Unglaublich, ein Drittel der gerade erst begonnenen Saison 2024/25 ist schon wieder vorbei, drei von neun Runden sind gespielt. Und dieser 3. Spieltag hatte es in sich! Zum ersten Mal in dieser Spielzeit konnten die Mannschaftsführer praktisch aus dem Vollen schöpfen. Kaum Krankmeldungen, keine großen Personalrochaden von unten nach oben. Das traf sich gut, denn die beiden ersten Mannschaften empfingen starke Abordnungen von SC Bavaria Regensburg im Dormero, während die Dritte auswärts bei der Ersten des TV Parsberg antreten musste.
SK Kelheim II (Oberpfalzliga)
Der zweiten Mannschaft gelang es, diesen Spieltag beinahe ohne Absagen zu bestreiten: Mit Max Fuhrmann, Laura Sophie Bauer, Johannes Müller, Dr. Johannes Najjar, Martin Blodig, Eva Engl (MF), Holger Seidenschwarz und Valentina Neumeier ging das Team erstmals mit über 1900 DWZ Schnitt bärenstark besetzt gegen den ebenfalls hochkarätig aufgestellten SC Bavaria Regensburg III ins Rennen.
Allerdings dauerte es ewig, bis Feuer unterm Dach war; Hase und Martin hatten mit ihren Kontrahenten gar fast zwei Stunden lang noch alle Steine auf dem Brett. Das erste Ergebnis kam von Holger gegen 12:30 Uhr (Rundenstart war um 10 Uhr gewesen). In einem Endspiel mit gleichfarbigen Läufern hatte er zwar einen Mehrbauern, dafür aber gleich zwei Doppelbauern. Irgendwann wiederholten beide die Züge, nicht dreimal, aber die Botschaft war angekommen: Remis ist heute für beide ein akzeptables Ergebnis.
Hase und sein Gegner hatten bis zum Schluss Materialgleichheit, daher war es beim Vorbeischlendern nicht sofort ersichtlich, was sich dort bereits seit einer Weile zusammenbraute. Hase gelang es, die feindliche Königsstellung aufzuknacken und mit Schwerfiguren zu infiltrieren. Da gab sein Gegner auf und das Team ging erstmals in Führung: 1,5-0,5.
Als Nächstes steuerte Leni einen vollen Punkt zum Gesamtergebnis bei. Sie spielte schon fast zwei Stunden mit zwei Türmen und Läufer gegen zwei Springer und Läufer; theoretisch „a g’made Wiesn“. Doch der Gegner dachte gar nicht daran, sich vorzeitig geschlagen zu geben und nutzte seine beiden Springer, um fortwährend zu nerven und Lenis Türme daran zu hindern zu tun, was Türme normalerweise in einem Endspiel eben tun. Leni blieb jedoch fehlerfrei, ließ sich nicht gabeln, kassierte schließlich auch noch den gegnerischen Läufer und ihr Kontrahent gab sich zähneknirschend geschlagen. 2,5-0,5.
Eine weitere Viertelstunde später tütete Max am Spitzenbrett das 3,5-0,5 ein. Lange war es auch dort materialmäßig ausgeglichen, sodass nicht auf den ersten Blick erkennbar war, dass gleich das Grande Finale anstehen würde. Zunächst war Max nur einen Bauern vorn, doch vor allem gelang es ihm, den gegnerischen Monarchen komplett freizulegen. Da hielt dann irgendwann nichts mehr zusammen und es stand 3,5-0,5.
Eva und ihre Gegnerin spielten lange eine materialmäßig ausgeglichene Partie. Zum Ende hin gelang es ihr sogar einen Bauern mehr ins Endspiel zu bringen. Aber die Situation war verzwickt, die Stellung ineinander verkeilt, die beiden Türme konnten noch nicht wirken, die gleichfarbigen Läufer waren blockiert. Jemand hätte hier opfern müssen, um die Partie voranzubringen. Da Kelheim jedoch haushoch führte, kam Eva ein Remis selbstredend gerade recht. 4,0-1,0.
Im Anschluss brachen alle Dämme: Martin war im Begriff, einen Turm für einen Bauern zu gewinnen, als dem Gegner die Zeit ausging. Das sicherte bereits den Mannschaftssieg. Kurz darauf brachte auch Joshi seine Partie siegreich zu Ende. Er ging mit einem Mehrbauern und Läufer statt Springer ins Endspiel. Irgendwann sah der Gegner keine Perspektive mehr und gab auf.
Und last but not least machte Laura als Letztes den Deckel drauf. Sie hatte zwischendurch schon mal deutlicher die Oberhand gehabt, ehe sich der Gegner wieder zurückkämpfen konnte. Sie blieb jedoch gewissenhaft am Ball und verwandelte zum überwältigenden 7-1-Erfolg für SK Kelheim II gegen SC Bavaria Regensburg III. Dabei blieb das Team an allen acht Brettern ohne Niederlage.
