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OSEM: zwei Titel und ein Vize für Kelheim

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Die Oberpfälzer Schach-Einzelmeisterschaft 2023 ist Geschichte: vier Tage Wettkampf, Analyse und Vorbereitung, aber auch nette Gespräche zwischen Schachspielern aus dem Bezirk, die sich schätzen und respektieren, sind vorbei und die Oberpfalz hat ihre neuen Meister gefunden. Bereits am Sonntag war die Meisterklasse 4 nach sechs Runden zu Ende gegangen. Dort konnte sich Leo den Titel sichern, ausführlicher siehe im letzten Artikel:

Für die Meisterklassen 1 bis 3 hingegen ging es am Montag und Dienstag noch weiter. Aufgrund der längeren Bedenkzeiten mit Zeitgutschrift wurden aber auch „nur“ zwei Runden pro Tag gespielt. Dennoch war am Ende nach acht Runden auch jeder gut bedient und k.o..

Das beste Ende mit einem Pokal für Platz 1 hatte Valentina Neumeier für sich. Sie hätte regulär M3 spielen müssen mit ihren 1572 DWZ, zur Vorbereitung für die BJEM kommende Woche meinten die Jugendleiter jedoch, sie solle auf jeden Fall „nach oben spielen“. Daher wurde sie per Freiplatzantrag in die M2 gehievt, wo sie nur von Rang 24 aus ins Turnier ging und praktisch ausschließlich gegen teils deutlich höher eingestufte Kontrahenten antrat. Daher war Leni auch mit den drei Remis zu Turnierbeginn zufrieden, konnte allerdings im weiteren Verlauf auch zwei Partien gewinnen. Unglücklich war nur, dass sie in Runde 5 gegen ihren Vorsitzenden und ehemaligen ersten Jugendtrainer Johannes antreten musste. Doch auch diese Partie ging Remis aus. Johannes: „bin ich total stolz auf Leni, sie war ja damals 2020 als Erstes in meiner Gruppe und jetzt drei Jahre später spielt sie schon ebenbürtig gegen mich [..] sie hatte am Anfang Vorteil und hats dann noch fantastisch verteidigt.“ Nachdem sie im Winter bereits Oberpfalzmeisterin in ihrer Altersklasse U14w wurde, schnappte sie sich mit 4,5 Punkten Rang 10 in der Gesamtwertung der M2 sowie Meisterklassen-übergreifend den Sieg in der Damenwertung und damit den Titel der Oberpfalzmeisterin auch bei den Erwachsenen.

Ebenfalls einen Pokal gab es am Turnierende für Florian Gold. Er war nur im Mittelfeld gesetzt gewesen, drückte der Meisterklasse 1 aber von Anfang an seinen Stempel auf und war praktisch durchgehend bis kurz vor Schluss an der Spitze des Feldes unterwegs. Aus den ersten vier Runden holte er 3,5 Punkte und war insbesondere mit seinen Weißpartien sehr zufrieden. „In den Schwarzpartien stand ich zweimal unter Druck, konnte das einmal aber noch rumreißen und einmal ausgleichen.“ In der letzten Runde ging es ausgerechnet gegen seinen erfahrenen Teamkollegen Bernhard: „Da ist es einfach hart, einen ganzen Punkt zu holen.“ Trotzdem konnte er ein Remis eintüten, doch diese Punkteteilung sollte am Ende Folgen haben, denn der Vorjahresmeister vom DJK Regensburg Nord konnte mit einem Sieg in der letzten Runde noch vorbeiziehen und Floh mit einem halben Punkt Vorsprung den Meistertitel entreißen; bei Punktgleichheit hätte Floh die deutlich bessere Feinwertung gehabt. Er trug es aber mit Fassung: „Irgendwie schade, dass es nicht für den ersten Platz gereicht hat, aber ungeschlagener Vizemeister passt schon. Nächstes Mal dann Platz 1. 😉 „

Einen weiteren Pokal gab es für Anton Kliegl in der Meisterklasse 3. Auch er war nur im Mittelfeld gesetzt, stürmte jedoch von Anfang an vorne weg und lag zur Halbzeit des Turniers an der Spitze. Zwei Niederlagen gegen die späteren Viert- und Fünftplatzierten warfen ihn jedoch aus dem Kampf um die Spitze, er blieb allerdings stets auf Tuchfühlung zum Treppchen und holte in der letzten Runde mit einem Sieg gegen seinen Vereins- und Mannschaftsführerkollegen Robin noch 5,5 Punkte. Aufgrund der besten Feinwertung aller mit fünfeinhalb Punkten landete Anton am Ende tatsächlich noch auf Platz 3 der M3. Natürlich haderte auch er tags drauf bei der Analyse der Partien mit der ein oder anderen vergebenen Chance, insbesondere im Endspiel, mit Platz 3 zeigte er sich aber hochzufrieden: „ich kann es noch! 😉

