
Der SK Schwandorf begeht in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen – ein stolzes Jubiläum, das vom Schachverband Oberpfalz mit einer besonderen Ehrung gewürdigt wird: Alle Bezirksmeisterschaften der laufenden Saison finden in Schwandorf statt. Am vergangenen Wochenende wurde dort mit der Oberpfälzer Schach-Einzelmeisterschaft (OSEM) einer der Saisonhöhepunkte auf Bezirksebene ausgetragen. Insgesamt 121 Akteure aus den Oberpfälzer Vereinen stellten sich dem Wettkampf. Der SK Kelheim war mit 25 Teilnehmern in den vier Spielstärkegruppen („Meisterklassen“) am Start.

An dieser Stelle muss ich vorab schon mal um Nachsicht bitten, dass es nicht alle Kelheimer auf ein Foto geschafft haben. Ich habe ja selbst gespielt und das meist auch noch sehr lange, weshalb der Turniersaal in der Regel schon halb leer war, als ich Fotos hätte machen können. Die meisten Bilder stammen daher von den Eltern, die Fotos von den Kids geschossen und mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt haben. 🙂
Meisterklasse M4 – Vierfachtriumph der Jugend

In der M4 bis 1200 DWZ, die wie üblich als kompaktes Wochenendturnier über sechs Runden ausgetragen wurde, war der SK Kelheim mit Fabian Ticala, Lukas Riera Galmés, Anton Najjar, Lucia Riera Galmés, Sofiia Strielnikova, Illia Buriachenko und Justus Braun am Start. Damit stellte der SKK mit sieben Teilnehmern fast die Hälfte des Starterfeldes in der M4.
Einen unglaublich guten Tag erwischte Fabian, der nur im Mittelfeld gesetzt war und somit auf dem Papier nicht zu den Favoriten zählte. Er startete mit einem Sieg und musste somit gegen die stärksten Spieler der Klasse antreten. Trotzdem blieb er in allen sechs Runden ohne Niederlage, gab nur zwei Remis gegen Vereinskollegen ab und krönte sich mit 5,0 Punkten zum Oberpfalzmeister 2025 M4. Kaum fassbare +230 DWZ gab’s als Bonus obendrauf!


Einen halben Punkt dahinter landete Lukas. Er musste in der Anfangsphase des Turniers einen Punkt abgeben, kämpfte sich dann aber mit vier Siegen in Folge wieder an die Spitze heran. In der Schlussrunde traf er auf Spitzenreiter Fabian. Mit einem Sieg und etwas Glück mit der Buchholzfee hatte auch Lukas noch Chancen auf den Titel. Doch die beiden trennten sich mit einer Punkteteilung und so fuhr Lukas als Oberpfälzer Vizemeister M4 nach Hause.
Mit Anton durfte ein weiterer Kelheimer auf das Siegerpodest klettern. Gerade erst von der U8-BJEM zurückgekehrt und somit gut aufgewärmt, startete er mit zwei Siegen ins Turnier, rang dem späteren Turniersieger ein Remis ab und kam am Ende auf 4,0 Punkte.
Mit der gleichen Punktzahl machte Lucia den Vierfachsieg für den SKK perfekt. Sie startete mit einem perfekten ersten Tag ins Turnier und führte die Meisterschaft zur Halbzeit an. Am zweiten Tag musste sie jedoch zwei Niederlagen gegen Fabian und Lukas hinnehmen und konnte erst zum Abschluss noch einen Sieg einfahren. Trotzdem ein bärenstarkes Turnier, das ihr einen DWZ-Sprung von über 100 Punkten bescherte!


Ebenfalls in den Top 10 landete Sofiia auf Platz 6. Sie musste gleich zu Beginn einen Rückschlag hinnehmen, punktete dann aber dreimal in Folge und durfte sich ebenfalls Titelchancen ausrechnen. In den letzten beiden Runden gegen Anton und Lucia reichte es jedoch nur zu einem halben Punkt, was ihre Chancen auf einen Platz ganz vorne zunichte machte.
Illia ist inzwischen zwar kein Rookie mehr, aber doch noch ziemlich unerfahren. Angesichts dessen spielte er ein solides Turnier und erreichte mit 3,0 Zählern genau die magische Hälfte der möglichen Punkte. Gerade in der Mitte des Turniers hatte er einen guten Lauf und holte drei Siege in Folge. Deshalb wurde er am Ende gegen die besten Spieler gelost, was ihm noch zwei Niederlagen einbrachte.


