Am verlängerte Wochenende vor Allerheiligen haben auch in diesem Jahr wieder zahlreichen Kelheimer die Gelegenheit genutzt, Spielpraxis auf einem der einschlägigen Herbst-Open zu sammeln. Zum 4. Heidelberger Schachherbst fuhren Constantin Blodig, Bernhard Schmid, Cornelius Mühlich, Florian Gold, Sebastian Piehler, Aaron Schwan, Arne Deschler (A-Turnier), sowie Michael Wibmer, Valentina Neumeier und Konstantin Neumeier (B-Turnier), während Arthur Sitnik auf dem 16. Internationalen Deizisauer Herbstopen (C-Turnier) sein Glück versuchte, Benedikt Huber beim 13. Open Stein Am Rhein in der Schweiz und Citra Bangsa-Giesen bei der kombinierten Bayerischen Blitz- und Schnellschach Einzelmeisterschaft der Frauen 2022 in Nürnberg.
Heidelberg
Bereits vor einigen Wochen hatte es auf dem Forchheim-Open Preisgeld geregnet, nun schlug Leni auch im Badischen wieder zu. Einer frühen Niederlage in Runde 2 gegen den späteren Turniersieger ließ sie vier Punkte am Stück folgen. Bis zur Schlussrunde durfte sie sogar ein Wörtchen um den Gesamtsieg im B-Open mitreden. Am Ende wurden es 5 aus 7 und Gesamtrang 16 unter den 196 Gestarteten – von 76 ins Rennen gegangen. Das reichte knapp für den Damenpreis – manchmal ja eine zweifelhafte Ehre, wenn nur eine Dame dabei war. In diesem Fall jedoch hat die Auszeichnung sportliches Gewicht, denn neben etlichen erwachsenen Spielerinnen war nicht nur Sachsens Nummer 1 in der U14w hinsichtlich DWZ zugegen, die sie direkt am Brett schlagen konnte, sondern auch Bayerns, Badens und Rheinland-Pfalz‘, die sich ebenfalls hinter Leni einreihen mussten. Chapeau!
Bernhard legte zu Beginn gleich mal gut vor und holte zwei Punkte gegen Kontrahenten aus der unteren Hälfte der Startrangliste. Dann kamen am Stück drei FMs und ein IM auf den Tisch. Gegen die FMs konnte Bernhard respektabel einen Sieg und zwei Remis erkämpfen und war zu diesem Zeitpunkt ganz vorne mit dabei: Bis auf Gesamtrang 5 ging es zwischenzeitlich nach oben, von 153 Teilnehmern im A-Turnier. Gegen den IM blieb die erhoffte Revanche für eine Niederlage vor einigen Monaten leider aus. Nach der Partie verriet der Meister, dass er Bernhard im Vorfeld eingehend analysiert hatte – und zog wohl die richtigen Schlüsse daraus. Das sorgte für die erste und einzige Nullrunde, letztlich aber dafür, dass der Kontakt zur absoluten Spitze abriss. In Durchgang 7 gab es nochmal ein Remis, 4,5 aus 7 standen unter dem Strich. Das reichte insgesamt zu Rang 17; von Startplatz 32 ins Turnier gegangen. Um ein Haar (wegen einer Position) wäre es der Ratingpreis „<2100“ geworden.
Einen frühen Tiefschlag musste Conny hinnehmen. In Runde 2 brachte ihm jener Kontrahent eine überraschende Niederlage bei, gegen den auch Bernhard in Runde 7 „nur“ Remis erreichte, sodass er das Feld erstmal von hinten aufrollen musste. Ab dann jedoch ging keine Runde mehr verloren. 5,5 aus 7 stellt das beste Ergebnis aller Kelheimer Spieler dar und reichte für Rang 8; von 15 gestartet. Leider ging auch hier der Ratingpreis – in diesem Fall „<2250“ – um zwei Positionen knapp durch die Lappen. Mit einer hochgerechneten ELO-Performance von über 2200 sollte es aber ordentlich DWZ-Plus geben. Da kann jemand sehr zufrieden sein!