Um einen Hauch schrammte Bernhard Schmid in der Meisterklasse 1 am Treppchen-Platz vorbei. Nach gutem Start ins Turnier musste er sich in Runde 2 dem späteren Drittplatzierten geschlagen geben und diesem fehlenden Punkt lief er das ganze Turnier über hinterher, spielte immer im Vorderfeld mit, für ganz nach vorne reichte es aber nicht mehr. „Die erste Turnierhälfte war noch interessant, wobei ich in Runde 2 unerklärlicherweise mehrere glasklare Gewinnmöglichkeiten ausgelassen habe und sogar noch verloren hab.“ Auch, dass er fünf Partien mit Schwarz spielen musste, war natürlich nicht ideal, wenn man versucht einen Punkterückstand wieder auszugleichen und auf Gewinn zu spielen, wohingegen die Gegner oft mit Remis zufrieden waren und ihre Partie entsprechend gestalteten. „Insgesamt bin ich nicht zufrieden mit dem Turnier, musst also auch nicht wirklich was drüber schreiben.“ Na gut, ich hör’ schon auf. 😉 Rang 4 in der M1 wurde es unter dem Strich.

Johannes Obermeier bewegte sich in der Meisterklasse 2 stets im vorderen Mittelfeld und sammelte fleißig Punkte. Mit einer Schlussattacke kam er sogar noch auf 5,5 Punkte, blieb bis zum Ende ungeschlagen und war damit punktgleich mit dem Vizemeister. Leider hatte er eine deutlich niedrigere Feinwertung als die anderen „Fünfeinhalber“ und so musste er sich mit Rang 6 in der M2 begnügen. Insofern war Johannes auch zwiegespalten, ob er sich jetzt freuen soll über ein Turnier ohne Niederlage oder ärgern, weil diese Punkteausbeute genauso gut für den Vizetitel hätte reichen können. „Ich stand in jeder Partie besser, doch zum Ende hin fehlte mir oft der Biss, um den Gewinnweg auszuklügeln und ich ‚flüchtete‘ mich ins Remis. Bin aber trotzdem sehr zufrieden über meine Performance, waren keine großen Fehler dabei und jede einzelne Partie war spannend.“ Für Johannes ist so eine OSEM sowieso nicht nur Wettkampf: „Für mich ist die OSEM eher ein soziales Event, wo ich mir auch die Zeit nehmen möchte, den Kindern zuzuschauen und mit Leuten zu ratschen, was halt manchmal zulasten von knappen Partien geht.“

Ebenfalls einen tollen sechsten Platz holte U14-Spieler Marcus Reimann in der M3. Mit 2,5 aus 3 gleich zum Beginn des Turniers sah es zwischenzeitlich sogar so aus, als könnte er ganz vorne mitmischen. Ein kurioses Remis mit einer (übersehenen) Leichtfigur mehr und eine Niederlage gegen seinen Trainer Robin sorgte dann irgendwann doch dafür, dass die Spitze enteilte. In der Schlussrunde konnte er aber nochmal einen Sieg hinterher schieben und schaffte 5 Punkte. Damit sollte sich Marcus auch über ein ordentliches DWZ-Plus freuen können und darf im nächsten Jahr auf jeden Fall M2 spielen, wenn er möchte (die ersten Acht dürfen das).

Robin Lindner war in der M3 am Start und hatte vermutlich den stressigsten Job, insbesondere am Wochenende, als auch noch die zahlreichen jugendlichen M4-Spieler vor Ort waren. Eine ganze „Herde“ an Kindern und Jugendlichen zu lotsen, zum Essen zu bringen, ihre Partien zu analysieren, Trost zu spenden oder sich um Wehwehchen zu kümmern, kennt er ja von den Jugend-Events, bei denen er als Betreuer dabei gewesen ist. Ungewohnt war diesmal nur, dass er auch selber spielte und das war für die eigene Leistung wohl nicht zuträglich, wie er offen zugeben musste. Runde 2 und 3 ging auch direkt verloren. Mit zunehmender Dauer des Turniers fand er aber wieder auf die Erfolgsspur zurück, hatte noch das Pech, dass er gegen drei (!) Vereinskollegen ran musste und holte in der Endabrechnung doch noch 4,5 Punkte, was für Rang 8 in der M3 genügte. Versöhnlich natürlich nach dem Auftakt, aber wie gesagt, ganz glücklich war Robin mit der Gesamtsituation nicht.