Justus musste am Vormittag noch ein Spiel für seine Fußballmannschaft bestreiten – ein guter Torwart ist nicht so unkompliziert zu ersetzen wie ein Feldspieler – und verpasste deswegen die ersten beiden Durchgänge. Danach holte er noch 2,5 Punkte und konnte so seine Wertungszahl aufbessern.


Meisterklasse M3 – mit einer Armada am Podest vorbei

In der Meisterklasse M3 bis 1600 DWZ, die wie die M1 und M2 über acht Runden an vier Tagen ausgetragen wurde, stellte Kelheim mit neun Teilnehmern das größte Kontingent: Konstantin Neumeier, Alexander Pickl, Konstantin Frikel, Theodor Nickel, Leonhard Dauerer, Alexander Nickel, Roland Neumeier, Maximilian Buchhammer und Jakob Pesahl.
Mehrere Spieler lagen bis zum Schluss im Rennen um die Podestplätze und wechselten sich von Runde zu Runde als bester Kelheimer ab. Am Ende verpassten sie das Treppchen nur knapp.
Konny war mit Platz 5 und 5,5 Zählern am nächsten dran. Er haderte bis zum Schluss mit der Niederlage in Runde zwei gegen einen deutlich schwächer eingestuften Gegner, weswegen er einem Rückstand hinterher lief. In der Schlussphase musste er gegen die späteren Erst-, Zweit- und Drittplatzierten ran und ging trotzdem mit einem Sieg und zwei Remis aus diesen Topspielen. Das brachte ihm zwar die höchste Buchholz-Summe (Drittwertung) ein, am Ende reichte es aber um einen halben Punkt nicht zum möglichen Titelgewinn.

Direkt dahinter auf Rang 6 und ebenfalls mit 5,5 Punkten landete Alex P. Er spielte ein klasse Turnier und musste nur eine Niederlage hinnehmen – gegen den späteren Turniersieger. Unglücklich war, dass er gleich gegen drei Vereinskameraden spielen musste, wodurch sie sich natürlich gegenseitig die Punkte wegnahmen gegenüber dem übrigen Feld.

Konsti sammelte 5,0 Zähler im Laufe des Turniers und mischte als U10-Spieler tapfer bei den Erwachsenen mit. Mit nur einer Niederlage gegen den Drittplatzierten haderte er am Ende aber mit einem unglücklichen Remis, das er in höchster Not anbot, um nicht auf Zeit zu verlieren. Wie stark Konsti bei diesem Turnier gespielt hat, zeigt sein DWZ-Sprung von beinahe 200 Punkten! Der Wahnsinn!
Mit 4,5 Zählern holte sich Theodor den letzten Top-10-Platz. Zwar machte auch er DWZ gut, was bedeutet, dass er leicht über seinem Niveau performt hat, recht glücklich war er aber mit seinem Turnierverlauf nicht. Insbesondere das ein oder andere Remis zu viel – fünf Stück an der Zahl – verhinderten ein noch besseres Ergebnis.
Leonhard hatte ein durchwachsenes Turnier. Zwar kam er auf 4,0 Punkte in acht Runden, erreichte damit aber leider nicht ganz seinen Startplatz und musste auch ein leichtes Minus bei seiner Wertungszahl hinnehmen, was zeigt, dass er sich diesmal etwas unter Wert verkauft hat.

Mein eigenes Turnier würde ich als gelungen bezeichnen. Wenn man von Platz 33 startet und mit der Hälfte der möglichen Punkte auf Platz 20 landet, kann es nicht so schlecht gelaufen sein. Ärgerlich waren die beiden Niederlagen in Runde 2 und 3 – die einzigen im Turnier. Vor allem Runde 3, als ich einen Freibauern kurz vor der Umwandlung hatte und die Engine bei der Nachbetrachtung schon Freudensprünge machte, ich aber den Deckel nicht drauf bekam, führt mir vor Augen, dass es noch viel zu lernen gibt.