Nach zwei Unentschieden zum Saisonauftakt bleibt Kelheim II weiterhin ungeschlagen und setzt sich mit dem heutigen 7-1-Erfolg an die Spitze des Verfolgerfeldes in der Oberpfalzliga.
SK Kelheim I (Regionalliga Nord-Ost)
Unsere erste Mannschaft ging in der Aufstellung Constantin Blodig, FM Prof. Dr. Martin Kreuzer, Stephan Gießmann, Bernhard Schmid, Florian Gold (MF), Helmut Kreuzer, Cornelius Mühlich und Heinrich Maurer an den Start. Das Team empfing SC Bavaria Regensburg II, die sich für diesen Tag mit zwei Top-Spielern aus deren Ersten verstärkt hatten; letztmals möglich, ehe sie sich oben fest gespielt hätten. Ein spannender Mannschaftskampf war somit garantiert.
Auch hier passierte zunächst eine gefühlte Ewigkeit lang nichts. Fast zwei Stunden herrschte an allen Brettern Materialgleichheit. Dann jedoch geriet Martin ins hintertreffen: Ein Bauer musste bei der Verteidigung seines Königs das Leben lassen. Die Partie dauerte noch weitere knapp zwei Stunden, doch dieses Päckchen musste er von nun an tragen.
Völlig überraschend war bei Giesi nach knapp zweieinhalb Stunden der Ofen vorzeitig aus. Teamkapitän Floh: „Giesi hat in der Eröffnung sehr riskant gespielt, was schnell nach hinten losgegangen ist.“ Sein Gegner hat keinen offensichtlichen Fehler gemacht und den König einmal quer übers Brett gejagt, bis irgendwann Material weg war. Wenig später hat Heinrich gegenüber seinem ca. 300 DWZ niedriger gerateten jungen Gegenspieler überraschend Remis akzeptiert. Floh: „In der Eröffnung hatte er nicht optimal gespielt und stand dann zwischendurch schlechter, aber da ist er eigentlich ganz gut rausgekommen. Am Ende stand ein leicht schlechteres Endspiel auf dem Brett.“
Kurz nachdem Martin seine angeschossene Partie nach knapp vier Stunden doch verloren geben musste, verkürzte Bernhard wieder zum 1,5-2,5. Er kam schon mit Vorteil aus der Eröffnung heraus und hat seinen Gegner anschließend so lange beschäftigt, bis jener den entscheidenden Fehler gemacht hat.
Nach viereinviertel Stunden gelang Helmut an Brett 5 der Ausgleich. Er hatte schon länger einen, dann zwei Mehrbauern, aber die Bauernstruktur in diesem Turmendspiel war nicht unbedingt ideal – und vor allem wollte sich der Gegner nicht vorzeitig geschlagen geben. So lief die Partie immer weiter. Erst als Helmut kurz davor stand, tatsächlich einen Bauern durchzubringen, hatte sein Gegner genug gesehen und gab auf: 2,5-2,5.
Nach viereinhalb Stunden musste sich Conny am Spitzenbrett geschlagen geben. Er war mit einem, zwischenzeitlich sogar mit zwei Minusbauern ins Turmendspiel gegangen. Zwar wehrte er sich bis zum bitteren Ende gegen die langsam vorrückende Bauernphalanx des gegnerischen FM, da dieser aber auch keinen Fehler machte, den er hätte ausnutzen können, stand es gegen halb drei 2,5:3,5.
Der „Schaden“ hielt sich in Grenzen, da Mannschaftskapitän Floh zu dieser Zeit immer noch spielte und sich bereits einen Vorteil herausgearbeitet hatte. Er hatte zwei starke Freibauern im Endspiel und den starken Läufer, der Gegner „nur“ den Springer, der noch dazu passiv auf der Grundreihe herumstand. Aber auch sein Gegner fiel lange nicht um, wehrte sich bis zum Schluss. Nach vierdreiviertel Stunden konnte Floh zum 3,5-3,5 ausgleichen.
Nun hing es an Corni. Bis ins Endspiel hinein war es materialmäßig lange ausgeglichen. In den finalen Zügen konnte Corni gar noch einen Bauern gewinnen. Aber es waren beide Damen noch auf dem Brett, demnach höchste Alarmstufe. Und genau das wurde Corni zum Verhängnis: Ein übersehenes Dauerschach mit der Dame ließ die Partie noch ins Remis abkippen, fixierte damit aber ein starkes 4-4-Unentschieden gegen SC Bavaria Regensburg II.
