Am vergangenen Samstag fand in Garching bei München die letzte Bayerische Mannschaftsmeisterschaft der Saison 2024 statt. Nach der Altersklasse U12 im Frühjahr, der U14/U16 im Sommer und den Mädchen vor kurzem, durften nun die Jüngsten aus der U10 zeigen, was in ihnen steckt.
Mit 28 Delegationen aus ganz Bayern war der Wettbewerb deutlich stärker umkämpft als in den Vorjahren (23 im Jahr 2023, nur 11 im Jahr 2022). Der Verband erhöhte wegen des Andrangs kurzfristig sogar die Teilnehmerzahl von laut Spielordnung maximal 24 auf 28 Mannschaften bzw. 112 Spieler plus Betreuer und Begleitpersonen, da Ausrichter SC Garching über die notwendigen Kapazitäten verfügt.
Mit Johannes Dombert, Alexander Nickel, Konstantin Frikel und Anton Najjar war die erste U10-Mannschaft des SK Kelheim bärenstark besetzt. Als Nummer 4 der Setzliste zählte Kelheim I zum erweiterten Favoritenkreis. Jugendleiter Cornelius Mühlich coachte die Kids vor Ort, einige Eltern waren als mentale Stütze und selbstredend als Fahrer dabei.
Doch der junge Nachwuchs war nervös vor dem Turnier! Der ganze Trubel, die mögliche Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft im Hinterkopf, die spürten schon, dass das heute eine andere Nummer ist als bei einem OSJ-Cup, wo ja fast das gleiche Format gespielt wird. Sieben Runden 15+5 hier, sieben Runden 15+0 dort. Insofern war das 4-0 gegen den SC Vaterstetten-Grasbrunn II ein Einstand nach Maß, um ins Turnier zu finden und die Aufregung ein wenig zu dämpfen.
Hart umkämpft war das 3-1 gegen SF Tegernheim. Allerdings hätte es auch ein 3,5-0,5 werden können, doch auf der Siegerstraße wurde Alex zu übermütig und setzte versehentlich patt. Johannes steuerte Remis bei, Konsti und Anton gewannen. Diese Auf und Abs zogen sich aber quer durch den Bewerb. Joshi: „Viele Partien haben sich mehrfach gedreht, gerade bei den knappen Wettkämpfen. Bei dem Turnier war es allgemein sehr knapp, ich hatte immer das Gefühl, dass wenn eine einzige Partie für uns schlechter ausfällt, wir rausfliegen.“
Der Grundstein für den weiteren Turnierverlauf wurde in Runde 3 gegen den Topfavoriten FC Bayern München I gelegt: Trotz höherer Wertungszahlen des Gegners konnte Kelheim I ein 2-2-Unentschieden durch Punkte von Konsti und Anton halten. Thomas beobachtete: „eine Niederlage wurde immer von den anderen Jungs ausgeglichen. Krass!“. Im Laufe des Turniers entstand dieses magische Etwas, wenn sich plötzlich eine Eigendynamik entwickelt, der Zusammenhalt sich festigt und jeder über sich hinauswächst. Das wurde von mehreren Beobachtern vor Ort berichtet, wie begeisternd der Teamspirit war, der sich im Laufe des Tages entwickelte. Jeder stand zu Jedem, hat mitgefeiert und -gelitten, gejubelt und getröstet.
Gegen den Fünften der Setzliste, MSA Zugzwang München I, gelang ein weiteres Unentschieden. Diesmal kamen die Punkte von Alex und Konsti. Nach zwei 3-1– (Johannes, Alex, Konsti) und 2,5-1,5-Siegen (Johannes und Anton 1, Konsti 0,5) gegen Vaterstetten I und SK Freising übernahm der Kelheimer Nachwuchs nach Runde 6 erstmals die Tabellenführung.
In der letzten Runde stand mit SK Germering I, dem Zweiten der Setzliste, ein weiterer harter Brocken auf dem Programm. Tegernheim hatte zwar gegen Kelheim verloren, ansonsten aber alles gewonnen und lag daher punktgleich im Windschatten. Schon bei einem Unentschieden konnte es passieren, dass der Platz an der Sonne Geschichte ist. Eine Niederlage, das war allen bewusst, dürfte sogar den DVM-Qualifikationsplatz kosten. Entsprechend nervös waren die Kids natürlich, denn jetzt sollte möglichst nichts schiefgehen.