Einen schwierigen Start in dieses Turnier hatte auch Dr. Johannes Najjar. Gleich zu Beginn zwei Niederlagen zu kassieren und dann mit Spielfrei auch noch aussetzen zu müssen, wünscht sich keiner. Allerdings holte er im Anschluss daran noch zwei Siege und zwei Remis, sodass doch noch 4 Punkte zusammenkamen, was am Ende für Rang 9 in der M1 reichte. Von der Veranstaltung an sich war Joshi sehr angetan: „Organisiert war des Turnier gut, Teilnehmer waren alle sehr fair, es gab keine Proteste und im wesentlichen war es sehr familiär. Habe den Eindruck gewonnen, dass das gemeinsame Hobby hier sehr verbindet obwohl man eigentlich in Konkurrenz steht.“ Trotzdem war er am Ende ziemlich platt, haderte mit dem hellhörigen Hotelzimmer, zu wenig Schlaf und wenig Zeit, um sich ordentlich vorbereiten zu können: „Montag habe ich von 9:00 Uhr bis 20:00 Uhr gespielt und dazwischen 40 min Zeit gehabt, um mir einen zweifelhaften Falafel-Dürüm zu organisieren.“ War insgesamt einfach nicht sein Turnier.

Auch für U12-Spieler Konstantin Neumeier in der M3 war dieses Turnier ein zweischneidiges Schwert. Einerseits holte er 4 Punkte aus 8 Runden, was für ein ordentliches DWZ-Plus von über 150 Punkten sorgt, andererseits waren auch wieder Partien dabei, von denen er selber sagt „dumm eingestellt“ oder das Verb, das es offenbar nur im Familienwortschatz gibt und der Duden nicht kennt: „verdeppt“. Eine Runde musste er auch noch mit Remis abschenken, weil es ihm nicht gut ging, Zug erwischt beim Toben in der Eiseskälte oder was auch immer. Zufrieden war er mit Rang 15 jedenfalls nicht.

Ein Turnier zum Vergessen erlebte Alexander Pickl in der M3. Sonst in der Liga immer eine Bank und Garant für sichere Punkte, nahm er sein Turnier schon beim ersten Frühstück mit Galgenhumor. Und leider sollte es auch nicht wirklich besser werden. Mit 3 Punkten aus 8 Runden und Gesamtrang 24 in der M3 als Setzlisten-Vierter, da ist die Enttäuschung verständlich. Aber manchmal läuft es halt einfach nicht. Abhaken und auf die nächsten Events freuen ist da wohl die Devise.

Bei Arthur Sitnik hatten die Jugendleiter die gleiche Überlegung wie bei Leni: Er hat in der Liga und bei der U12-OJEM in den letzten Monaten derart hingelangt, dass sie ihn per Freiplatzantrag in der M2 spielen ließen, obwohl er mit 1514 DWZ deutlich unter der Mindestgrenze für die Meisterklasse 2 lag – natürlich auch hier im Hinblick auf die anstehende BJEM. Doch zunächst hatte Arthur zu kämpfen, der erste Tag ging komplett verloren und entsprechend geknickt war er natürlich erstmal. Im weiteren Turnierverlauf konnte er jedoch aus eigener Kraft (kein spielfrei) noch drei Punkte holen, was sein erklärtes Ziel war in diesem starken Umfeld. Mehr als Rang 33 in der M2 sprang dabei zwar nicht heraus, aber (abgesehen vom ersten Tag) kann die Generalprobe als geglückt gelten, immerhin konnte er als Zehnjähriger (!) bei den Erwachsenen in der zweitstärksten Gruppe der OSEM mithalten. Und auf der BJEM werden die Karten ohnehin wieder neu gemischt.

Vielen Dank an Alex Pohl vom SC Cham, der mir erlaubt hat, seine hervorragenden Fotos für den Artikel zu verwenden (alle mit (c) SC Cham gekennzeichneten).

Dazu sind auch zwei Zeitungsartikel erschienen:

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