Max konnte sich im Laufe des Turniers von Startplatz 29 auf 22 verbessern, was ihm auch ein Plus in der Wertungszahl einbrachte. Zudem trotzte er dem späteren Drittplatzierten mit 300 DWZ mehr ein Remis ab. Aber insgesamt gab es mit fünf Remis wahrscheinlich das ein oder andere zu viel, um es noch weiter nach vorne zu schaffen.
Alex hatte in der M3 zunächst einen schweren Stand. Nach fünf Runden stand er immer noch bei 1,0 Punkten. In der Schlussphase berappelte er sich aber und legte noch eine Serie von drei Siegen am Stück hin, sodass er am Ende auch auf 4,0 Punkte kam.

Jakob brauchte zu Turnierbeginn ein dickes Fell: nach dem Auftaktremis folgten drei Niederlagen am Stück, was ihm schon merklich aufs Gemüt schlug. In der zweiten Turnierhälfte legte er aber doch noch richtig los, gab keine Partie mehr ab und machte dabei auch vor nominell erheblich stärkeren Kontrahenten nicht halt. So kam Jakob am Ende doch noch auf 3,5 Punkte und ein schönes DWZ-Plus.

Meisterklasse M2 – Zwei Titel für Kelheim
Auch in der zweithöchsten Klasse (1600-1900 DWZ) der OSEM hatte der SKK mit Simon Koberstein, Arthur Sitnik, Valentina Neumeier, Wolfgang Latzel, Boris Bondarenko und Robin Lindner ein stattliches Aufgebot beisammen.
Eine besonders starke Vorstellung bot dabei Simon: auch er verpasste die Auftaktrunde wegen eines Fußballspiels, startete dann aber mit einer Serie von sechs Siegen in Folge durch, übernahm zur Halbzeit die Führung und ließ sich diese auch nicht mehr nehmen. In der letzten Runde sicherte er mit einem taktischen Remis den Oberpfalzmeistertitel 2025 M2 ab. Hammerstark!
Auch Teamkollege Arthur spielte lange vorne mit, insbesondere in der ersten Hälfte manifestierte sich der Eindruck, als ginge ihm das alles beinahe mühelos von der Hand. In den letzten beiden Runden musste er aber doch noch abreißen lassen: Zuerst zog er gegen Simon den Kürzeren und da auch noch der Schlussakkord daneben ging, musste er sich in der Endabrechnung mit 4,5 Punkten und Rang 9 begnügen. Mit dieser Leistung macht er dennoch einen Sprung auf über 1700 DWZ.


Ebenso viele Punkte sammelte Leni und wurde damit gruppenübergreifend Oberpfalzmeister der Damen. Trotzdem war es für sie ein durchwachsenes Turnier: Von Startplatz 3 ins Turnier gegangen, konnte die Zielsetzung nicht lauten, Elfter zu werden und dabei 45 DWZ-Punkte einzubüßen. Andererseits war es für sie vornehmlich ein Testlauf für die Bayerische Jugend-Einzelmeisterschaft kommende Woche, da sie schon vom Start weg als Oberpfalzmeisterin feststand.
In letzter Sekunde hatte sich Wolfgang entschieden, die OSEM doch mitzuspielen. Dabei ließ er es nach eigenen Angaben entspannt angehen („gewinnen werde ich das eh nicht“) und verzichtete auch auf die letzte Runde, wodurch er mit 4,0 aus in seinem Fall sieben Runden sein Ziel sogar übertraf, mehr als die Hälfte der möglichen Punkte zu holen. Zudem merkte man ihm den Spaß an, den er in Schwandorf neben dem Brett mit dem ein oder anderen „Veteranen“ aus der Oberpfälzer Schachszene hatte.
Boris tat sich zunächst schwer in der M2, brachte in der ersten Turnierhälfte nur drei Remis zusammen. Zur Halbzeit fuhr er aber doch noch zwei wohlverdiente Siege ein und kam in der Endabrechnung auf 4,0 Punkte aus den acht Runden. Die etwa 30 DWZ Plus sind der verdiente Lohn.
Robin hätte rein von seiner Wertungszahl her in der M3 spielen müssen, war nicht einmal in der Nähe der Grenze zur M2. Aber er hatte 2023 und 2024 bei der OSEM M3 so gut abgeschnitten, dass der Turnierleiter ihn quasi zu seinem Glück „zwang“ und in die M2 versetzte. Dort hatte er fast am Ende der Setzliste natürlich einen schweren Stand, zog sich aber mit zwei Siegen und drei Remis achtbar aus der Affäre. Mit einer Performance von 1626 bestätigte er nachträglich seine Einstufung in die M2.


