Am vergangenen Sonntag hatten die ersten beiden Mannschaften des SK Kelheim Auswärtsspiele zu bestreiten. Die Erste konnte sich in der Landesliga Nord zuletzt wieder etwas Luft verschaffen, bei der Zweiten spukt das Abstiegsgespenst jedoch schon eine ganze Weile umher, nachdem der Saisonstart zunächst noch geglückt war.
SK Kelheim 1
Insbesondere die Erste hatte dabei eine halbe Weltreise bis nach Würzburg zu bewältigen, weswegen das Team schon um 6:40 Uhr aufbrach und erst um 19:00 Uhr wieder zurückkam. Mit FM Prof. Dr. Martin Kreuzer, Stephan Gießmann, Bernhard Schmid, Helmut Kreuzer, Cornelius Mühlich, Mannschaftsführer Florian Gold, Johannes Müller und Dr. Johannes Najjar war die Mannschaft top aufgestellt, wenn auch nicht in Bestbesetzung. Aber gegenüber dem SV Würzburg 1 (2081 DWZ-Schnitt) brauchte man sich gewiss nicht zu verstecken (2055).
Als Erstes war Helmut auf Brett 4 fertig und brachte das Team in Führung. Laut Floh gelang es ihm, das Zentrum vor dem gegnerischen König zu öffnen, der immer noch in der Mitte stand und dann den Damengewinn zu erzwingen. Auf dem Niveau ist die Partie dann natürlich gelaufen. Hase konnte als nächster Remis in einem ausgeglichenen Endspiel machen. Da das Team frühzeitig in Führung lag, bestand keine Notwendigkeit irgendetwas zu erzwingen. Zudem war aus der Partie schon ziemlich die Luft raus. In der Frühphase hatte er laut Joshis Beobachtung aber eine sehr zweischneidige Stellung mit einem Bauern weniger gehabt und dann noch einen weiteren Bauern geopfert. Das hat sich aber anscheinend gelohnt, denn nach einem Abtausch konnte er beide Bauern zurückgewinnen und letztlich wie erwähnt das Remis klargemacht.
Als Nächstes punktete Joshi voll. Laut Floh war er mit der Eröffnung wohl nicht 100-prozentig zufrieden und auch im Anschluss musste er sich eines forschen Angriffs erwehren: „Mein Gegner hat zwei Bauern geopfert und hatte starken Königsangriff. In beiderseitiger Zeitnot hat er den Angriff nicht perfekt gespielt und ich konnte weiter Figuren abtauschen bis es gewonnen war.“ Giesis Stellung schätzte Mannschaftsführer Floh rein von der Optik her eigentlich stärker ein, zumindest aber als angenehmer zu spielen. Objektiv jedoch war’s wohl ausgeglichen und so endete auch die Partie an Brett 2 remis. Es stand also schon 3-1 für Kelheim, ehe es in die heiße Phase ging.
Bei Martin schätzte Floh die Verwicklungen in der Partie als durchgehend äußerst kompliziert ein: „Da kann ich nicht so viel sagen, außer, dass es am Ende auch Remis ausgegangen ist.“ Bei Bernhard stand ein Turmendspiel mit einem Bauern weniger am Brett, das theoretisch auch Remis war. Laut Joshi musste er es aber sehr präzise spielen. Doch es gelang ihm alles zusammenzuhalten und die Punkteteilung nach Hause zu bringen. 4-2.
Auch Corni hatte einen Minusbauern im Endspiel, hier ging das ganze aber nicht so glimpflich aus, da es dem Gegner laut Floh gelang, Corni einen Springer wegzusperren. Mit sowohl einem Bauern, als auch quasi einer Leichtfigur weniger war dann nichts mehr zu holen und die Partie ging verloren. Floh selbst stand schon nach der Eröffnung durchgehend schlechter und musste einen Bauern geben für Spiel, den er später jedoch wieder zurückgewinnen konnte; nun hatte er sogar einen vielversprechenden Freibauern. Doch davor waren noch andere Hindernisse zu überwinden: „In der Zeitnotschlacht hab ich ungenau gespielt und wäre dann fast in ein Mattnetz geraten und konnte das nur verhindern, indem ich zwei Bauern aufgegeben hab. Allerdings hat sich mein Gegner dabei seinen Läufer am Brettrand aussperren lassen, sodass die Stellung am Ende eine Festung wurde, in die er nicht hineingekommen wäre.“ Floh hatte sich bereits auf eine lange Verteidigungsschlacht eingestellt, da nahm der Gegner das Remis-Angebot überraschend an und der Mannschaftssieg war durch. 4,5-3,5 lautete der erfreuliche Endstand aus unserer Sicht.