In der Tabelle reicht es nach zwei Unentschieden derzeit zwar nur zu Platz 4 – ein Durchmarsch zum sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga ist es aktuell demnach nicht – aber die Mannschaft steht sehr gut da und hat alle Möglichkeiten.
Nachdem nun ein Drittel der Saison absolviert ist, wagen wir erstmals einen Blick auf das beliebte LigaOrakel. Obwohl Kelheim I aktuell „nur“ auf dem 4. Tabellenplatz steht, errechnet der Algorithmus unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren (z.B. auch, dass die Nürnberger Vereine nicht aufsteigen können solange deren Einser- bzw. Zweier-Mannschaften in der nächsthöheren Liga sind) derzeit die besten Aufstiegschancen für das Kelheimer Team. Aber wie heißt es so schön in der Beschreibung: „Schach spielen kann das LigaOrakel nicht. Die von ihm versprochenen Punkte müssen Sie schon selber holen.“
SK Kelheim III (Bezirksliga Süd)
Die Dritte hat seit ihrem Aufstieg in die Bezirksliga, wo nicht nur die Gegnerschnitte höher, sondern auch acht statt nur sechs Spielern notwendig sind, einen schweren Stand. Dank der guten Spielbereitschaft in den oberen Mannschaften konnte SK Kelheim III an diesem Wochenende gegen Parsbergs Erste so stark (1643 Schnitt) antreten, wie noch nie in dieser Saison: Peter Hahn, Johannes Obermeier (MF), Christine Grafl, Michael Gold, Arthur Sitnik, Boris Bondarenko, Marcus Reimann und Alexander Pickl. Trotzdem war TV Parsberg I immer noch favorisiert und auch ein paar krankheitsbedingte Ausfälle waren zu beklagen.
Bei Michi war relativ früh als erster der Ofen aus. Durch einen übersehen Doppelangriff verlor er eine Leichtfigur. Zwar versuchte er ein paar Züge lang, noch was zu reißen, als jedoch ein Bauer nach dem anderen fiel, warf er irgendwann doch das Handtuch. Kurz darauf konnte Peter sofort wieder ausgleichen. Sein Gegner (Zitat Peter) „spielte die schärfste Variante im Nimzoindisch, aber machte schon früh einen Fehler.“ Er wurde zu einem Figurenopfer gezwungen, das aus Sicht von Peter schon gefährlich wirkte, aber dann doch abgewendet werden konnte.
Johannes kam nach eigener Einschätzung schlechter aus der Eröffnung und lag bald einen Bauern hinten. „Dafür hatte ich aber aktivere Figuren und nach ein paar passiven Zügen des Gegners einen schwarzen Bauern auf c3.“ Das Remisangebot lehnte Johannes ab, nachdem er erkannt hatte, dass der Bauer nicht zu stoppen war. Kurz darauf gab der Gegner auf.
Alex konnte früh den gegnerischen Läufer einsperren, aber es gelang nach langem Kampf nicht, ihn zu gewinnen. Stattdessen befreite er sich und gewann drei Bauern, die dann auf der anderen Seite nicht mehr zu stoppen waren; das war’s.
Boris opferte früh einen Bauern und konnte sich eine spannende Stellung erkämpfen. Allerdings kam er nicht recht vorwärts und ließ sich auf eine Zugwiederholung ein, was aber zumindest ein Remis absicherte. Arthur wickelte in ein Endspiel ab, in dem er zwar einen Läufer gegen einen Springer hatte, aber dafür laut MF viele schwache Punkte im eigenen Lager. Er einigte sich deshalb auf Remis.
Christine landete nach der Eröffnung in einer passiven Stellung. Johannes: „Als sie zum Befreiungsschlag ansetzte, übersah sie eine Taktik des Gegners.“
Nun spielte Marcus beim Rückstand von 3-4 als Letzter noch. Aus Parsberg sickerte aber die Kunde durch, dass die Stellung relativ ausgeglichen sei. Die Hoffnung, dass Marcus mit einem Sieg wenigstens noch das Mannschaftsunentschieden halten könnte, war also da. Nach über anderthalb Stunden Kampf wurde es aber doch nichts mit dem Sieg und das Team musste mit 3-5 die nächste knappe Niederlage einstecken.
Dank des Auftaktsieges gegen den Mitaufsteiger Dietfurt reicht es derzeit noch für einen Platz im Mittelfeld. Allerdings ist in der Bezirksliga schon fast Halbzeit und es kommen noch einige hoffentlich etwas schwächere Gegner. Johannes und seine Mannschaft werden sicherlich alles daran setzen, die Klasse zu halten.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Regionalligist SK Kelheim I remisiert gegen Bavaria Regensburg II – Kelheim II landet einen Kantersieg (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 14.11.2024)