Meisterklasse 1 – zwei Top-10-Resultate
In der Meisterklasse M1 der spielstärksten Akteure des Bezirks (über 1900 DWZ) war der SK Kelheim mit drei Startern vertreten: Florian Gold, Bernhard Schmid und Dr. Johannes Najjar.
In Sachen Titel war dieses Mal nichts zu holen. Lennart Uphoff vom SC Bavaria Regensburg lieferte mit 8,0 Punkten aus acht Runden ein Meisterstück ab. Auch Floh und Bernhard bissen sich an ihm die Zähne aus. Ansonsten mischten die beiden aber stets gut im Verfolgerfeld mit. Bernhard war zur Halbzeit immer noch ungeschlagen, ehe der Turniersieger seine Serie stoppte und blieb auch bis zum Ende wieder ohne Niederlage. Mit fünf Remis reichte es am Ende aber doch „nur“ zu 4,5 Punkten und Rang 10.
Vier Plätze weiter vorne, auf Position 6, landete Floh. Er blieb stets auf Tuchfühlung mit der Spitze, wurde aber nicht immer gegen die Topleute gelost, weswegen ihm am Ende trotz respektabler 5,0 Punkte etwas Buchholz fehlte, um es vor die punktgleichen Mitbewerber aufs Podest zu schaffen.

Auch Joshi kam zunächst gut in das Turnier, war nach Runde 5 immer noch ohne Niederlage und ebenfalls im erweiterten Verfolgerfeld zu finden. Dann jedoch musste er zwei Niederlagen am Stück hinnehmen, eine ausgerechnet gegen seinen Vereinskameraden Floh, wodurch er leider aus der Spitzengruppe herausfiel. Mit dem Remis in der letzten Runde kam er noch auf 4,0 Zähler und auf ein Plus in der DWZ-Auswertung, schrammte aber haarscharf an der 2000er Marke vorbei.


Bei der Siegerehrung wurden die besten drei jeder Kategorie geehrt, dazu die beste Dame und die Top 8 in der M3, die nächstes Jahr in der M2 spielen dürfen, sowie die Top 4 der M2, die sich in der M1 werden messen dürfen.

Abseits der Schachbretter gab es auch viel zu erleben. Während einige Erwachsene im nahe gelegenen Schwimmbad versuchten den Kopf zwischen den Doppelrunden freizubekommen, konnten sich die Kids auf dem Spielplatz und dem Fußballfeld direkt neben der Oberpfalzhalle austoben. Verpflegung gab’s beim Griechen direkt in der Halle oder wahlweise in der Landratsamt-Kantine oder beim Dönerstand am Netto.


Und natürlich würde wie üblich fleißig und manchmal auch kontrovers analysiert… 😉

Am Sonntag kamen auch noch die SK-Schlachtenbummler nach Schwandorf, um die Spieler vor Ort zu unterstützen, was eine nette Überraschung war und mischten sich unter die bekannten Oberpfälzer Schachgesichter. So hatte das Turnier neben den Schachbrettern beinahe etwas von Klassentreffen mit alten Bekannten. Eine rundum gelungene Veranstaltung – vielen Dank an den Ausrichter SK Schwandorf!