Zum Inhalt springen

Vier Jugendmannschaften mit Doppelspieltag

  • von

Am 27. Januar 2024 war Großeinsatz für unsere Schachjugend. Nicht nur, dass die bayerischen Ligen (Bayernliga/Landesliga) und die Ligen auf Bezirksebene (Oberpfalzliga/Bezirksliga) am selben Tag stattfanden; alle hatten im Langschachmodus Doppelrunden zu bewältigen, was im Bezirk normalerweise nicht üblich ist. Da kann so ein Spieltag zermürbend werden, Konzentrationsfähigkeit ist ebenso gefragt wie Durchhaltevermögen über Stunden hinweg.

SK Kelheim 1 (U20 Bayernliga)

Die erste Kelheimer Mannschaft musste zu ihrem Doppeleinsatz nach Regensburg/Prüfening. Mit Benedikt Huber, Laura Sophie Bauer, Moritz Ramming, Valentina Neumeier, Michael Gold und Arthur Sitnik war die Truppe vollzählig in der designierten Aufstellung am Start. Am Vormittag wartete Gastgeber SC Bavaria Regensburg auf unser Sextett und Mannschaftsführer Sebastian Piehler hatte in der Früh nichts weniger als die Tabellenführung als Motivationsziel ausgegeben.

Nach etwa anderthalb Stunden herrschte materialmäßig an allen Brettern noch Gleichstand, doch dem scharfen Beobachter Piehler war vor Ort aufgefallen, dass Laura an Brett 2 sich in einer für sie unangenehmen Variante der sizilianischen Verteidigung befand. Tatsächlich konnte ihr Gegner beim Leichtfigurenabtausch zuerst einen Bauern gewinnen und anschließend mit Dame und Springer gefährlich nahe vor der Königsdeckung herumturnen. Irgendwann war die Stellung nicht mehr zu halten und das Team lag 0-1 in Rückstand.

Erst eine knappe Stunde später, gegen halb zwei, konnte Benedikt den Ausgleich schießen. Nachdem er im Mittelspiel sogar einen Bauern in Rückstand geraten war, konnte er das Endspiel mit einem Agrartechniker mehr in Angriff nehmen. Dennoch war das alles nicht so klar, wie der MF im Chat zu bedenken gab, denn beide hatten noch die Dame, einen Turm und eine Leichtfigur, womit sich viel anstellen ließe. Aber Benedikt spielte souverän, gewann einen zweiten Bauern und als er den dritten einsacken konnte, gab sein Gegner auf.

Dann jedoch musste Leni ihre Partie abschreiben. Ein auf den ersten Blick simpler Bauernvorstoß kostet zuerst eine Quali und im Anschluss einen vollen Turm. Das ließ sich die nominell deutlich stärkere Kontrahentin nicht mehr nehmen, und Kelheim lag wieder hinten. Bei Michi hingegen hatte Piehler schon vor Mittag gemeldet: „Er hat eine Qualität gewonnen und einen gesunden Mehrbauern, das sieht sehr gut aus.“ Im Anschluss war er bemüht, dem Gegner durch Abtausch alle Kontermöglichkeiten zu nehmen, und nachdem jener auch noch seine Dame verloren hatte, gab er auf.

Bei Moritz hatte es zwischendurch nicht gut ausgesehen, als er bis zu zwei Bauern in Rückstand lag. Allerdings gelang es ihm, die gegnerische Stellung zu infiltrieren. Als Moritz mit der Dame und beiden Türmen an den königlichen Gemächern anklopfte, gab der Gegner in einer Art Notfall-Gegenmaßnahme eine Quali zurück und versuchte mit allerlei Schachgeboten das Unvermeidliche abzuwenden. Moritz ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und der Gegner gab auf. Nun lag Kelheim erstmals mit 3-2 in Führung.

Arthur spielte als letzter noch und an ihm hing es jetzt, ob es ein sicheres Unentschieden wird oder ein Mannschaftssieg. Allerdings lag er zu diesem Zeitpunkt bereits in Rückstand, einen Bauern nur, aber der Gegner hatte einen Freibauern, um den sich Arthur fortwährend kümmern musste und ihn in seinen eigenen Ambitionen hemmte. In einem Springerendspiel brachte sein Kontrahent diesen Bauern irgendwann durch. Dennoch gab Arthur nicht auf und kämpfte bis zum letzten Zug; leider vergebens. Die Begegnung endete 3-3 unentschieden.

In der Nachmittagsrunde gegen den Tabellenführer FC Ergolding 1 kam die erste Hiobsbotschaft im Chat schon nach anderthalb Stunden: Michi hat leider verloren.“ Aber auch: „Arthur steht besser, Rest ist noch ausgeglichen.“ Tatsächlich sah es in der Folge eigentlich ganz gut aus. Leni spielte bereits mit einer Figur mehr. Das ließ sie sich nicht mehr nehmen und so war der Ausgleich da. Und auch Benedikt hatte eine Quali und einen Bauern mehr, auch er holte den vollen Punkt – den zweiten an diesem Tag – sodass Kelheim abermals in Führung ging. 2-1.

Laura hingegen fand sich am Nachmittag erneut in einer Partie wieder, in der es nicht so recht für sie laufen wollte. Wieder diagnostizierte Piehler eine unangenehme Stellung, auch wenn er hoffte, dass sie das halten kann. Unglücklicherweise war dem nicht so und da auch Moritz keine entscheidenden Fortschritte machen konnte und die ausgeglichene Stellung Remis wurde, stand es 2,5-2,5.

Wie am Vormittag hatte Arthur erneut die knifflige Aufgabe, das Ruder noch herumzureißen. Anders als dort war diesmal aber ein Unentschieden nicht schon sicher, stattdessen würde Arthurs Resultat über Sieg oder Niederlage entscheiden. Zunächst kam er gut in die Partie. Je länger diese dauerte, desto mehr verflachte jedoch sein Vorteil aus der Anfangsphase. Als sein Freibauer verloren ging und in der Folge eine Leichtfigur, war das Ding nicht mehr zu gewinnen. Damit wurde es eine denkbar knappe 2,5-3,5-Niederlage für SKK 1.

Arthur war im Anschluss zu Tode betrübt, aber in Momenten wie diesen zeigt sich dann, was wir für eine tolle Mannschaft haben: Kein böses Wort kam den Teamkollegen über die Lippen, nur Trost und Aufmunterung, wohl wissend natürlich, dass alle Bretter gleich viel zählen und der rettende Punkt von überall hätte herkommen können. Über diesen Teamgeist freut man sich als Beobachter von außen fast noch mehr als über die tollen Ergebnisse, die diese sympathische Truppe auf höchster bayerischer Ebene immer wieder abliefert.

In der Tabelle der U20 Bayernliga ging es damit von Rang 3 auf 5 zurück. Da ein Spieltag mit einer Doppelrunde übrig ist, ist ein Platz auf dem Treppchen immer noch in Reichweite.

SK Kelheim 2 (U20 Landesliga Nord)

Im Vorfeld dieses Spieltags ist den Jugendleitern vermutlich das ein oder andere graue Haar gewachsen. Für den SK Kelheim, der als einziger Verein im Norden des Freistaats zwei Jugendmannschaften überregional im Einsatz hat, ist es ohnehin knifflig genug, die Bayernliga-Mannschaft bestmöglich aufzustellen und trotzdem in der Landesliga noch mithalten zu können. Diesmal hatten in der Zweiten im Vorfeld drei der vier Stammspieler abgesagt – nicht krankheitsbedingt, sondern aufgrund anderer Verpflichtungen (Schule, Ausbildung, o.ä.), die sich nicht verschieben ließen. Daher mussten Lena und Corni zaubern. Dank des großen Spielerpools konnten sie aber eine konkurrenzfähige Besetzung für die Landesliga aus dem Hut ziehen: Marcus Reimann, Konstantin Neumeier, Boris Bondarenko und Leonhard Dauerer fuhren mit Betreuer Robin Lindner nach Neumarkt.

Dort wartete in der Früh gleich der Gastgeber und die Papierform – Minus 129 DWZ-Schnitt – ließ nichts Gutes erwarten. Doch Robin meldete schon bald vielversprechende Nachrichten in den SKK-Chat. Boris war bereits seit Zug 10 mit einer Leichtfigur mehr unterwegs. Dieses Heft ließ er sich nicht mehr aus der Hand nehmen und lochte gegen Mittag zum 1-0 ein.

Konny steuerte kurze Zeit später ein Remis bei. Einerseits hatte er einen vielversprechenden Angriff am Laufen, war andererseits aber materialmäßig in Rückstand. Der Gegner zwang ihn im Endspiel in eine Stellungswiederholung, sodass er nicht so recht wusste, ob er sich über den halben Punkt nun freuen soll oder nicht.

Marcus hatte praktisch von Beginn an die aktivere Stellung, kontrollierte offene Linien, musste aber konzentriert bleiben, denn entschieden war noch nichts. Leonhard hatte laut Beobachter Robin vor Ort zu Beginn Entwicklungsvorteil, konnte diesen aber nicht zu seinem Vorteil nutzen. Im Gegenteil: praktisch das gesamte Mittelspiel war Leonhard ein bis zwei Bauern in Rückstand. Am Ende konnten sich beide bärenstark den vollen Punkt schnappen, sodass der SKK einen unerwartet deutlichen 3,5-0,5-Sieg davontrug.

Nach Pizza zu Mittag ging unser Quartett mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor in die Nachmittagsrunde, denn es stand der Bayernliga-Absteiger und unangefochtene Tabellenführer SC Noris-Tarrasch Nürnberg auf dem Programm, der in jener Aufstellung gegen unsere Jungs antrat, mit der sie kürzlich Deutscher U16-Vizemeister geworden sind. Mit einem knapp 600 (!) DWZ höheren Schnitt brauchen wir es auch nicht spannend zu machen: Tarrasch machte kurzen Prozess und holte mit 0-4 die nächsten zwei Punkte auf ihrem Weg zurück in die Bayernliga, wo sie auch hingehören. Erwähenswert ist allerdings, dass Boris fast zweieinhalb Stunden durchgehalten hat!

Weiterhin findet sich unsere zweite Mannschaft im Mittelfeld der Landesliga Nord wieder, was eine ganz starke Leistung ist für eine Zweier-Mannschaft unter all den Einser-Teams.

SK Kelheim 3 (U20 Oberpfalzliga)

SKK 3 stand vor dem Doppelspieltag auf dem zweiten Rang in der Tabelle. Aber: aufsteigen kann die Truppe ohnehin nicht, solange SKK 2 seinen Landesligaplatz nicht durch Abstieg verliert. Daher war es logisch, dass die notgedrungenen Personalrochaden in der Zweiten Auswirkungen auf SKK 3 haben würden. Maxim Weinberger, Korbinian Pritschet, Theodor Nickel und Maximilian Buchhammer fuhren mit Mannschaftsführer Johannes Obermeier nach Nittenau.

Am Vormittag ging es gegen SF Tegernheim 2 – und das war wie üblich ein harter Kampf. Erst nach über zwei Stunden konnte Korbi an Brett 2 die Partie für sich entscheiden. Eine Viertelstunde später folgte Maxim und als Theodor gegen 13 Uhr ein Remis herausholen konnte, war der knappe 2,5-1,5-Sieg im Sack. Nur Maximilian musste eine Niederlage einstecken, was als Rookie gegen eine 1200er aber kein Beinbruch ist.

Am Nachmittag war gegen die zweite Mannschaft des SC Bavaria Regensburg kein Staat zu machen. Nur Theodor konnte abermals Remis herausschinden, aber das war’s. So stand unter dem Strich ein deutliches 0,5-3,5 zu Buche.

In der Tabelle ging es folglich ein paar Plätze nach hinten auf Rang 4. Nach wie vor ist das Team aber gut dabei und auch hier ist noch eine Doppelrunde Anfang März anhängig.

SK Kelheim 4 (U20 Bezirksliga)

Wenn oben Personal rochiert, wirkt sich das wie eine Kaskade auf die unteren Mannschaften doppelt und dreifach aus. In dieser Aufstellung – Lukas Riera Galmés, Konstantin Frikel, Leon Stöhr und David Eckrot – war die vierte Jugendmannschaft noch nie am Start; David – Position 25 der Setzliste – wurde erst am Samstag früh um 8 Uhr notbesetzt, da es einen weiteren Ausfall gab, und kam so unverhofft und völlig unvorbereitet zu seinem Bezirksliga-Debüt.

So war gegen den Tabellenführer ASV Burglengenfeld natürlich nichts zu machen. Alle kämpften tapfer und gaben ihr Bestes, aber das 0-4 war nicht abzuwenden.

In der Mittagspause waren die Kids zusammen mit den Teamkollegen aus der dritten Mannschaft auf dem Spielplatz zum Austoben. Betreuer Thomas Nickel fiel „die gute Stimmung und der Zusammenhalt unserer beiden Teams auf, auch wenn es teils gegen übermächtige Gegner zu kämpfen galt“. Das ist schön zu hören.

Am Nachmittag war SC Bavaria Regensburg 3 an der Reihe. Da lief es wesentlich besser. Lukas, Konsti und Leon konnten ihre Partien nach Hause schaukeln. Bei David merkte man einfach, dass er zu kämpfen hatte in diesem Umfeld. Selbst Sachen wie die Züge aufschreiben zu müssen, waren für einen jungen Spieler, der bisher quasi nur OSJ-Cup gespielt hat, noch fremd. Trotzdem toll, dass er so kurzfristig eingesprungen ist. Und mit Sicherheit konnte er dabei etwas mitnehmen!

In der Tabelle gab es natürlich einen kleinen Rückschlag. Aber: Es darf nicht übersehen werden, dass Kelheim aufgrund einer verschobenen Begegnung mit Nittenau eine Runde weniger auf der Uhr hat als viele andere. Bereinigt ist die Spitze nach wie vor in Reichweite, sofern am letzten Spieltag wieder zu anfänglicher Stärke zurückgekehrt werden kann.

Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: U20-Schachstrategen von Bayernligist SK Kelheim schrammen gegen Ligaprimus am Coup vorbei (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 31.01.2024)