Wie schon in den Jahren davor haben viele Kelheimer die Herbstferien dazu genutzt, Spielpraxis auf den einschlägigen Open zu sammeln. Anders als in den letzten beiden Jahren war allerdings nicht Heidelberg das auserkorene „SKK-Open“ mit Trainern vor Ort und allem Drum und dran – wenngleich es auch nach Baden-Württemberg wieder einige verschlagen hat – sondern das „Freundschachtsopen“ des SF Augsburg. Obendrein haben sich einige Kelheimer an die Offene Internationale Bayerische Schach-Meisterschaft (OIBM) nach Tegernsee gewagt.
Freundschachtsopen Augsburg
Schon früh war in diesem Jahr klar, dass Conny mit einigen Spielern aus dem Jugend-Kader zum Freundschachtsopen nach Augsburg fahren würde. Das Wittelsbacher Schloss Friedberg spannt einen natürlichen Bogen zum Wittelsbacher Weihnachtsopen in Kelheim, die Augsburger Mitglieder der Blodig-Familie dürften emotional näher stehen, als ein persönlich nicht bekannter kommerzieller Turnierausrichter in Heidelberg und auch der Weg ist deutlich kürzer. Moritz Ramming, Arthur Sitnik und Arne Deschler, sowie Jugendtrainer Dr. Johannes Najjar waren letztlich mit dabei.
Insbesondere Joshi legte gleich zu Beginn los wie die Feuerwehr und rangierte nach drei Runden auf Platz 1 der Tabelle. „Joshi versucht beharrlich der Turnierleitung einen vorzeitigen Turnierabbruch schmackhaft zu machen“, scherzte Conny im SKK-aktuell-Chat. Doch das war gar nicht notwendig. Zwar gingen die Partien gegen die späteren Zweit- und Drittplatzierten des Turniers verloren, aber ansonsten spielte er ein hammerstarkes Turnier, landete mit 5 aus 7 auf Rang 8 und halbierte damit seinen Startplatz.
Des einen Freud, des anderen Leid: In Runde 5 traf Moritz auf Joshi. Laut Beobachter Conny vor Ort ein spannendes Duell mit Chancen auf beiden Seiten. Am Ende musste er sich dem nominell stärkeren Jugendtrainer geschlagen geben. Das beendete eine Serie von drei Siegen, die Moritz nach seiner Auftaktniederlage hingelegt hatte. Zum Ende hin konnte Moritz noch ein Remis und einen Sieg nachlegen, sodass er mit 4,5 aus 7 auf Rang 32 landete; von 37 gestartet. Auch seine ELO-Performance lag deutlich über seinem tatsächlichen Rating. Damit kann er zufrieden sein. Pech: für den Ratingpreis bis 1800 DWZ hatte Moritz zwar die nötige Punktzahl, aber leider zu wenig Buchholz.
Arthurs Weg durch dieses Freundschachtsopen war von Ausnahmesituationen gezeichnet. In Runde 1 musste er gegen einen IM, den späteren Turniersieger, ran. Da war natürlich nichts zu machen. In der Folge wurde er gegen einen Nuller gelost, gegen den er gewann, ohne dass sich das in DWZ-Plus oder bei der ELO-Performance positiv auswirken würde. Es folgte wieder ein übermächtiger Gegner, gegen den er verlor, und wieder ein Nuller, gegen den er gewann. Und so ging dieses Pingpong-Spiel immer weiter. Am Ende standen 3 Punkte auf seinem Konto. Was die Siege oder Niederlagen gegen die Spieler ohne Wertungszahl in Zeiten des Onlineschachs aussagen, muss an der Stelle offen bleiben. Wenn man den Startrang als Anhaltspunkt nimmt, war es kein optimales Turnier für Arthur.
Arne trat diesmal nicht für seinen Stammverein an, sondern für den SK Kelheim. Runde 1 war suboptimal, da der Gegner nicht spielte. Ein Gratispunkt zwar, aber in Sachen Feinwertung nicht ideal. Insgesamt punktete Arne häufig und zuverlässig, allerdings wurden ihm fast ausnahmslos auf dem Papier schwächere Gegner zugelost. Wenn’s dann mal ein Remis wurde, ist das in Sachen ELO-Performance oder DWZ-Wertung gleich wieder schlecht. Am Ende wurde es mit 5 aus 7 Rang 14, von 11 gestartet, weshalb er wohl nicht 100-prozentig zufrieden sein wird.
Ingesamt war das Freundschachtsopen natürlich insbesondere aus Blodig-Sicht eine sehr familiäre Angelegenheit. Stefan war Turnierleiter, Samuel zweiter Schiedsrichter, Sandra, Antonia und Christine kümmerten sich um die Verpflegung, die Conny „noch bei keinem Open besser“ erlebt hat. Alles in allem offenbar eine sehr runde Sache, dazu noch der Abenteuerspielplatz, der am Samstag und Sonntag bei bestem Wetter genutzt werden konnte. Und da Conny diesmal selber nicht spielte, blieb Zeit, derweil die 4 km Schwimmen in unter 1:15 in Angriff zu nehmen… 😉
26. Offene Internationale Bayerische Schach-Meisterschaft Tegernsee
Auch wenn die Veranstaltung so heißt, eine offizielle Bayerische Meisterschaft ist das Turnier am Tegernsee natürlich nicht – die Bayerische Meisterschaft des Verbands fand bereits im August in Rosenheim statt. Es ist ein renommiertes Open, das diesen Namen trägt und Jahr für Jahr viele hochkarätige Spieler anlockt. So ist die GM-, IM- und FM-Dichte dort bedeutend höher als etwa in Augsburg oder Heidelberg. Vom SK Kelheim haben sich Florian Gold, Benedikt Huber und Laura Sophie Bauer in die Höhle des Löwen gewagt.
