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Herbst-Open in Augsburg und am Tegernsee

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Seit einigen Jahren hat es sich eingebürgert, dass der SK Kelheim in den Herbstferien mit einer ganzen Delegation ein großes Open besucht. 2021 und 2022 war es der Heidelberger Schachherbst, seit 2023 fahren die Kelheimer zum „Freundschachts-Open“ nach Augsburg. Doch auch die OIBM am Tegernsee war nicht zum ersten Mal das Ziel.

2. Freundschachts-Open Augsburg

Nach dem Debüt in Augsburg durfte der SK Kelheim auch beim 2. Freundschachtsopen im Wittelsbacher Schloss Friedberg nicht fehlen. Schon im letzten Jahr waren die Besucher sehr angetan vom damals neuen Open, nun nach 365 Tagen Reifezeit zeigte sich das volle Potenzial der Veranstaltung. So meinte Thomas, der als Betreuer dabei war und auch während der Runden viel herumstreifte, beispielsweise: „Das Schloss als Location war einfach super. Orga und Verpflegung waren top. Die Augsburger gaben einem das Gefühl, willkommen zu sein. Auch unsere gemeinsame Zeit schien jeder zu genießen.“

Ein bisschen wie zu Hause konnten sich die Kelheimer schon fühlen, nicht nur, dass ein Teil von ihnen bei Familie Blodig übernachtete, die Delegation hatte auch 46 Sätze gewohntes SKK-Material dabei, damit die Augsburger mit 150 Teilnehmern planen konnten. Tatsächlich war die Nachfrage so groß, dass schon Wochen vor Turnierbeginn nur noch Anmeldungen auf der Warteliste möglich waren. Am Ende gingen 146 Teilnehmer tatsächlich an den Start – Warteliste hin oder her – denn wie immer bei solchen Teilnehmerzahlen fehlen am Turniertag ein paar, die man dann natürlich nicht mehr kurzfristig über die Warteliste ersetzt bekommt. Trotzdem ist es eine tolle Leistung, bei der erst zweiten Austragung schon ein solches Teilnehmerfeld anzuziehen.

Vom SK Kelheim waren neun Teilnehmer durchgehend im Einsatz: Dr. Johannes Najjar, Cornelius Mühlich, Sebastian Piehler, Moritz Ramming, Peter Hahn, Arthur Sitnik, Johannes Dombert, Theodor Nickel und Alexander Nickel.

Da das Turnier nicht in A-, B- und C-Open aufgeteilt wurde und doch einige Titelträger mit am Start waren, war es kaum realistisch, einen Podestplatz oder gar den Turniersieg anzupeilen. Aber einen Ratingpreis vielleicht, in jedem Fall aber, sich zu verbessern gegenüber der nominellen Wertungszahl oder dem Startplatz und um Erfahrung zu sammeln.

Das absolut beste Ergebnis erzielte Joshi. Er holte 5,0 Punkte aus sieben Runden, verbesserte sich von Startplatz 28 auf 18 und spielte eine Leistung von 70 Elo über seiner nominellen Spielstärke. Dabei musste er sich nur dem an Eins gesetzten Großmeister geschlagen geben. Wahnsinn!

Absolut gesehen ein paar Plätze weiter hinten auf Rang 21, relativ gesehen aber mit einem großen Satz von Startplatz 35 kommend, holte Piehler 4,5 Punkte und spielte dabei 259 Elo über seiner (veralteten) Elozahl. Zweimal musste er sich übermächtigen Gegnern geschlagen geben und remisierte nur ein Mal – und war trotzdem nicht 100-prozentig zufrieden.

Ebenfalls 4,5 Punkte erkämpfte Corni. Startplatzmäßig verbesserte er sich nur wenig (von 24 auf 23), legte dabei aber eine Leistung von 178 Elo über seiner Spielstärke hin. Gegen zwei FM musste er sich geschlagen geben (Corni: „hab sehr gute Stellungen aufs Brett bekommen, da wär vielleicht schon mehr drin gewesen“), gab aber einem dritten ein Remis mit. „Ich hatte viele eher komplizierte und von Angriffsschach geprägte Partien, was für mich ungewöhnlich ist. Aber hat sehr viel Spaß gemacht. Hat mich sehr gefreut, dass ich 100 % gegen Schwächere geschafft hab, weiß nicht, ob mir das schon mal geglückt ist. Die können ja auch alle Schachspielen und müssen erstmal umfallen.“

Mit 4,0 Zählern folgt Peter auf Rang 37 (Start von 51). Mit ihm spielte das beschleunigte Schweizer System ein wenig Pingpong. Nach der Auftaktniederlage gegen einen FM wurden ihm drei deutlich schwächere Gegner zugelost, die er alle bezwang. Auch einem 2000er nahm Peter noch einen Punkt ab. Allerdings führten die schwachen Gegner zu einer relativ niedrigen Eloperformance.

Arthur und Theodor

Arthur hatte etwas Pech mit der Auslosung: Er hatte abwechselnd viel zu starke Gegner, gegen die er verlor, und viel zu schwache Gegner, die er besiegte. Trotzdem ermittelte das System für ihn eine Eloperformance von 1714, was immerhin 48 über Par ist. Am Ende sammelte er 3,5 Punkte und kämpfte sich von Startplatz 80 auf 70 vor.

Die Überraschung des Turniers aus Kelheimer Sicht war sicherlich Theodor. Zwar sehen 3,0 Punkte und Platz 95 auf den ersten Blick nicht so prickelnd aus, doch der U12-Spieler knackte drei Gegner deutlich über seiner nominellen Kragenweite und kam auf eine Eloleistung von 1681 – sagenhafte 373 (!) Punkte über seinem Niveau. Was für ein Auftritt!

