern mehr, aber kaum noch Zeit auf der Uhr. Leonhard kämpfte sich eindrucksvoll zurück, nachdem er schon eine Leichtfigur hinten gelegen hatte und brachte das Team mit 2-1 in Führung. Währenddessen versuchte Leni immer noch irgendwie den fehlenden halben Punkt einzutüten, der vor ihr auf dem Präsentierteller lag. Jedoch ging ihr in komplett ausgeglichener Stellung die Zeit aus, wodurch es ein 2-2-Unentschieden wurde.
Nach Rang drei der Setzliste folgte nun mit Kaiserslautern die auf sieben gesetzte Mannschaft. Jakob hatte ruckzuck ein Remis in der Tasche. Leonhard musste diesmal nicht erst groß aufholen, sondern stand schon früh besser und brachte die Partie siegreich nach Hause. Bei Konny sah es zwischendurch nicht gut aus, lag schon zwei Bauern hinten, aber er berappelte sich nochmal und rettete ein wichtiges Remis, denn jetzt war auch hier ein Unentschieden sicher. Bei Leni wiederholte sich die Geschichte: Sie stand ausgeglichen, aber zu kompliziert und verlor abermals auf Zeit, nachdem der Gegner natürlich nicht gewillt war, mit mehr Puffer auf der Uhr irgendwelchen Remisangeboten zuzustimmen.
Die erste Nachmittagspartie brachte die Kelheimer mit Bremen zusammen, dem Fünften der Setzliste. Hier ging das Ganze leider nicht gut aus. Leonhard an Brett 3 siegte zwar abermals, Jakob an 4 jedoch verlor seine einzige Partie, Konny schaffte nur ein Remis und Leni musste ihren dritten Tiefschlag in Folge verdauen; damit waren sie erstmal bedient. Es sollte für das Team aber die einzige Niederlage im gesamten Turnier bleiben!
Zur letzten Partie des Tages gegen Kiel wollten es die Kelheimer nochmal wissen. Wenn sie ihre Chancen auf einen vorderen Platz wahren wollten, musste ein Sieg her. Und tatsächlich schafften sie in dieser Runde ein 3-1.
Nach ungewöhnlichen fünf (!) zehrenden Runden an einem Tag sahen sie alle ziemlich kaputt aus! 😮
Am nächsten Morgen, Muttertag, wartete Chemnitz auf unsere junge Truppe. Hier durfte Ersatzspieler Steven nochmal ran. Leider konnte er seinen Sieg vom Tag zuvor nicht wiederholen und das Team lag früh 0-1 hinten. Leni hatte endlich mal einen Gegner mit weniger DWZ als sie und so konnte sie bald darauf ausgleichen. Dann ging es Schlag auf Schlag: Innerhalb weniger Minuten steuerte Konny ein Remis bei und Leonhard schrieb abermals voll an, sodass es ein 2,5-1,5-Sieg wurde.
In der letzten Runde ging es schließlich gegen Berlin. Nach einer dreiviertel Stunde etwa meldete Corni remisliche Stellungen an allen Brettern. Dass das nicht viel heißt, haben wir ja oben schon gesehen und in der Tat hatte Leonhard seinen Gegner kurze Zeit später matt. Derweil konnte sich Konny eine Dame Vorsprung erspielen und bald darauf den Sack zumachen. Jakob hingegen musste in ein heikles Doppelturmendspiel mit gleich vielen Bauern, in dem er aber souverän Remis hielt. Leni – diesmal wieder gegen einen 1700er – konnte sich wegen akuter Zeitnot abermals nicht belohnen für ihre bis zu diesem Punkt starke Partie. Aber ein 2,5-1,5 bedeutete den Mannschaftssieg.
Endstand
In der Endabrechnung wurde es ein toller 7. Platz bei 35 qualifizierten Mannschaften bundesweit. Von Rang 12 aus ins Rennen gegangen, kann das Team damit hochzufrieden sein. Ein klein wenig ärgerlich ist nur das Wie, denn die Kelheimer holten genauso viele Punkte wie der Deutsche Vizemeister! 😮 Lediglich aufgrund der schlechteren Feinwertung (Buchholz in diesem Fall, nicht Brettpunkte) wurde es Rang 7 statt 2. Aber gut, insgesamt war die Leistungsdichte einfach sehr groß. Auch der Meister war nur einen einzigen Punkt besser. Im Grunde hatten es die ersten acht (!) Mannschaften in der Hand, den Pott zu holen. Deutscher Meister wurde das Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg.