Die finale Runde begann aber schon nicht optimal, denn Anton musste sich geschlagen geben. Zwar konnte Konsti kurz darauf wieder ausgleichen, aber die Bretter 1 und 2 standen bereits auf Verlust. Die Zuversicht schwand, dass das noch was werden könnte. Plötzlich begann Alex seine Züge regelrecht rauszublitzen. Im Anschluss meinte er, das war die einzige Chance, die er noch sah, die Partie vielleicht noch zu drehen. Zug-Klatsch-Zug-Klatsch, immer schneller. Und tatsächlich ließ sich der Gegner anstecken… bis der plötzlich einen Turm weniger hatte. Da ließ sich Alex nicht zweimal bitten und lochte zum Sieg und damit zum 2-2-Endstand ein. Damit blieb Team I im gesamten Turnierverlauf ungeschlagen.
Nun hieß es Daumen drücken und abwarten. Zugzwang gewann gegen den Titelaspiranten Tegernheim und zog damit selbst nach Punkten gleich. Die deutlich bessere Zweitwertung (Buchholz) krönte jedoch SK Kelheim I zum Bayerischen Meister 2024 in der Altersklasse U10. Detaillierte Ergebnisse gibt’s beim Verband.
Indessen brachen alle Dämme! Ein derart emotionales Auf und Ab hatten die jungen Nachwuchsspieler (und einige Eltern und Daheim gebliebenen im SKK-Chat gleich mit 😉 ) noch nicht erlebt. Da fiel dem ein oder anderen gleich ein ganzer Steinbruch vom Herzen. Joshi: „Ich habe auf meiner Fitness-Uhr über 10.000 Schritte und über 1.000 Kalorien mehr gemacht als bei einem normalen Tag im Büro. Das nur vom zuschauen und mitfiebern. Ich denke, das war bei den Jungs einiges mehr.“ Anschließend wurde die Siegerehrung ausführlich zelebriert.
Es ist der dritte Bayerische Meistertitel für ein Nachwuchsteam des SK Kelheim in der jüngeren Vergangenheit, nach der U12 2022 und der U20w 2024; Schulschach und Einzelmeister mal ausgeklammert. Die U10 aus Kelheim darf im Dezember in Düsseldorf um die Deutsche Meisterschaft (DVM) kämpfen. Da gibt’s ja durchaus eine Vorgeschichte! 😉 Parallel dazu geht das U14-Quartett, das sich vor wenigen Wochen als bayerischer Vizemeister dieser Altersklasse qualifizierte, zwischen Weihnachten und Silvester bei der DVM in Heidelberg an den Start. Dem SK Kelheim steht demnach ein spannender und ereignisreicher Winter bevor.
Natürlich ist so ein Mannschaftswettbewerb immer eine Teamleistung, dennoch darf man an dieser Stelle auch mal die individuellen Highlights hervorheben. Die 6,5 aus sieben Runden von Konsti zum Beispiel sind schon außergewöhnlich auf einer Landesmeisterschaft und brachten ihm den Sieg in der Einzelwertung ein. Auch die 4,5 von Alex am zweiten Brett sind aller Ehren wert. Selbst Johannes am knackigsten Brett 1 hat 50 Prozent der möglichen Punkte erkämpft und „Nesthäkchen“ Anton, der ja ebenso wie Konsti eigentlich noch U8-Spieler ist, ließ sich mit 4,0 nicht lumpen. Wie gesagt: rundherum eine tolle Teamleistung!
Aber die Geschichte ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende, denn der SKK hatte nicht nur eine, sondern gleich zwei Mannschaften nach Garching geschickt. Die Zweite bestand aus William Chakam, Lucia Riera Galmés, Jeremias Karl und David Eckrot.
Ziel war es, Erfahrung zu sammeln und die Atmosphäre einer Bayerischen Meisterschaft zu erleben. Nur im hinteren Drittel der Startrangliste gesetzt, konnten sie frei aufspielen und erzielten in sieben Runden zwei Siege und zwei Unentschieden.
Damit landeten sie vor vielen Einser-Mannschaften im Mittelfeld auf Rang 17 von 28. Ein Highlight war die Begegnung mit dem SC Unterhaching, der immerhin den amtierenden Deutschen U10-Einzelmeister im Team hatte. Trotzdem konnte unsere Zweite ein 2-2-Unentschieden erkämpfen.
Am Spitzenbrett hatte William logischerweise den härtesten Job zu erledigen, hat das aber gut gemacht und ging nicht leer aus. Lucia war, wie schon zuletzt auf der Mädchenmeisterschaft, eine Macht am zweiten Brett (4,0) und auch Jeremias an Brett 3 wuchs mit ebenfalls 4,0 über sich hinaus. David an Brett 4 kam auf 2,0.
Diesen Tag, an dem einfach alles gepasst hat, wird der Kelheimer U10-Nachwuchs samt Trainer und Begleitpersonen wohl eine Weile nicht vergessen! 😎 Danke an Thomas, Joshi und Jürgen für die Fotos und den mitreißenden Input!
Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: U10-Nachwuchstalente des SK Kelheim erobern den bayerischen Titel (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 11.10.2024)
