Er steht in der Regel nicht im Mittelpunkt, er findet sich selten auf der Homepage oder in der Zeitung, wenn über die Erfolge der Kelheimer Schachspieler berichtet wird. Dennoch ginge ohne ihn quasi nichts im Verein. Die Rede ist von Simon Pernpeintner, der nicht nur Materialwart ist und damit alle Partie-Utensilien wie Schachbretter, Figuren, Uhren, Partie-Formulare, Lehr- und Lernliteratur verwaltet, sondern auch sämtliche Turniere des SK Kelheim leitet. Möglich ist dies, da Simon sich nicht mit der Rolle des Schachspielers begnügte, sondern schon früh auch die Schiedsrichterlaufbahn eingeschlagen hat.
Zum Verein kam er 2002 im Alter von zwölf, als Stephan Gießmann Jugendleiter war, und erspielte sich schnell einen Platz in den damaligen Jugend-Mannschaften. Er war auch Teil des Kelheimer U16-Teams, das 2006 die DVM in Bendorf in Angriff nahm. Doch Simon interessierte sich nicht nur für den Wettkampf, sondern auch, was dahinter steckt, so ein Turnier zu organisieren und zu leiten.
So entschloss er sich, 2008 mit 18 die Lizenz zum Turnierleiter zu machen, die es in der Form inzwischen nicht mehr gibt. Im Jahr 2009 erhielt Kelheim den Zuschlag für die Oberpfälzer Schach-Einzelmeisterschaft (OSEM). Daher wurde ein Schiedsrichter mit Lizenz als Regionaler Schiedsrichter (RSR) benötigt und da Simon als einziger bereit und als einer von wenigen im Verein berechtigt war, machte er rechtzeitig vorher den RSR, um das Turnier leiten zu dürfen.
Doch damit war Simons Interesse geweckt: „Als nach 5 Jahren die Verlängerung anstand, kam Ralf Käck auf die Idee, wir könnten doch gemeinsam den Nationalen Schiedsrichter machen“, erzählt Simon mit Blick zurück. „Uli Hiemer wäre zur Verlängerung auch vor Ort und so fuhren wir nach Gladenbach und machten den NSR.“ Apropos: Dr. Uli Hiemer – damals Jugendspielleiter und Freund des Vereins seit vielen Jahren – war in dieser Zeit immer ein freundschaftlicher Begleiter und nahm Simon in den Anfangsjahren als eine Art Mentor unter seine Fittiche; er war auch einer der Geburtshelfer des WWO.
Als es dann 2015 hieß, in Rosenheim gibt es ein FIDE-Schiedsrichter-Seminar in deutscher Sprache, was damals laut Simon sehr selten war, wollten die beiden auch das noch machen. „Aber leider musste Ralf kurzfristig absagen und machte später im Jahr das Seminar dann in Dresden, wohingegen ich es in Rosenheim machte.“ Nach dem Sammeln der nötigen drei Turniernormen bekam Simon im Frühjahr 2016 den Titel FIDE Arbiter (FA), also FIDE-Schiedsrichter (FSR).
Nun war der Ehrgeiz da, auch noch den International Arbiter (IA) anzupeilen. Hierfür werden vier Turniernormen benötigt, die auf neun-rundigen Turnieren erzielt werden können und von einem IA geleitet werden. Dummerweise gibt es davon in Bayern nur eine Handvoll. Daher gestaltete sich dieses Unterfangen zäher als gedacht. Seine erste Norm erzielte Simon bereits 2016 in Wien beim Vienna Open. Da solche Normen aber nur fünf Jahre gültig sind, und dann auch noch die Pandemie dazwischen kam, ist diese leider verfallen, ehe er alle beisammen hatte.
2019 war wieder Wien an der Reihe, damals mit über 900 Teilnehmern eines der größten Turniere in Österreich. 2022 rief der BSB ein Normenturnier ins Leben und nachdem Simon es mittlerweile zum 2. Spielleiter in Bayern gebracht hatte, konnte er den Präsidenten davon überzeugen, einen IA als Schiedsrichter zu holen, damit er im Zuge dessen eine weitere Norm machen kann. Das Turnier wurde 2023 wiederholt und so hatte er 3 von 4 Normen in der Tasche (die 2016er war ja mittlerweile verfallen).
Der nationale Spielleiter der Deutschen Schachjugend, Harald Koppen, stellte Simon 2023 in Aussicht, bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Team zu sein, um dort auch noch seine letzte Norm zu bekommen. Also ab nach Willingen! Da der SK Kelheim mit einer ganzen Delegation an Spielern dort war, konnten wir Simon auf dem großen Turnier live in Aktion erleben.
Mit den vier Normen im Portfolio wurde dann auch gleich der Antrag gestellt. Nachdem die deutsche Schiedsrichterkommission seinen Antrag befürwortet hatte, ging er an die FIDE, die im 3. Quartalsmeeting darüber entscheidet. Damit dürfte Simon nun theoretisch sogar eine Weltmeisterschaft „pfeifen“.
Mittlerweile sind unglaubliche 134 Turniere als Schiedsrichter und 20 als Organisator zusammengekommen, wie die Übersicht auf der FIDE-Homepage verrät. Zusätzlich dazu ist Simon auch des Öfteren im Einsatz, wenn Schiedsrichterlehrgänge irgendwo in Bayern abgehalten werden müssen und auch kleinere Kurse wie im April 2023, als die BSJ-Kadermädchen in Kelheim zu Besuch waren, gehören zu seinem Repertoire.
Noch in diesem Dezember wird Simon, neben unserem eigenen 10. Wittelsbacher Weihnachtsopen, noch ein Highlight erleben: Hauptschiedsrichter beim German Masters 2023 in Rosenheim, also der Deutschen Meisterschaft für die Profispieler, wo das Who-is-who der deutschen Schachelite erwartet wird. Da wünschen wir viel Spaß und ein ebenso interessantes wie reibungsloses Turnier!
Nachtrag 23.12.2023
😎