Alle drei Kelheimer konnten ihre Startplätze teils massiv verbessern und haben über ihren Ratings gespielt. Benedikt hatte das beste Ende für sich und holte 6 aus 9. Zu Beginn haderte er mit dem beschleunigten Schweizer System nach Baku-Leseart: „Der Turnierstart war bei mir gar nix. -36 ELO nach der 3. Runde bei 1/3 spricht für sich. Dann hatte ich erst einmal schlechtere Gegner (1600, 1500), was für die Zweitwertung (ELO-Schnitt der Gegner) natürlich katastrophal war. Somit war ich auch bis Ende relativ weit unten – von 33 bis 68 mit 6 Punkten 65.“ Dank eines lang gezogenen Schlussspurts reichte es aber noch für Rang 2 beim Ratingpreis „1600-1899 ELO“ und damit für ein ordentliches Preisgeld.
Auch Floh konnte mit 5 aus 9 seinen Startplatz in etwa halbieren und darf sich über ein ordentliches ELO-Plus freuen. Mit einem Gegnerschnitt von 2143 TWZ hatte er heftigen Gegenwind, spielte aber trotzdem lange im Vorderfeld mit, sodass er auch des Öfteren an den DGT-Brettern live übertragen wurde. Nur die Niederlage in der letzten Runde gegen einen ukrainischen BSJ-Kaderspieler wurmt ihn, zumal er bereits besser stand und die Partie dann nach eigener Aussage noch aus der Hand gab.
Laura spielte ein absolutes Bilderbuchturnier! Lediglich von Rang 401 ins Rennen gegangen, rettete sie gegen ausnahmslos stärker eingestufte Widersacher fünfmal Remis. Zudem konnte sie zwei Siege erkämpfen, einen gegen einen Kontrahenten mit über 2000 DWZ, was in diesem starken Feld für 4,5 aus 9 gut war. Dabei wäre laut Laura noch mehr drin gewesen: „In der 7. Partie hatte ich mehrmals Gewinnstellungen und obwohl es zwischenzeitlich wieder ausgeglichen war, war meine Endstellung nach 5,5 Stunden eigentlich ein einfach gewonnenes Endspiel – das habe ich aber mit knapp anderthalb Minuten auf der Uhr nicht mehr gesehen und habe remis angeboten.“ Wie sehr sie über ihrem Rating gespielt hat, zeigen die +115 ELO, die chess-results für ihren Einsatz errechnet hat. Der Wahnsinn!
Eine nette Überraschung war, als plötzlich Giesi und Christian beim Turnier auftauchten und das emsige Treiben auf dieser OIBM interessiert verfolgten. Nach einhelliger Meinung der Teilnehmer war die Woche Tegernsee ein Erlebnis, das Turnier sehr gut organisiert und die Landschaft einmalig. Im Übrigen steht bereits fest, dass die OIBM 2024 wieder in den Ferien stattfinden wird. Floh würde sich freuen, wenn sich dann vielleicht ein paar Kelheimer mehr für Tegernsee entscheiden würden.
5. Heidelberger Schachherbst
Bernhard Schmid, Anton Kliegl, Valentina Neumeier und Konstantin Neumeier hat es auch dieses Jahr wieder nach Heidelberg verschlagen. Aber um es vorwegzunehmen: anders als in den Jahren zuvor lief es bei keinem so richtig gut dort. Auch Ratingpreise blieben aus. Bernhard möchte gleich gar nichts zu seinem Turnier auf der Homepage lesen, wenngleich 4 aus 7 im A-Open so schlecht nicht waren.
Leni musste diesmal im A-Open antreten, da sie ein paar Punkte über der DWZ-Grenze von 1700 Punkten lag. Während sie im vergangenen Jahr im B-Open noch die Damenwertung gewann und bis zum Schluss um den Gesamtsieg mitspielte, erlebte sie heuer ein Turnier zum Vergessen. Zwar sehen 2,5 aus 7 gar nicht so dramatisch aus, aber zwei davon gabs nur wegen Spielfrei und Nichtantritt des Gegners. Fast als Letzte gesetzt im A-Open lag es in der Natur der Sache, dass ausnahmslos teils deutlich stärkere Gegner anstanden. Eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses war also von vornherein unwahrscheinlich. Dass es aber gleich so danebengehen würde, war schon hart für sie. 55 DWZ-Punkte Minus sprechen eine deutliche Sprache.
Auch Anton war nicht zufrieden mit seinem Turnier. Zwar holte er immerhin 3 aus 7 im B-Turnier, aber auch hier lassen die 61 DWZ-Punkte Minus erahnen, dass er unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Auffällig war bei der diesjährigen Ausgabe des B-Turniers, wie viele starke Spieler aus dem Online-Bereich ohne Wertungszahl im Feld waren. Einer davon gewann sogar das B-Turnier! Anton hat einen abgekriegt, Konny erwischte gleich vier. Später verriet einer, dass er über 2100 Punkte auf Lichess hat. In der Startrangliste hingegen lassen sie sich von Anfängern nicht unterscheiden. Immerhin 3,5 aus 7 konnte Konny zusammenkratzen. Er spielte in etwa auf seinem DWZ-Niveau, zufrieden war allerdings auch er nicht. Und am Ende waren alle Beteiligten froh, dass es endlich vorbei war.
Danke an Conny, Tom, Tanja und Leni für die Fotos.
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Nachwuchs vom SK Kelheim spielt sich bei internen Meisterschaften, die Routiniers bei offenen Turnieren warm (MZ 16.11.2023)