Der heimliche Held der ersten drei Runden war jedoch Piehler. Er musste mit seinen 1800 DWZ gleich zu Beginn gegen einen Kontrahenten mit über 2200 DWZ ran, dann gegen einen IM und gleich darauf auch noch gegen einen CM. Allen drei übermächtigen Gegnern trotzte er Remis ab. An sich eine herausragende Leistung, die sich aber natürlich – Remis ergeben ja, gleich wie heroisch die Leistung war, nur 0,5 Punkte – nicht anhand eines vorderen Platzes in der Ergebnisliste widerspiegelte. Es folgte noch ein Remis und ein Sieg, aber leider auch noch zwei Niederlagen, sodass unter dem Strich drei Punkte und Rang 90 zu Buche standen. Er ging von Rang 85 ins Turnier.
Einen Turnierauftakt zum Vergessen erlebte hingegen Corni. Nachdem er in Runde 1 gegen einen 1700er völlig überraschend den Kürzeren gezogen hatte, musste er in Runde 2 gegen Aaron ran – immer „toll“, wenn vereinsinterne Paarungen nicht per Ausschreibung ausgeschlossen sind – wo ein weiterer Punkt verloren ging. Auch mit den weiteren beiden Partien zeigte er sich nicht zufrieden, überstand jedoch die Verluststellungen und kämpfte sich mit drei starken Siegen und zwei Remis wieder zurück. Immerhin noch vier Punkte und Rang 63 – ein versöhnliches Ende nach einem denkbar unglücklichen Auftakt, auch wenn er den Sieg statt Remis in Runde 7 gerne noch geholt hätte.
Ein wenig unter dem Radar agierte Floh bei diesem Heidelberg-Open. Weder machte er durch spektakuläre Siege gegen FMs auf sich aufmerksam, noch durch völlig überraschende Niederlagen gegen nominell unterlegene Gegner. Nein, er holte Siege gegen „machbare“ Kontrahenten, fing sich Niederlagen gegen deutlich stärkere Gegner ein und spielte mit einer ELO-Performance von 1960 in etwa auf seinem Rating-Level. 3,5 Punkte wurden es am Ende und Gesamtrang 71. Da er von 54 gestartet ist, wird er aber wohl nicht gänzlich zufrieden sein.
Aaron hatte seinen Moment früh im Turnierverlauf, als er unverhofft gegen seinen eigenen Jugendleiter antreten musste – und ihn vom Platz fegte. 😉 Insgesamt könnte er mit einer ELO-Performance von 1939 zufrieden sein, schließlich liegt sie mehr als 100 Punkte über seinem Rating. Dass in der Ergebnisliste trotzdem nur drei Punkte stehen, was Rang 103 (gestartet von 105) ergibt, ist angesichts dessen ein Mysterium.
Eine schwere Aufgabe hatte Arne, denn mit seinen 1766 DWZ musste/durfte er knapp im A-Turnier starten und war dort logischerweise einer der am niedrigsten gerateten Spieler. Folglich musste er ausschließlich gegen stärkere Gegner antreten, holte aber trotzdem immer wieder einen Überraschungssieg oder ein Remis, wie etwa gegen eine WFM. Angesichts der Ausgangslage kann er mit drei Punkten zufrieden sein, auch wenn Rang 111 (von Startrang 129) unreflektiert natürlich nicht prickelnd aussieht.
Michi, von dem wir leider kein Foto haben, hatte bei diesem Open eigentlich das Glück, ohne Ausnahme schwächere Gegner als sein eigenes Rating bekommen zu haben. Aber was heißt das schon in Zeiten des Online-Schachs, wo ein Gegner ohne DWZ 2000 Punkte auf Lichess haben kann? Respektable 4 Siege und ein Remis holte er unter dem Strich. Trotzdem ging es von Startplatz 21 auf 48 zurück.