Ein herausragendes Turnier zauberte Leonhard an Brett 3 aufs Parkett. Nachdem die erste Runde in die Binsen gegangen war, ließ er anschließend nichts mehr anbrennen und gewann alle restlichen Partien. 6 aus 7 auf einer Deutschen Meisterschaft, das kann sich wahrlich sehen lassen! Selbst Partien, die kurz zuvor über Boxenfunk Corni noch als „remislich“ bewertet wurden, drehte er in der Zeitnotphase zu seinen Gunsten.
Bei Leni hingegen stand schon im Vorfeld die Befürchtung im Raum, dass es knifflig werden könnte da vorne auf Brett 1. Zwar hatte die DSM nicht ganz das Leistungsniveau einer DVM – klar, nicht alle Topspieler eines Vereins sind auch in derselben Schule – aber auf dem ersten Brett konnten die meisten Schulen, die es bis hierher geschafft haben, einen sehr starken Spieler auffahren; bis 2100 DWZ wurden bei diesem Turnier gesichtet, dazu Lenis Schwäche beim Schnellschach. Immerhin wurden es 3 aus 7 am Spitzenbrett, womit sie selbst aber nicht zufrieden war und insbesondere am Samstagabend arg mit sich und der Welt haderte.
Jakob und Steven wechselten sich auf dem letzten Brett ab, wobei Jakob als vierter Mann gesetzt war und Steven als Reservespieler. Dennoch kam er jeweils in der ersten Partie des Tages zum Zuge und schaffte 1 aus 2. Die übrigen Runden war er beim Ersatzspieler-Turnier im Einsatz. Jakob seinerseits holte zwei Siege und zwei Remis, demnach 3 aus 5 und steuerte wertvolle Brettpunkte zum Gesamtergebnis bei.
Bei Konny war’s nicht ganz so heftig wie am Spitzenbrett, doch auch an Brett 2 bekam er nur zwei Gegner, die weniger DWZ hatten als er. Offenbar peilte er angesichts dessen vermehrt den Spatz in der Hand an als die Taube auf dem Dach, denn er remisierte auffallend oft, wobei das ein oder andere natürlich auch aus taktischen Gründen „für die Mannschaft“ erfolgte. Trainerin Lena war mit seinem Turnier angesichts der Gegnerstärke auf Brett 2 zufrieden. Mit drei Remis und zwei Siegen standen am Ende 3,5 aus 7 auf dem Konto.
Am Sonntagnachmittag machten sich die DSM-Fahrer wieder auf den Weg nach Hause, was angesichts des in letzter Sekunde noch abgewendeten Bahnstreiks nicht ganz so abenteuerlich werden sollte wie zunächst befürchtet. Zwischendurch hatten sie Aufenthalt in Bremen, wo ein Beach-Volleyball-Turnier ein willkommener Zeitvertreib war.
Dennoch mussten die tapferen Wettstreiter in dem allgemeinen Bahn-Chaos unerwartet aus Neustadt abgeholten werden, statt aus Saal. Das konnte ihnen die gute Laune aber auch nicht vermiesen, denn unter dem Strich war der Trip nach Rotenburg ein voller Erfolg und ein einmaliges Erlebnis!
Das Donau-Gymnasium hat dazu einen eigenen Artikel gebracht: Deutsche Schulschachmeisterschaft 2023 in Rotenburg (Wümme) – Ein Nervenkitzel der besonderen Art
Nachtrag: hier noch das Ergebnis des Ersatzspielerturniers (J=Jakob, S=Steven):
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel von der Schule: Kelheimer belegen bei Deutscher Schulmeisterschaft im Schach Platz sieben (MZ, 07.06.2023)
Wer sich wundert, weshalb hier trotz Schulschach und Nicht-SKK-Spielern anders als auf der Niederbayerischen und Bayerischen Meisterschaft Namen und Fotos zu sehen sind: bei der DSM steht klipp und klar in der Ausschreibung, dass Namen und Fotos der Teilnehmer veröffentlicht werden. Wer teilnimmt, stimmt der Veröffentlichung zu, daher ist diesmal zum Glück eine normale Berichterstattung ohne Datenschutz-Eiertanz möglich.