Da Würzburg der direkte Tabellennachbar war, machte SK Kelheim 1 einen Satz nach vorne auf Rang 4 der Landesliga Nord. Das Abstiegsgespenst, das zwischenzeitlich schon herumgespukt war, scheint damit vorerst vertrieben. Im Gegenteil: da das Feld relativ eng beisammen liegt, geht rechnerisch sogar noch was nach ganz vorne in den verbleibenden zwei Runden. In jedem Fall bleibt es weiterhin spannend.
SK Kelheim 2
Derart verheißungsvolle Nachrichten gibt es von der zweiten Mannschaft leider nicht zu verkünden. Das Drama hatte sich schon vergangene Woche angekündigt, als Mannschaftsführer Johannes versuchte, eine einsatzbereite Aufstellung für den Sonntag zusammenzubasteln. Da Benedikt in der Früh krankheitsbedingt auch noch ausfiel, blieb nichts anderes übrig als in Unterzahl beim ASV Burglengenfeld aufzukreuzen – alle spielberechtigte Reserve aus der Jugend war da bereits aktiviert worden.
Martin Blodig, Peter Hahn, Johannes Obermeier, Lena Blodig – nach vier Jahren zum ersten Mal wieder am Brett; notgedrungen – Holger Breit, Michael Gold und Arthur Sitnik lautete die tapfere Truppe, die trotz eines Spielers weniger und über 200 Punkte niedrigerem DWZ-Schnitt den Kampf aufnahm.
Am Ende war es aber vergeblich. Martin – eigentlich auf 6 gesetzt, diesmal aber am Spitzenbrett im Einsatz – holte ein Remis, was bemerkenswert ist, da er mit zwei Minusbauern ins Endspiel ging und beide schon Bauern auf der vorletzten Reihe hatten. Doch während der Gegner unter Zeitdruck war, konnte Martin einen Turm gewinnen; der jedoch alsbald wieder zurück geopfert werden musste, nachdem er die beiden gegnerischen Bauern nicht aufhalten konnte.
Remis wurde es auch bei Johannes, der sich wegen einer leichten Ungenauigkeit schon in der Eröffnungsphase durchgehend als leicht im Rückstand einschätzte. „Aber dann konnte ich durch ne Taktik in jeweils Dame + Läufer und drei Bauern abwickeln, hoch taktisch und wir haben uns dann auf Remis geeinigt bevor noch einer verliert.“ Ganz stark auch Arthur, der als U12-Spieler einen Erwachsenen mit 300 DWZ mehr aus dem Weg räumte. Dafür hat er früh einen Bauern für Gegenspiel geopfert, fast die Dame gefangen und dann mit einem brutalen Angriff den Gegner regelrecht weggefegt. Aktuell kaum zu stoppen, der Arthur, egal wo.
Aber das sollte es gewesen sein. Peter übersah in gleichwertiger Stellung einen sehr cleveren Abzug: Turm opfert sich, um Dame abzulenken, für eine Gabel. „War ein wunderschöner Zug, nur leider vom Gegner“, so Johannes. Lena hatte früh eine löchrige Königsstellung, die laut Johannes nur schwer zu verteidigen war. In der Analyse zusammen mit dem Gegner wurde wohl eine Ungenauigkeit ausgemacht, die beide als nicht schlimm einschätzten, aber dafür sorgte, dass anschließend nichts mehr funktionierte. „Ich hab dann keinen Bauern gegeben, sondern bin auf Risiko gegangen.“ Dann war’s schnell aus.
Michis Plan war laut Johannes, die Dame für Turm und Figur zu bekommen. Letztendlich gingen aber Turm und zwei Figuren dafür drauf und das Endspiel konnte er nicht halten (zwei Springer und Turm vs. Dame). Holger hingegen lag schon früh einen Bauern hinten und hatte ansonsten wohl eine ziemlich ereignisarme Partie gegen einen Kontrahenten mit über 300 DWZ mehr. Irgendwann kam dessen Bauer durch und das war’s dann. 2-6 lautet der Endstand aus unserer Sicht.
Auf die ohnehin schon angespannte Situation in der Tabelle wirkt sich die Niederlage selbstredend nicht gut aus. SKK 2 hat nun die rote Laterne in der Oberpfalzliga übernommen. Aber: es stehen drei Mannschaften punktgleich im Tabellenkeller. Das Team hat es also selber in der Hand den Klassenerhalt zu sichern, sofern Krankenstand und Terminkollisionen es zulassen, mal wieder in Bestbesetzung aufzulaufen.