U10-Spieler Alex hatte es natürlich schwer in diesem Feld, in dem es keine Alters- oder Spielstärkeneinteilung gab. So musste er sich mit 2,5 Punkten und Platz 121 begnügen. Aber auch bei ihm zeigte das System eine Leistung von 273 über NN an und zwei Monate vor der DVM wird er sicher viel Neues mitgenommen haben, was ihm in Düsseldorf helfen wird.

Moritz und Johannes Turnier war es nicht unbedingt. Beide erreichten 3,0 Punkte, blieben aber jeweils deutlich unter ihren Möglichkeiten. Aber auch für sie war es zwei Monate vor der DVM sicher charakterbildend, zumal sie mit Conny die passende Trainerkoryphäe dabei hatten, Anlaufstelle für Analyse, Trost und Lob zugleich, um aus den Partieanalysen sofort die richtigen Schlüsse zu ziehen. Conny: „Es war wieder ein echt lehrreiches Turnier.“

Was gibt es da noch zu erzählen? Es wurde nicht nur 24 Stunden am Tag Schach gespielt, die Kelheimer fanden zwischen den Runden auch Zeit für andere Dinge. Jeden Tag nach dem Mittagessen war Bewegung angesagt. Auf einem nahe gelegenen Spielplatz konnten sich die kleinen und großen Kinder austoben und ausprobieren. Das ziemlich knifflige Augsburger Schachquiz gewann Corni (mit ein wenig Beratung untereinander, wie er verriet). Außerdem gab es ein Gewinnspiel, bei dem der zweitbeliebteste (!) Schachspieler der Welt gesucht wurde und von jedem Teilnehmer gewählt werden konnte. Es wurde Magnus Carlsen. Ach ja: zum beliebtesten Schachspieler der Welt wurde Conny gewählt! 😎

27. Offene Internationale Bayerische Meisterschaft Tegernsee

Die offizielle Bayerische Meisterschaft des Verbands fand bereits im August in Rosenheim statt. Aber schon seit vielen Jahren, inzwischen zum 27. Mal, gibt es am Tegernsee ein großes Open mit internationaler Beteiligung, das auch diesen Passus im Namen trägt. Das Teilnehmerfeld ist in der Tat jedes Jahr beeindruckend. Viele starke GMs, IMs und FMs, männlich wie weiblich, haben sich auch diesmal wieder eingefunden, und da es auch dort – trotz 550 Teilnehmern und einer Elo-Schere von über 2500 Punkten – kein A-/B-/C-Open gibt, war der Turniersieg für unsere tapferen Mitstreiter vor Ort unrealistisch.

Mit Benedikt Huber, Florian Gold und Laura Sophie Bauer wagten sich unsere stärksten Jugendspieler (oder solche, die dem Teen Age gerade erst entwachsen sind) an den Tegernsee, und auch unsere passiven Legionäre Arne Deschler und Aaron Schwan gaben sich ein Stelldichein im Who-is-Who.

Am zufriedensten dürfte Floh mit seinem Turnier gewesen sein. Er holte 5,0 Punkte aus hier neun Runden, verbesserte sich von Startplatz 214 auf 156 und spielte 75 Elopunkte über seinem Niveau. Zwar klappte es wie schon in Rosenheim noch nicht so recht gegen die FMs, aber diesmal war zumindest ein Remis gegen die vier FIDE-Meister dabei.

Bis kurz vor Schluss schien Benedikt auf dem besten Weg zu sein, denn er hatte 5,0 Zähler bereits in der Vorschlussrunde beisammen. Leider konnte er krankheitsbedingt („1,5 Tage Migräne-krank-Schmarrn“) in der letzten Runde nicht mehr antreten, sodass es akademisch ist, bis wohin es noch hätte gehen können. So rutschte er mit einem Durchgang weniger auf dem Tacho von Startplatz 110 auf 154 ab, kam aber auf eine Performance in etwa auf seinem Level. „In der 2. hab ich ein bisschen zu ambitioniert ein Remis im 15. Zug gegen den IM abgelehnt und nach einer spannenden Partie verloren. Aber ich bin unzufrieden mit der Auslosung, sieben 1900er und zwei 2400er, sonst nix.“ Trotzdem zeigte er sich angesichts der Umstände am Ende zufrieden mit seiner Leistung.

Auch Laura erreichte 5,0 Punkte und verbesserte sich von 314 auf 192 erheblich. Lediglich mit ihrer Eloperformance, die rund 40 Punkte unter ihrem Niveau lag, dürfte sie nicht ganz glücklich sein: „Dieses Jahr nicht ganz so gut gelaufen, mal ein Eröffnungsfehler, mal einfach vom Gegner überspielt. Das Turnier war aber trotzdem ganz schön, da man ja auch die Möglichkeit hatte am Vormittag etwas zu machen.“

Arne und Aaron spielten für ihre jeweiligen Heimatvereine und traten daher nicht als SK-Kelheim-Mitglieder in Erscheinung. Arne kam auf 5,5 Punkte, Aaron holte 5,0 Zähler. Auch die beiden performten deutlich über ihrem Level und dürften damit hochzufrieden sein mit dem Turnierverlauf.

Mit neun Runden und nur einer Runde pro Tag waren unsere Protagonisten am Ende froh, wieder zu Hause zu sein. Trotzdem war es auch dieses Mal wieder ein beeindruckendes Erlebnis auf der OIBM. Danke Conny, Corni, Thomas N. und Thomas H. für die Fotos und Infos.