Ein ernüchterndes Heidelberg-Open erlebte Konny. Nachdem er heute noch vom letztjährigen Event schwärmt, wo er auf einen Schlag 240 Punkte DWZ-Plus erkämpfen konnte, wollte es diesmal nicht so recht laufen. Zu wechselhaft waren die Leistungen: auf Siege gegen starke Kontrahenten folgten Niederlagen gegen nominell deutlich schwächere Spieler. Drei Punkte wurden es immerhin noch. Platz 118 wird ihn aber nicht zufriedenstellen, nachdem er letztes Jahr sogar noch einen Ratingpreis ergattern konnte.
Eine Bemerkung am Rande: alle Teilnehmer wurden vom Veranstalter spätestens während des Turniers auf ihre Stammvereine „umgeflaggt“. Daher tauchen unsere Passiven mit ihren Hauptvereinen in den Ergebnislisten auf, selbst jene, die sich eigentlich für den SK Kelheim angemeldet hatten.
Vielen Dank an Tanja Bauer, von der ein Großteil der Fotos stammen.
Deizisau
Arthur fuhr als einziger Kelheimer zum Deizisau-Open nach Württemberg, wo er im C-Turnier von Startplatz 8 aus gute Chancen hatte vorne mitzumischen. Mit vier Siegen und einem Remis, folglich 4,5 Punkten, wurde es am Ende Rang 10. In der letzten Runde – noch immer in den Kampf um einen Treppchen-Platz verstrickt – blieb der erhoffte Punkt leider liegen. Ein spielentscheidendes Missgeschick, das Arthur im Moment des Loslassens der Figur bemerkte, aber da war’s natürlich zu spät. Entsprechend war die Stimmung laut Irene am Ende nicht die beste. Schade für Arthur, nachdem das Turnier so vielversprechend begonnen hatte. Aber sicherlich wieder viel gelernt und mitgenommen für die anstehenden Aufgaben!
Schweiz
Nur fünf statt sieben Runden wurden beim 13. Open in Stein am Rhein in der Schweiz gespielt, wo Benedikt sein Wochenende verbrachte. Die Teilnehmerzahl war auf 50 Spieler begrenzt worden und Benedikt startete von Rang 16 ins Turnier. Bis auf Runde 1, wo, wie üblich beim Schweizer System, gegen die hintere Hälfte der Startrangliste gespielt wurde, hatte er durchgehend heftige Gegner. Selbst gegen zwei 2000er schaffte Benedikt einen Sieg und ein Remis. Nur der 2100er war dann doch eine zu hohe Hürde – die einzige im Turnierverlauf. Am Ende holte Benedikt 3,5 aus 5 Punkten und sicherte sich Rang 7 wie auch einen Ratingpreis für Platz 2 der Kategorie „1800-1999“.
Nürnberg
Aylin Albayrak, Referentin für Damenschach beim BSB, hatte an diesem Wochenende sowohl zur Bayerischen Blitzschach Einzelmeisterschaft der Frauen 2022 geladen, als auch zur Disziplin Schnellschach. Auch Leni war in Forchheim darauf angesprochen worden, zu dem Zeitpunkt war aber Heidelberg bereits fix gebucht.
Citra jedoch wagte sich als U16w-Spielerin in die Höhle der Löwinnen. Die Disziplin Blitzschach fand am Samstag statt, wo 19 Teilnehmerinnen Jede gegen Jede spielten. Hier konnte Citra fünf Punkte erkämpfen, was sie von Startplatz 17 auf Rang 15 der Gesamtwertung brachte. Bayerischer Blitzschach-Einzelmeister der Frauen 2022 wurde Steffi Arnhold vom SC Bavaria Regensburg.
Am Sonntag bei der Disziplin Schnellschach konnte Citra krankheitsbedingt leider nicht mehr bis zum Schluss antreten, musste nach Runde 5 aufgeben. 🙁 Bayerischer Meister der Frauen im Schnellschach 2022 wurde Jana Bardorz vom TSV 1869 Rottendorf.