Schon in den Jahren 2016 bis 2019 galt das Grenke-Open als eines der größten Schachturniere der Welt. Dann jedoch grätschte die Pandemie dazwischen und das 2020er-Turnier musste abgeblasen werden; mutmaßlich mit derartigen Verlusten, dass es bis einschließlich 2023 nicht wieder ausgetragen werden konnte.
Für 2024 sollte das Grenke jedoch wieder zurückkommen – und wie. Das parallel im selben Spielsaal laufende Grenke Chess Classic wurde auf einen ungewöhnlichen Modus 45+10 umgestrickt, vermutlich um Rekordweltmeister GM Magnus Carlsen mit ins Boot zu bekommen, der bekanntlich ein Verfechter der verkürzten Bedenkzeit ist. Dazu der deutsche Shooting-Star GM Vincent Keymer, der Gewinner des letzten Open GM Daniel Fridman, ja sogar der amtierende Weltmeister GM Ding Liren ließ sich nach Karlsruhe locken. GM Maxime Vachier-Lagrave und GM Richárd Rapport vervollständigten die illustre Classic-Runde, die auf dem Podium der Spielhalle über dem Rest des Opens thronte. Welcher Schachspieler würde das nicht gerne mal erleben, zusammen mit dem Who-is-Who des Chess unter einem Dach ein Open zu spielen?
Auf jeden Fall musste man schnell sein dafür, denn die Startplätze beim ersten Grenke-Open seit 2019 waren schon wenige Tage nach Freischaltung der Anmeldung weg. 2.774 Spieler waren letztendlich angemeldet, aufgrund der üblichen Last-Minute-Absagen oder Krankheitsfälle hatten die Organisatoren tatsächlich den Ansturm von 2.551 Spielern zu bewältigen, die für das Grenke Chess Open in die Schwarzwaldhalle strömten. Der Wahnsinn.
Mittendrin statt nur dabei waren bei diesem Spektakel Benedikt Huber und Laura Sophie Bauer vom SK Kelheim. Aufgrund der Rahmenbedingungen gerieten die eigenen Partien fast ein wenig in den Hintergrund, dabei hatte insbesondere Laura allen Grund zur Freude. Sie spielte im B-Open und war als 162. der Setzliste ins Turnier gegangen. Bis eine Runde vor Schluss kämpfte sie noch um die Wertung der besten Dame mit und auch in der Schüler-Wertung (bis Jahrgang 2010) war sie vorne mit dabei.
„Grenke ist bei mir seit etwas Längerem das erste Turnier, bei dem ich meine Leistung ungefähr spielen konnte“, meinte Laura zu ihrer Performance. „Von den fünf Weißpartien hab ich vier so ziemlich ohne wirkliche Fehler gewonnen.“ Nur mit ihren Schwarzpartien war Laura überwiegend nicht zufrieden: „In der 4. Runde dann wieder mit schwarz habe ich schon wieder ein Springeropfer auf f7 übersehen, nur dass mein Gegner es diesmal selber gesehen hat und damit die Partie gewann. In der Schwarzpartie am nächsten Tag hab ich remis gespielt, weil ich in einem Turmendspiel zwei Fehler meines Gegners nicht ausnutzen konnte. Die vorletzte Partie gewann ich mit schwarz, da ich durch eine Taktik eine Figur gewann, sie zwar auch wieder verlor, aber das Damenendspiel mit zwei Bauern mehr gewinnen konnte.“
In der letzten Runde musste sie erstmals auch mit Weiß zurückstecken:
Das ist die Stellung in der letzten Partie. „Mit Sxc6 kriege ich einen starken Angriff, mit Turm und Dame, schwarz hätte den Springer zurückgegeben müssen und ich hätte min. 2 Bauern mehr.“ Doch es hat nicht sollen sein. Mit 6,0 aus 9 und Rang 121 im 1.177 (!) Teilnehmer umfassenden B-Open kann sie aber dennoch sehr zufrieden sein.
Benedikt wollte sich zu seinem Turnier nicht groß äußern, wobei das natürlich ausschließlich dem eigenen Anspruch geschuldet ist. Ja, 3,0 aus 9 und Rang 756 von 935 Startern im A-Open liest sich auf den ersten Blick vielleicht nicht prickelnd, aber im A-Open war die absolute Weltspitze am Start, darunter GM Hans Moke Niemann, der das Turnier am Ende auch gewann, GM Dmitrij Kollars, die GMs Frederik und Rasmus Svane oder auch die Cracks bei den Damen wie IM Deshmukh Divya oder WIM Kateryna Dolzhykova.
Fürs nächste Jahr wünscht sich Benedikt mehr Kelheimer Nachdruck: „Wert war’s aber auf jeden Fall mal, das Grenke selber zu sehen und zu spielen“, meinte er. „Darf aber gerne mal eine Kelheimer Armee nächstes Jahr hin marschieren, macht in der Gruppe mehr Spaß.“
Erste Sahne waren Laura und Benedikt auf jeden Fall bei der Trophäenjagd zwischen den Runden. Laura konnte die Autogramme aller sechs Classic-Teilnehmer abgreifen:
Benedikt konnte dafür sein SK-Kelheim-T-Shirt dergestalt veredeln, dass es ab sofort nie wieder gewaschen werden darf.
Die offiziellen Endergebnisse sind hier zu finden: