Die DEM 2023 ist Geschichte! Von 28.05. bis 03.06.2023 haben 776 Jugend-Schachspieler sieben Tage lang ihr Bestes gegeben und 3372 Partien mit 134888 Zügen gespielt – und da ist die „Königsklasse“, der Dabei-Cup 😉 , noch gar nicht mitgerechnet. Wir haben das Turnier ja live in Tickerform verfolgt, doch nun ist Zeit, aus Kelheimer Sicht ein Fazit zu ziehen.
Im dritten Jahr in Folge ist der SK Kelheim mit zwei qualifizierten Jugendspielern dabei gewesen. Neu war 2023 jedoch, dass der SKK ein Vereinsevent daraus gemacht hat. Acht weitere Spieler waren in den offenen U25-Klassen gemeldet und samt Conny als Betreuer, Johannes als interessierter Zuschauer und Dabei-Cup-Spieler, sowie den Familien einiger Spieler hätten wir auch in einem eigenen Omnibus anreisen können. Das war, neben dem generell schon überwältigenden DEM-Flair mit 1000 Leute an einem Ort mit viel Schachprominenz und einem üppigen Rahmenprogramm, das i-Tüpfelchen.
Sportlich konnten unsere Spieler einige Glanzlichter setzen, wenngleich es für ganz nach vorne, sprich zu einem Treppchenplatz oder gar Titel, leider nicht gereicht hat.
Das absolut gesehen beste Resultat auf Bundesebene erzielte Leni mit Platz 6 in der U14w. Mit 5,5 Punkten aus 9 Runden konnte sie ihren Startplatz 12 erheblich verbessern und war zudem beste Bayerin in dieser Altersklasse. Vier Siege, drei Remis und zwei Niederlagen standen am Ende zu Buche. Bei genauer Betrachtung wurde sie ausgerechnet durch die verlorene Partie gegen Verbandskollegin Julia aus dem Titelrennen geworfen und auch das ein oder andere eher zahnlose Remis sorgte dafür, dass die Spitze im Endspurt nicht mehr zu erreichen war.
In der letzten Runde tischte sie ihrer Gegnerin noch eine Partie auf, mit der jene sicherlich (und sichtlich) nicht gerechnet hatte. Die ungewöhnliche Eröffnung kostete jener über Gebühr an Zeit, was am Ende entscheidend werden sollte für den Sieg. Eigentlich hatte sich Leni das für die „entscheidende Schlacht“ im Titelkampf zurechtgelegt gehabt, aber dazu kam es ja nicht. Rang 6 war der erste, der nicht auf die Bühne durfte bei der Siegerehrung und keinen Pokal erhielt. Daher war ihre Laune bei den Feierlichkeiten nicht die allerbeste. Insgesamt kann sie mit dieser Position auf einer Deutschen Meisterschaft aber sehr zufrieden sein.
Der andere Qualifizierte des SK Kelheim, Moritz in der U12, hatte eine erste Turnierhälfte zum Vergessen. Nach dem „Pflichtsieg“ in Runde 1 gegen die untere Tabellenhälfte ging leider erst einmal nicht mehr viel vorwärts. Gut, in Runde 2 wartete der Erste der Setzliste mit 2250 DWZ, aber auch die Runden 3 und 4 gegen niedriger geratete Gegner gingen bedauerlicherweise verloren, sodass Moritz zwischenzeitlich bis auf Rang 47 der Tabelle zurückgereicht wurde.
Dann jedoch setzte der amtierende Bayerische Meister mit vier Siegen in Folge und einem Remis zu einer phänomenalen Schlussattacke an, kämpfte sich mit 5,5 Punkten wieder auf Rang 16 nach vorne und landete damit genau dort, wo er auch gestartet war.
Von den SKK-Spielern der offenen U25-Klassen tat sich Arthur in der ODJM-B äußerst positiv hervor. Nur von Rang 80 der Setzliste ins Turnier gegangen, musste er ausschließlich gegen teils deutlich höher eingestufte Kontrahenten antreten. Dennoch konnte er 4,5 Punkte holen und mit Platz 45 seine Startposition erheblich verbessern. Wie sehr Arthur über seinem Rating gespielt hat, zeigt die DWZ-Auswertung, die ihn etwa 100 Punkte nach oben katapultiert hat. Ohne das unglückliche Patt in Runde 8, wo er seinen Gegner schon bei „matt-in-zwei“ hatte, wäre es nochmal mindestens 10 Plätze weiter nach vorne gegangen im dicht gedrängten Feld.
Eine überragende erste Turnierhälfte hat Leo in der ODJM-C gespielt. Nach Runde 6 tauchte er ungeschlagen sogar auf Rang 3 der 99 Teilnehmer umfassenden Kategorie auf.
Dann jedoch ging irgendwie der Faden verloren. Mit drei Niederlagen am Stück fiel Leo noch bis auf Rang 28 zurück und wurde dabei auch von seinen Teamkollegen Maxim und Leonhard noch überholt. Trotzdem wird er sich über ein ordentliches DWZ-Plus freuen dürfen.
Maxim war zu Beginn des Turniers im Parallelflug mit Leo unterwegs und mischte ebenfalls in den Top 10 mit, musste dann mit einem Remis jedoch ein wenig abreißen lassen in diesem dicht gedrängten Feld, wo ein halber Punkt Unterschied bereits unzählige Platzierungen ausmachte. Im Schlussspurt hatte Maxim jedoch den längeren Atem und arbeitete sich mit 6 Punkten noch bis auf Rang 12 nach vorne. Leider musste er dabei häufig gegen niedriger geratete Gegner antreten, weswegen es wohl trotzdem kaum DWZ-Plus geben wird.
Der dritte Wettstreiter in der ODJM-C war Leonhard. Er hatte in der Mitte des Turniers einen Durchhänger, legte dann am Ende aber nochmal mit drei Siegen und einem Remis nach und erreichte ebenfalls sehr gute 5,5 Punkte, was zu Rang 26 führte, womit er seinen Startplatz ebenfalls verbesserte. Auffallend war jedoch, dass die Niederlagen meist mit extrem viel Restzeit auf der Uhr – 1:23, 1:28, 1:35 (!) – eintraten. Wenn er es noch schafft, die zur Verfügung stehende Bedenkzeit sinnvoll zu nutzen, ginge die ein oder andere Partie vielleicht anders aus. Da steckt also noch Potenzial, das einfach nutzbar wäre.
Corni und Floh traten in der ODJM-A an, wo natürlich ordentliche Kaliber inklusive IM am Start waren. Beide holten 4,5 Punkte, auch dank eines Sieges in der letzten Runde, und landeten damit einhellig nebeneinander auf den Plätzen 37 und 38 des 65 Teilnehmer umfassenden A-Feldes. Beide waren mit ihren Partien, mit dem Turnierverlauf an sich, nicht zufrieden, schlossen auch hinter ihren Startpositionen ab und wirkten zwischendurch etwas ratlos, warum ihnen die Partien immer wieder aus den Fingern glitten. Da waren die Siege in der letzten Runde Balsam für die Seele.
Ein Turnier zum Vergessen erlebten Peter in der ODJM-A und Konny in der ODJM-B. Beide waren fast am Ende des Feldes gesetzt und mussten daher per se beinahe ausschließlich gegen stärkere Gegner antreten. Konny holte in der ersten Hälfte immerhin drei Remis, womit er auch zufrieden war angesichts der Rahmenbedingungen, brach dann jedoch ein und kam auf 2,5 Punkte nur aufgrund von Spielfrei in Runde 9. In einer Runde kämpfte er fünfeinhalb Stunden lang und hatte am Ende trotzdem nichts Zählbares vorzuweisen. Das war schon bitter für ihn.
Peter holte gleich in Runde 1 ein starkes Remis gegen einen deutlich stärker gerateten Gegner der oberen Tabellenhälfte. Dann jedoch ging aus irgendwelchen Gründen nichts mehr. In Runde 5 schaffte er noch einen Sieg, die übrigen Partien gingen, teils auch sehr bald nach Rundenstart, verloren, sodass wahrscheinlich auch hier noch Potenzial brach liegt, wenn die Bedenkzeit gewinnbringend investiert wird. Hier wird es leider ein erhebliches DWZ-Minus geben, er hat sich deutlich unter Wert verkauft.
Nicht vergessen dürfen wir Johannes, der beim Dabei-Cup mit nicht weniger als fünf Siegen Rang 8 geholt hat. Und auch wenn er als passives Mitglied nicht sofort als SKKler zu erkennen ist, da er für seinen Heimatverein SC Noris-Tarrasch Nürnberg antritt, sind Gratulationen angebracht, denn Arne hat sich in der ODJM-A mit drei Siegen, drei Remis und drei Niederlagen hervorragend geschlagen. Er konnte sich von Startrang 58 auf 29 verbessern und spielte eine 2039er Leistung.
Natürlich geht das alles nicht ohne die entsprechende Vorbereitung. Für Moritz war sein persönlicher Trainer Conny mit dabei und von BSJ-Seite außerdem Zarko Vuckovic mit der Aufgabe betraut. Leni wurde in der Regel BSJ-seitig von Philipp Müller vorbereitet. Floh kümmerte sich um seinen Schützling, wenn von der BSJ nicht vorbereitet wurde, z.B. gegen Verbandskolleginnen. Die ODJM-Spieler wurden von Conny, Corni, Floh und Johannes an den Abenden präpariert.
Auch abseits der Schachbretter wurde unseren Willingen-Fahrern nicht langweilig. Jeden Abend stand auspowern auf dem Sportplatz auf dem Plan, wo in der Regel Fußball gespielt wurde. An den spielfreien Vor- oder Nachmittagen wurde der Miniatur-Golfplatz besucht, die Sommerrodelbahn, eine Kart-Rennstrecke, ein Spielplatz oder man beteiligte sich an den zahlreichen Wettkämpfen, die die DSJ ausrichtete, wie etwa das Völkerball- oder Tischtennis-Turnier. Aber auch andere Gesellschaftsspiele oder Einführungen in diverse Zaubertricks durch Johannes waren eine willkommene Ablenkung.
Die einwöchige, neun Runden andauernde Veranstaltung wurde durch die dreistündige Abschlussfeier und Siegerehrung beendet, wo auch „unser“ Schiedsrichter Simon als Stargast zum Einsatz kam.
Theoretisch könnte man an dieser Stelle noch den Twitch-Kanal der Deutschen Schachjugend verlinken, wo täglich Liveübertragungen aus Willingen stattgefunden haben und auch die Abschlussfeier zu sehen ist, doch aus Kelheimer Sicht ist das nicht sehr ergiebig. Ich habe natürlich nicht alle 30 Stunden Videomaterial minutiös gesichtet, doch beim Durchklicken durch alle Streams war einzig Moritz mal zufällig mit im Bild, als er in Runde 2 gegen FM Christian Glöckler gespielt hat. Ansonsten fand der SK Kelheim auf dem DSJ-Twitchkanal nicht statt, trotz 10 Spielern in fünf Kategorien. Klar, bei über 700 Teilnehmern kann verständlicherweise nicht jeder mal drankommen. Aber nicht einmal, als SKKler am zweiten respektive dritten Brett ihrer Kategorie gespielt haben, war dies eine Minute Streamingzeit wert. Schade.
Zusammenfassend die Ergebnisse aller Kelheimer auf der DEM respektive ODJM 2023:
6. U14w Valentina Neumeier (5,5/9)
12. ODJM-C Maxim Weinberger (6,0/9)
16. U12 Moritz Ramming (5,5/9)
26. ODJM-C Leonhard Dauerer (5,5/9)
28. ODJM-C Leonhard Neumeier (5,0/9)
37. ODJM-A Cornelius Mühlich (4,5/9)
38. ODJM-A Florian Gold (4,5/9)
45. ODJM-B Arthur Sitnik (4,5/9)
62. ODJM-A Peter Hahn (1,5/9)
99. ODJM-B Konstantin Neumeier (2,5/9)
Dazu gab es auch zwei Zeitungsartikel: Mittelbayerische Zeitung, heimatsport 10.06.2023